Freitag, 31. Juli 2015

Einfach nur Brombeertorte

Wilde Bormbeeren als kultivierter Nachtisch

Brombeeren, Brombeeren und noch mehr davon! Nach dem 5 Glas Marmelade überlgt man sich, ob man noch mal ins stachilge Gebüsch springen soll. Aber die Beeren sind so lecker! Für Blogleser mit Brombeerüberschuss hier ein tolles, super leckeres Tortenrezept mit den wilden Früchten.

Brombeertorte
Brombeermarmelade, Marzipan und frische Brombeeren geben dieser
Creme-Torte ihren fruchtigen Geschmack.

Abgekupfert und abgeändert

Ich hab das nicht erfunden! Das Rezept stammt - mit einigen Variationen - von Tatjana und ihren noch sehr jungen Blog Wiesenknopfschreibselei. Die dort angegebenen Johannisbeeren hatten meine Kinder am Tag vor dem Backen leer gefuttert, so dass ich mit dem Marzipan in der Hand die kleinen, roten Beeren vergeblich in der Küche gesucht habe. "Mama, die sind doch schon lange weg." MÖÖÖÖ. Was mache ich denn nun? Da! Brombeeren in der Hecke! Nix wie rein in den Stachelwald. Gelten Brombeeren als Unkraut? Hm. Wildfrüchte sind es auf alle Fälle. Dann passen die ja noch besser in den Unkrautgourmet,  als die kultivierten Johannisbeeren.
Brombeeren
"Wenn wir groß sind wollen wir auch Torte werden!" Jetzt ist Brombeerzeit!

Zutatenliste für die Brombeertorte

Mürbeteig:
  • 110 g Butter
  • 50 g Zucker
  • 1 Prise Salz
  • 1 Eigelb
  • 200 g Mehl

Marzipanboden:
Marzipaneinlage in der Brombeertorte
Detailblick in den "Fußboden" der Torte: Teig,
Brombeermarmelade, Marzipan, Marmelade, Creme.
  • 200 g Marzipanrohmasse
  • 30 g Puderzucker
  • 1 Glas Brombeermarmelade (klar selbstgemacht: 1 kg Brombeeren sammeln, weich kochen, 750 ml Saft abmessen und mit 2:1 Gelierzucker der Packung nach zubereiten. Reicht der Saft nicht, kann auf einen 3/4 l mit Wasser oder Apfelsaft aufgefüllt werden)
  • 50 g Kleie (oder zerkrümelte Kekse, siehe unten)

Cremefüllung:
  • 8 Blatt Gelatine
  • 500 g Sahne
  • 150 g Quark
  • 150 g Mascarpone
  • 150 g Natur-Joghurt
  • 50 g Puderzucker
  • 2 EL Zitronensaft

Belag und Guss:

  • etwa 300 g Brombeeren
  • 2 EL Kartoffelstärke
  • 4 EL Zucker
  • 500 ml Apfelsaft (Wasser ist besser!)

Zubereitung der Brombeertorte

Brombeer-Belag
Brombeeren als Tortenbelag. Nun kann entweder Gelatine
oder Tortenguss über die Früchtchen.
Aus dem Mürbeteig-Zutaten einen Knetteig herstellen, auf Springformgröße ausrollen, in ein Springform legen und 8 min bei 180 Grad backen. Auskühlen lassen und auf eine Tortenplatte legen
und mit einen Tortering umstellen. Wer den nicht hat, der kann den Teigboden direkt in der Springform auskühlen lassen und  den Rand eingespannt lassen.  Die Platte mit Brombeermarmelade bestreichen. Das Marzipan mit dem Puderzucker verkneten, auf Teigplattengröße ausrollen und auf die Marmeladenschicht geben. Noch eine Schicht Marmelade darauf streichen und mit Kleie bestreuen.
Für die Creme die Gelatine einige Minuten einweichen, ausdrücken und in einen Topf leicht erwärmen, bis sie flüssig wird. Sahne steif schlagen. In einer zweiten Schüssel Quark, Mascapone, Joghurt, Puderzucker und Zitronensaft verrühren, 2 Löffel abnehmen und unter die Gelatine rühren und die Gelatine-Masse zur Creme geben. Mit der Sahne alles zusammen verrühren und auf den Boden verstreichen. Die Torte für 2 Stunden in den Kühlschrank geben. Dann die Brombeeren auf der angehärtete Creme verteilen. Aus Stärke, Saft und Zucker einen Tortenguss kochen, leicht abkühlen lassen und zügig über die Brombeeren geben. Die Torte wird nun weitere 5 Stunden, am besten über Nacht, in den Kühlschrank zum Aushärten gegeben. Tortenring entfernen oder den Springformrand abnehmen und ....lecker lecker :)

Und was fiel mir sonst noch so bei dem Rezept auf?

Mit Wasser statt Apfelsaft wäre der Guss heller geworden.
Schmecken tut die Torte aber vorzüglich!
  • Der Marzipanboden macht die Torte knalle-süß, deswegen hab ich die Zuckermenge aus dem Originalrezept reduziert. Wenn das Obst sauer ist kann man die Zuckermenge aus dem Rezept des Wiesenknopfgeschreibsels nehmen.
  • Den Tortenguss würde ich das nächste Mal mit Wasser anrühren, nicht mit Apfelsaft. Damit schmeckt er zwar etwas "leer", aber die Früchte darunter sieht man besser - oder wenigstens einen Teil Saft durch Wasser ersetzten.
  • Oder ich würde statt Tortenguss gleich zu Gelatine greifen. Bin ein Fan von zerriebenen tierischem Bindegewebe, das wird einfach viel fester als ein Tortenguss. Außerdem: wenn man schon Tiere für Wurst und Co. um die Ecke bringt, kann Schwein, Rind und Co. auch vollständig verwerten kann.  Das haben unsere Vorfahren schon immer so gemacht. Außerdem ist Gelatine ein recht hochwertiges Eiweiß. Alternativ kann man hier auch mit Agar-Agar oder Pektin arbeiten. Jeder nach seinen Vorlieben.
  • Apropos Tortenguss: Meine Oma hat den immer mit Kartoffelstärke angerührt und ich mach das seither auch so. Schaut mal auf die Zutatenliste von gekauftem Tortengusspulver: Da ist Carageen drin. Das braucht kein Mensch. Es ist ein recht umstrittender Inhaltsstoff, den etliche Studien als Brustkrebsausslöser und Verantwortlichen für Magengeschwüre entlarvt haben. Carageen findet sich auch in handelsüblicher Sahne. Bio-Sahne hat -meistens- keines. Da lohnt sich der Blick aufs Etikett. Carageen dient als Verdickungsmittel. Lustiger Weise merke ich keinen Unterschied, wenn ich Omas Variante und ein Tortenguss aus dem Tütchen vergleiche. Einen ultimativen Verdickungseffekt hat es also in der vorhandenen Tütchedosis nicht. Protagonist ist und bleibt im Tortenguss die Stärke! Ansonsten besteht käufliches Tortengusspulver noch aus einer unbekannten Minimenge  Weinsäure (E336)  und einer Prise Kaliumchlorid - ein Verwandter von Natriumchlorid: Salz. Also wer möchte kann Omas Variante noch eine Prise Salz und ein Spritzer Zitronensaft zufügen.
     
    Ein Stück Brombeertorte
    Iss mich! Brombeertorte zum Anbeißen.
  • Schmeckt bestimmt auch in der Beeren-Variante mit Stachelbeeren, Erdbeeren oder Himbeeren.
  • Statt Kleie gibt Tatjana in ihrem Rezept zerkleinere Löffelbiskuits an. Das geht natürlich auch. Alternativ sind auch Butterkeks denkbar oder zerkrümelter, hart gewordener Rührkuchen von letzter Woche, Haferflocken,... was eben da ist. Ich habe mich dieses Mal für geschmacksneutrale Kleie und einer generellen Zuckerreduktion im Rezept entschieden, weil meine Brombeere deutlich süßer sind, als Johannisbeeren und ich finde, dass Marzipan an sich schon wahnsinnig süß ist. In dem Fall hat sich das Reduzieren der Süße gelohnt: Der Brombeergeschmack hat sich neben dem Marzipan etabliert und ist nicht vom Zucker "erschlagen" worden. Danke Tatjana, für das Rezept! Hier sind viele Varianten möglich, so was liebe ich.
Das nächste man kommt auch eine Lage Brombeeren zwischen der letzten Marmeladenschicht
und der Creme. Alternativ ließen sich auch Brombeeren vorsichtig unter die Creme ziehen.
Doch jetzt erst mal: Guten Appetit!

Donnerstag, 30. Juli 2015

Unkautvernichter oder was ist eigentlich ein gesetzlicher Grenzwert?

Heute gibt es Gedankenfutter: schwere Kost! Das Thema "Grenzwert und Unkrautvernichter" brennt mir nach einer hitzigen Diskussion  mit einen Landwirt  unter den Nägeln und ich habe lange überlegt, ob ich euch das "zumuten" soll. Doch das Thema ist zu wichtig. Jeden betrifft es! Hier also der Unkrautgourmet, ich, live und in Farbe, kritisch und direkt.


Mehr Unkrautvernichter direkt vor der Ernte

Nach der verbalen Schlacht am Acker kann ich mich nur über unsere grandiose Ignoranz und Unwissenheit wundern. Der Landwirt hatte fleißig Glyphosat - sprich Unkrautvernichter einer besonders berühmt berüchtigen Firma - auf seinem Kartoffelacker gesprüht. Er hat die Pflanzen nicht wegen des Unkrauts gespritzt, das wächst bei ihm schon lange nicht mehr, sondern in Hochdosis auf die Kartoffelpflanzen direkt aufgebracht, um diese abzutöten! Ja, er tötet die Kartoffelpflanzen mit einem Herbizit. Wusstet ihr nicht? Kartoffen, Weizen, Roggen und viele andere Nutzpflanzen werden im konventionellen Landbau kurz vor der Ernte einer richtig hohen Dosis Herbizit ausgesetzt, damit nicht nur die Unkräuter, sondern auch die eigentlichen Nutzpflanzen absterben. Der Fachmann nennt das Sikkation und für diesen Zeitpunkt gelten deutlich höhere Grenzwerte - pardon, das heißt dann "Rückstandshöchstgehalt", wie mich der Landwirt während unseres Gesprächs aufklärte - als für einen früheren Zeitpunkt der Behandlung. Das dicke Ende Gift kommt also kurz vor der Ernte auf unser Essen! Jedenfalls habe ich beim Bundesamt für Risikobewertung mal nachgeschaut:
"Der Rückstandshöchstgehalt für den Einsatz als Mittel zur Bekämpfung von Wildkräutern in Getreidekulturen liegt zum Beispiel für Buchweizen und Reis bei 0,1 mg pro Kilogramm Erntegut. Wird Glyphosat zur Vorerntebehandlung (Sikkation) eingesetzt, dann gilt für Weizen und Roggen beispielsweise ein Rückstandshöchstgehalt von 10 mg pro Kilogramm Erntegut."(Quelle: www.bfr.bund.de)

Kurz vor der Ernte das Hundertfache an
Vernichtung. Unser täglich Tod gib uns heute...
Der Hundertfach erhöhte Grenzwert gilt zu einen Zeitpunkt, kurz bevor Obst, Gemüse und Getreide geerntet werden! 100 Mal mehr!  Warum? Na, weil sich z.B. Karoffeln dann leichter aus dem Boden lösen lassen, weil Getreide schneller reift, wenn die Mutterpflanze austrocknet und abstirbt. Der Bauer wartet nicht, bis die Pflanze von alleine ihrem Ende entgegen geht. Warum? Wegen uns, den Verbrauchen! Die Kartoffen werden noch nicht ganz reif geerntet, damit sie länger lagerfähig sind und damit wir das ganze Jahr über möglichst lange Kartoffen haben, auch weit jenseits der Kartoffel-Saison. Wir tragen mit unserem Einkaufsverhalten unseren Teil zu diesem Irrsinn bei und essen das ganze Zeug mit! Für unsere Dauernachfrage nach der Knolle muss ein Teil der Ernte halbreif geerntet und in Kühlhäusern mit viel Stromverbauch gelagert werden. Ökologisch ist das nicht. Deswegen heißt es ja auch "konventioneller" Landbau. Darüber nachdenken tut keiner so recht. Müsst ihr auch nicht. Das mache ich heute für euch. Ihr sollt/dürft heute lesen und anschießend Eure Schlüsse daraus ziehen.
Denn der Irrsinn fängt erst richig an. 100 Mal mehr. Es geht also um Grenzwerte. Und immer wieder stelle ich fest: Keiner macht sich darüber Gedanken, was so  ein gesetzlicher Grenzwert eigentlich genau definiert. Gesundheit? Definiere Gesundheit! Zu schwammig. Es geht viel konkreter. Bitte weiterlesen! Hier also ein Denkanstoß zu Grenzwerten.  Über nachfolgende Kommentare freue ich mich, auch über die Verbreitung des Artikels, wenn er euch gefällt, weil ich täglich erlebe, dass bei der Diskussion über Grenzwerte, egal in welchem Bereich, jeder meint, solange es Grenzwerte gibt, ist schon alles gut, immerhin kümmert sich ja der Gesetzgeber drum. Aber der Witz ist: Eigendlich dürfte es keinen einzigen Grenzwert geben.

Was ist eigentlich ein Grenzwert?

Grenzwerte gibt es fast überall: im Arbeitschutz, im Umweltschutz, im Verbraucherschutz. Sie sollen vor einer schädigenden Dosis Strahung, vor zu vielen Schadstoffen oder Lärm schützen. Und so gehen tatsächlich die meisten in der Annahme, dass sie mit den bestehenden Grenzwerten sicher sind. Aber wisst Ihr wirklich was ein Grenzwert ist? Ich lasse euch noch mal ein wenig zappeln. Immer weiter lesen.

Vom Unsinn der Grenzwerte

Die Diskussion um Grenzwerte ist eine sehr merkwürdige,  denn eigentlich braucht die Natur gar  keine Grenzwerte. Orte mit erhöhter Radioaktivität z.B. haben unsere Urahnen schon entweder gemieden oder zu “heiligen Orten” ernannt. Solche Stellen waren also nichts, wo man dauerhaft hätte wohnen wollen und auch die frühen Menschen nutzten die strahlungsreichen Orte eher als kultische Handlungen, statt als Schlafplatz. Das nannte sich "im Einklang mit der Natur leben". Und die Natur reguliert(e) alles zum Gutem. Bis der Mensch meinte, nicht mehr auf die Natur hören zu müssen und sich über sie stellte und so griff er  massiv in seine Umgebung ein. Da werden radioaktive Stoffe und Schwermetalle aus großen Tiefen geholt, fossile Brennstoffe verbrannt, noch nie dagewesene Strahlungen wie der Mobilfunk global und flächendeckend ausgebracht, ständig mehr Biozide ausgebracht, als wäre es Streusand und immer neuen chemische Verbindungen gedankenlos hergestellt, für die die Natur so gar keine Verwendung hat. Es braucht also Werte, die wir uns selbst auferlegen müssen, damit wir nicht vollends im eigenen Dreck ersticken oder uns versehentlich doch vollständig vernichten. Doch eigentlich dürfte es für all das keine Grenzwerte geben, denn all das sollte von Natur aus gar nicht existieren. Deswegen ist die Grenzwert-Diskussion an sich schon irrwitzig.

Die biologische Landwirtschaft wird mit Herbziden totgespitzt

Doch der Irrwitz geht weiter. Auf der einen Seite steht die Industrie und die Lobbyisten, auf der anderen Seite die kritischen Ärzte, die Geschädigten, Naturschützer und Unkrautesser.  Die eine Seite macht Milliarden-Umsätze mit den Ursachen, die andere gibt Milliaden für die Behandlung der Symptom aus. Die eine Seite kämpft meist um höhere gesetzliche Grenzwerte,  die andere um deren Herabsetzung. Irgendwo dazwischen befinden sich die Verbraucher – mehr oder weniger kritisch und bereit grenzwertbedürftige Produkte und Dienstleisungen zu nutzen, ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen. Viele haben in unserer hektischen, komplexen Zeit gar keine Zeit zum kritischen Nachdenken. Sehr praktisch für die Lobbyisten der Industrie. Wir werden eines Tages umfallen wie die Fliegen in einen Insektizidbad, wenn wir so weiter machen!
Aktuell werden in den Bereichen Mobilfunk und Ökolandbau die härtesten Grenzwertdiskussionen geführt. Es gibt mehr Handyvertäge als Einwohner in Deutschland, dementsprechend schwer ist der Stand der  Mobilfunkgegner. Auch über die Unkrautvernichtern tobt ein heftiger Krieg zwischen den konventionellen Landwirten und Agramittelhersteller einerseits und den Ökobauern andererseits. Aber der Verbraucher braucht (weil finanziell vielleicht nicht anders möglich) oder möchte gerne (weil er lieber einen größeren Fernseher hat, als teure Lebensmittel) günstige Lebensmittel.
Und der Bio-Landwirt hat es schwer. Er hat Schwierigkeiten seine Biofelder frei von Spritzmitteln zu halten, weil der Wind alles von seinen konventionellen Nachbarn zu ihnen rüberträgt. Dazu kommt: Während im konventionellen Landbau die Grenzwerte nach oben klettern und der Normal-Bauer munter höhere Dosen gegen ein paar immer resistentere Unkräuter ausbringen darf, fordern die Verbraucher und Gesetzgeber für ökolandwirtschaftliche Produkte immer niedrigere Rückstandswerte. Der Ökolandbau wird regelrecht weggespritzt, denn er kann diese Auflagen nur mit enormen Aufwand aufrecht halten. In naher Zukunft wird es ihm nicht mehr gelingen die Auflagen zu erfüllen und der Öko-Landbau fällt den Sptizmitteln zum Opfer, weil es immer weniger Bio-Bauner gibt, mit einer immer kleineren Lobby, weil ökologische Erzeugnisse durch den Mehraufwand immer teurer für den Öko-Landwirt und irgendwann auch für den Verbraucher werden. Solange im konventionellen Bereich sich nichts zum Besseren ändert, werden aus Herbizen wortwörtlich Biozide, die dafür sorgen, dass der Bioanbau mit samt seiner Unkräutern totgespritzt wird. Ja, Glyphosat ist ein stiller Killer.

Kleiner Geschichtsexkurs: Was Bleirohre mit Mobilfunk zu tun haben

Bis Bleirohre für Trinkwasser verboten wurden, dauerte es von ersten Skeptiker bis zum gesetzlichen Implementierung 2000 Jahre.
Bis Bleirohre für Trinkwasser verboten wurden, dauerte es von ersten Skeptiker
bis zum gesetzlichen Implementierung 2000 Jahre.
Anders verhält es sich mit den Grenzwerten von Radioaktivität und Schadstoffen im Trinkwasser. Da gibt es jedes Mal ein gesellschaftliches Aufatmen, wenn die Grenzwerte gesenkt werden oder einen Aufschrei, werden diese angehoben – einfach weil die Erfahrung über viele Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gezeigt hat, dass es besser ist, wenn z.B. Blei im Trinkwasser möglichst nicht enthalten ist. Da zeigt sich bereits: Wir werden tatächlich aus Schaden klug, leider recht langsam. Rund 2000 Jahre hat es gedauert, bis Bleirohre für Trinkwasserleitungen verboten wurden. Von den Römern bis in die 1970er (!) und das viele, viele, sehr viele Bleivergiftungen später. Und der Mobilfunk? Der kam erst so richtig in Schwung mit dem Errichten des D-Netzes im Jahr 1992. Immerhin 22 von 2000 Jahren haben wir schon mal hinter uns gebracht. Die ersten Hirntumore werden noch nicht eindeutig den zu hohen Grenzwerten für Mobilfunk zugeschrieben – noch nicht. Aber auch der damalige römische Architekt Marcus Vitruvius Pollio warnte die römische Gesellschaft schon vor dem Benutzen von Bleirohren und stieß auf taube Ohren.  Recht hatte er dennoch. Vielleicht hat ihn keiner gehört, weil die Verantwortlichen unter Bleivergiftungen litten? Vielleicht hört keiner auf die Mobilfunkkritiker, weil jeder sein Handys ans Ohr drückt? Außerdem: Es ist doch alles gut! Es gibt doch Grenzwerte, oder etwa nicht?

Die Definition des Grenzwertes

Was genau bedeutet denn nun das Wort “Grenzwert”? Als ich das zum ersten Mal auf einen Vortrag vom Wolfgang Meas, Baubiologe und Autor des Buchs "Stress durch Strom und Strahlung"* gehört hatte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich hatte einen dicken Kloß im Hals, denn da geht es nämlich NICHT um meine Gesundheit:

Ein Grenzwert ist der wirtschaftlich vertretbare Verlust an Lebenszeit.

Erst mal sacken lassen! Es geht also nur um eines: Geld!  Das was geschützt wird, ist Deine Leistungsfähigkeit, Deine wirtschaftliche Produktivität. Deswegen fallen aus der ganzen Grenzwertdiskussion ältere Mitbürger (Rentner), Kranke und Ungeborene heraus. Diese sind nicht (mehr) “wirtschaftlich vertretbar” und spielen deswegen bei den Grenzwerten keine Rolle.

Als Grundlage für geltende Grenzwerte wird ein 30-Jähriger, gesunder Mann gemittelt. An seinem kleinen Sohn sind die Grenzwerte nicht orientiert.
Als Grundlage für geltende Grenzwerte wird ein 30-Jähriger, gesunder
Mann gemittelt. An seinem kleinen Sohn sind die Grenzwerte nicht orientiert.

Grenzwerte sollten Vorsorgewerte sein

Grenzwerte sollten Vorsorgewerte sein. Dafür setzten sich jedenfall viele Baubiologen ein. Etwas utopisch anmutend werden in der Baubiologie langfristig tatsächlich die Null-Grenzwerte angestrebt, bzw. das, was natürlichen Ursprungs ohnehin vorhanden ist – mehr sollte es an Schadstoffen, Strahlung und sonstigen Störeinflüssen nicht sein. Allerdings ist es in unserer Gesellschaft eigentlich nicht mehr möglich, frei von irgendwelchen schädlichen Einflüssen zu leben. Deswegen sollten sich Grenzwerte, wenn sie denn schon sein müssen,  an der Lebenszeit des schwächsten Mitglied der Gesellschaft, einem Ungeborenen, orientieren. Für mich müsste sich deswegen ein Grenzwert so definieren:

Ein Grenzwert müsste der wissenschaftlich erwiesene Wert einer Dosis sein, der einem Embryo/Fötus in keinster Weise schadet und der das Wechselspiel vielfältiger Umwelteinflüsse berücksichtigt.

Der  “Nicht-Verlust” von Lebenszeit sollte einen Grenzwert definieren. Ein gewisses Maß an schädigenden Einflüssen kann der Körper ja durchaus tolerieren – die Embryonenforschung zeigt ja, wie hoch die Dosis bestimmter Stoffe und Strahungen sein darf, bis der Embryo schaden nimmt. Schwierig wird der zweiten Teil, das Wechselspiel der Umwelteinflüsse. Denn leider ist es ja so, dass wir nicht nur, z.B. von Mobilfunkstrahlung bestrahlt werden – ob wir nun wollen oder nicht – sondern wir werden zusätzlich bombardiert mit Industrie- und Verkehrsabgase, Schadstoffe von Baustoffen, krankmachenden Mikroorganismen, Giftstoffen in Kleidungen und Kosmetika, Zusatzstoffen, Medikamenten und natürlich dem überall fröhlich ausgesprühten Herbiziden wie Glyphosat und anderer Bioziden in der Nahrung. Wir essen meist ohnehin Nahrung die keine mehr ist, in unseren Kellern lauert Radon, im Kinderzimmer regieren die Weichmacher und auf dem Spielplatz knallt die krebserregenden Strahlung der Sonne hernieder, während das Immunsystem gegen Toxoplasmose-Erreger aus dem Katzenkot kämpft, den die Tiere überall in den Sandkästen dieser Welt versteckt haben oder unser Körper wird von neuen Fiebererregern aus Mückenstichen gepeinigt, die dank Klimaerwärmung bis in den hohen Norden vorgestoßen sind. Was vergessen? Einfach gedanklich zufügen, die Liste ist sehr lang! Und dann kommt der gesellschaftliche Stress ja noch obendrauf. Wie viel verträgt also so ein kleiner Embryo an Schadstoffen und Strahung,  der noch nichts weiß vom Schulstress, Leistungsdruck, Existenzängsten und Jobmobbing? Das ist die Gesellschaft und Umwelt die wir uns selbst geschaffen haben. Ein Irrenhaus.

Grenzwerte orientieren sich am Lebenszeitverlust eines 30-Jährigen

Man könnte die ganze Grenzwert-Diskussion noch weiter treiben: Warum wird eigentlich so viel um das Anheben des Rentenalters diskutiert? Wegen der Grenzwerte? Mitunter auch. Diese müssten angepasst werden, weil die älteren Generationen auf Belastungen schneller mit Lebenszeitverlust reagieren. Statistisch wird die Spanne an "wirtschaftlich relevanter Lebenszeit" mit erweitertem Rentenalter zwar gestreckt, aber plötzlich zählt nicht mehr der für die Grenzwerte herangezogene, gemittelte 30-jährige Mann, sondern der Duchschnitt fällt auf einen 35-Jährigen. Und der reagiert schon wieder anders auf Belastungen, da er in diesem Alter, biologisch betratet, schon abbaut.
Denkt des nächste Mal an diesen “wirtschaftlich vertretbaren Verlust eurer Lebenszeit”, wenn z.B. der SARs-Wert für den Mobilfunk wieder angehoben wird (schon mal mitbekommen? Wahrscheinlich nicht. Das wird still und heimlich nach oben korrigiert, kaum eine Zeitung berichtet -kritisch- darüber, was beim Durchblättern der Anzeigen mit doppelseiten Werbungen für Mobilfunkbetreiber auch nicht verwundert), wenn die Grenzwerte für Trinkwasserverunreinigungen nach oben korrigiert werden, weil die Landwirte wieder mehr Gift ausbringen dürfen, wenn nach Reaktor-Katastrophe die Bevölkerung mit erhöhten Strahlungsbelastungswerten beschwichtig wird oder wenn das europäische Parlament für weitere 10 Jahre Glyphosat-Verwendung im Landbau stimmt und die Warnungen der WHO geflissentlich ignoriert - ist doch noch im Rahnen des "wirtschaftlich vertretbaren Verlusts an Lebenszeit". Wirtschaftlich betrachtet sind wir “human resources”, “human capital” oder, weil es irgendwie nach mehr klingt,  “Manpower” – geboren um in einer Leistungsgesellschaft zu leisten. Sind wir nicht mehr produktiv oder “wirtschaftlich vertretbar” werden wir ersetzt.

Was kann also jeder einzelne tun?

Undenken! Kauft weniger, esst mehr aus der Natur und das was ihr an Lebensmitteln kaufen müsst, kauft es als 100% Bio-Produkt aus ökologischer Landwirtschaft direkt aus eurer Region! Stärkt und unterstützt kleinere und größere Öko-Bauern, die mit nachhaltiger ökologischer Landwirschaft so viel für uns alle beitragen!  Besucht sie an Markttagen, bei Hoffesten und macht ihnen Mut! Das kaufen von bio-saisonal-regionalen Lebensmitteln mag zwar etwas mehr kosten, aber deswegen propagandiere ich ja stetig den deutlich heruntergeschraubten Konsum in allen Bereichen, denn dann bleibt auch mehr Geld für die wirklich essentiellen Dinge übrig: Unsere Lebensmittel! Das womit wir unseren Körper jeden Tag füttern, damit er läuft! Das neuste Handy wird uns nicht vor Nervenschäden durch Unkrautvernichter schützen, der LED-Fernseher mit dem supergroßen Bildschirm hilft nicht gegen Krebs und das 20ste Paar Schuhe rettet unsere Böden nicht, auf denen unsere Kinder noch ihr Gemüse anbauen werden müssen. Regionale Bio-Produkte nachhaltig ohne Unkrautvernichtern angebaut - dafür möchte ich heute eine Lanze brechen, damit die Biobauen nicht in den Herbizitwolken eingehen. Der Verbraucher hat mit seinen Konsumverhalten die Macht! Wir haben die Macht - gemeinsam. Ich freue mich über Kommentare.

Mittwoch, 29. Juli 2015

Labneh im Nacht(kerzen)hemd oder im Brennnesselsamenmantel

Frischkäsekugeln aus Joghurt von Blüten und Samen umhüllt

Schnell noch mal was dazuwischen geschoben, weil es gerade zum vorangegangenen Artikel mit den Nachtkerzen passt und außerdem lässt es sich dieses Frischkäse prima auch mit Brennnesselsamen zubereiten. Natürlich haben ich am nächsten Morgen die Nachtkerzenblütenblätter eingesammelt. Vertrocknet wären sie bis zum Mittag ohnehin, also isst man sie doch vorher besser auf. Im Kühlschrank bleiben sie bis zu 24 h frisch. Auch mir fällt es wie den Bienen schwer, bei dem knatschige Gelb der Blütenblätter die Finger von zu lassen.

Labneh und Nachtkerzenblüten



Labneh ist sozusagen "entmolkter" Joghurt. Sehr lecker schmeckt er vor allem mit 3,8%igem Joghurt zubereitet und ist  im Vergleich zu gekauftem Frischkäse halt "live" zubereitet. Die Kinder haben an so was immer Spaß und lernen gleichzeitig auch, dass Herstellung von Frischkäse nichts anderes ist als "Joghurt mit Geduld". Und so geht´s.

Im Keimglas: Die sauberste Variation Labneh (Frischkäse aus Joghurt) herzustellen

  • 500 g Naturjoghurt (am besten Vollfettstufe)
  • Salz und Pfeffer nach Belieben
  • eine Schüssel voller Nachtkerzenblüten oder Brennnesselsamen

Erfahrungswerte bei der Zubereitung vom Labneh

Keimglas zweckentfremdet
Das Kaffeefilterpapier wird zurecht geschnitten und in den
Keimglasdeckel gelegt...
Eine Variante ist den Joghurt einfach in einen Kaffeefilter aus Papier zu füllen und über einen Sieb samt Abtropfschüssel 12-24 h abtropfen zu lassen.
Keimglas zur Frischkäseherstellung
Nachdem ich Labneh eine ganze Weile so hergestellt habe, war mir das Handtieren mit Kaffeefilter, Sieb und Schüssel irgendwann zu aufwändig. Ständig steht so viel Gedöhns in der Küche. Das muss doch platzsparender gehen. Geht auch. Mein  Keimglas* steht im Sommer nur im Schrank. Irgendwie auch schade. Das ist ein ganz einfacher Keimglas-Verschluss, der Löcher im Deckel hat und ein integrierte Abstellvorrichtung, alles aus einen Guss, einfach zum Aufschrauben auf ein beliebiges Einmachglas,super einfach zu reinigen und viel
Joghurt im Keimglas
...sonst würde der Joghurt durch die Löcher fließen...
platzsparender als die großen Keimgeräte. Verkeimen tut das Saatgut hier auch nicht so schnell, weil nichts in der "Siffe" steht.
In so einem  Keimglas* müsste sich doch auch Frischkäse machen lassen. Da der Joghurt anfangs noch recht flüssig ist, habe ich einfach einen Kaffeefilter als Einsatz zurecht geschnitten und von innen an Deckel vor das Abtropfsieb gelegt. Dann füllt man den Joghurt ins Glas, schraubt den Deckel auf,  dreht das Ganze um und lässt es für besagte 12-24 h abtropfen. Etwa nach der Hälfte der Zeit kann man den Kaffeefilter-Einsatz entfernen, der Joghurt ist dann schon dick genug.
Labneh
Nach 12-24h ist der Joghurt entwässert und
stichfestes Labneh daraus entstanden.
Anschießend kommt das Labneh noch ein paar Stunden zum Nachreifen in den Kühlschrank. Die abfließende Molke kann man prima für Salatsoße oder als Shake-Basis verwenden, also nicht wegkippen.
Nach der Reifezeit kann man den Frischkäse beliebig würzen, mit Kräutern verfeinern oder einfach pur essen. Wenn man von ihm kleine Nocken absticht und in kleingeschnittenen Nachtkerzenblütenblättern (oder Kräutern oder anderen essbaren Blüten) wälzt, hat man einen prima protionierten und verpacken Brotaufstrich.
Mit Blüten hält sich der Frischkäse etwa 1-2 Tage im Kühlschrank. Ohne Deko ist er auch nach 1 Woche noch lecker.


Wer mehr benötigt ist mit Sieb besser dran

Größere Mengen Labneh stelle ich aber dennoch im Sieb her. Das Keimglas ist nur für 1-2 Portionen zu gebrauchen, hat aber den Vorteil, dass an den Joghurt während der Entwässerung keine Fliegen heran kommen können. Wer 1 kg Joghurt verarbeitet, erhält etwa 700 g Labneh, je nach Fettgehalt des Joghurts (je mehr Fett, desto weniger Molke geht ab und desto cremiger aber auch fester wird das Labneh).

Essbare Blüten und Brennnesselsame für die Joghurt-Frischkäsekugeln

Nachtkerzenblüten
Nachts geblüht, morgens geerntet sehen die Nachtkerzenblüten noch schön gelb aus.
Im Kühlschrank halten sie gut ein bis zwei Tage.
Als Blüten kommen außer Nachtkerzen auch Kornlumenblütenblätter, Mohnblüten, Ringelblüten, Veilchen, sogar kleingeschnittenen Sonneblumenblütenblätter, Taglilien oder  Borretschblüten in Frage. Probiert ihn als Wildkräuter-Labneh gewälzt in Wildkräuterhackmischungen oder solitär mit kleingehackten Gierschblättern. Versucht die Frischkäsekugeln auch mal in Samen zu wälzen. Von Kümmel über Samen der Jungfer im Grünen ist alles denkbar, solange der Samen essbar ist.
Frischkäsekugel im Blütenblätterbad
"American Beauty" in gelb. Hier darf eine Labnehkugel in Blütenblättern baden.
Rosenblütenblätter gehen natürlich auch ;)

Und mit Brennnesselsamen? Ja klar! Ummantelt die Frischkäse-Bällchen mit einer Hülle aus Brennnesselsamen! Besonders lecker wird es, wenn ihr die Samen vorher kurz fettfrei anröstet,  weil sie dann einen leichten Nussgeschmack erhalten. Nur Vorsichtig sein, die kleinen Samen verbrennen schnell.
Uff! Nun hab ich die Kurve zu den Brennnesselsamen doch noch gekriegt. :)
Labneh im Blütenmantel
Ja, Käse ist gelb :). Luftig,flatternde Labneh-Kugeln sind lecker aufs Brot oder einfach so.

Konventionell mit Schnittlauch oder mit buntem Blütenkonfetti: Labneh sieht nicht nur
immer anders aus, er schmeckt auch mit seiner Umhüllung immer anders.

Montag, 27. Juli 2015

Von Pollenschlachten und falschen Kolibris - der Zauber der Nachtkerzenblüte

Zwei Monate im Bann der Nachtkerzen

Zwischen all der Brennnesselsamenernte ist die Blütezeit meiner Nachtkerzen zu Ende gegangen. Schade. Die letzte Blüte hat heute Morgen ihren Kopf hängen gelassen. Fast 2 Monate hatten sie mir fast jeden Abend volles Unterhaltungsprogramm geboten - werbefrei. Im Zuge der Nahrungsergänzung mit Linolsäure durch Brennnesselsamen (wie bei den Liebeskeksen aus dem letzten Artikel zu lesen), kam mir natürlich auch schon längst der Gedanke einfach direkt Nachtkerzensamen, der ja schon die Gamma-Linolensäure direkt enthält, in unser tägliches Essen einzuführen.  Nur: Ein Tütchen Nachtkerzensamen ist schwer zu finden, die  Samen aus der Gärtnerei sind oft mit Insektiziden behandelt (damit die Käfer sie nicht annagen) und wäre so ein Samentütchen bedenkenlos essbar, es wäre doch rasch aufgegessen. Zudem würde ich Samen aus dem Baumarkt sowieso nie direkt aufs Brot streuen. Also blieb nur eins: Eigenanbau.

Blühende Nachtkerze

Vor 4 Jahren hatte ich eine einzige Nachtkerzenpflanze von meiner Nachbarin geschenkt bekommen, vor 2 Jahren säte ich daraus gewonnen Samen in den Hinterhof unseres Hauses: Mein Testfeld. Dieses Jahr war es eine Augenweide! Nachtkerzen sind 2-jährig. Im ersten Jahr erscheinen die unauffälligen bodennahen Blattrosetten, im zweiten Jahr schießen sie in die Höhe und blühen. So saß ich die letzten Wochen abends zwischen 20 und 22 Uhr vor dem Nachtkerzenfeld und beobachtet das Schauspiel, dass sich an jeden schönen Abend bot. Punkt 20 Uhr kam immer eine einsame Biene angeflogen. Die Vorhut. Sie flog von Pflanze zu Pflanze, um das erste Insekt zu sein, das in die aufblühenden Nachtkerzen klettern konnte und dort den einzigen Nachtkerzenblütennektartropfen ergatterte. Jede Nachtkerzenblüte bietet nur einmal Nektar und blüht nur in einer einzigen Nacht. Wer zuerst kommt, schleckt zuerst. Sobald die erste Blüte offen war, summten ganzen Bienenschwärme heran. Der ganze Hinterhof brummte. Absolutes Highlight war der Besuch eines Schwärmers (siehe letztes Bild), der einem Kolibri gleich, kurz vor 22 Uhr einige Abende pünktlich heransummt und immer die letzten der aufblühenden Nachtkerzen besuchte: "Mama! Schau! Der Kolibri ist wieder da!" Ja, die Natur ist wundersam. Wenn man so einen Schwärmer sieht kann man verstehen, warum es Geschichten von Feen gibt.
Wohlgemerkt: Dieses Naturschauspiel fand im Stadtinneren  auf einem 3 x 3 Quadratmeter großen Stück Innenhof statt. Mehr braucht es nicht, um hundere von Insekten einen Sommer lang glücklich zu machen. Ich kann nur jedem raten - auch wenn ihr in der  Stadt wohnt - möglichst viel Fläche der Natur wieder zugänglich zu machen. Heute mal kein Kochrezept, sondern ein paar schöne Impressionen.

Nachtkerzenfeld in der Stadt
Urbanes Nachtkerzen-Festfeld: 3 Quadratmeter im Bann der Nachtkerzen.
Um 20 Uhr waren die Blüten noch geschlossen...
Blühendes Nachtkerzenfeld
...doch binnen Minuten platzen die Nachtkerzenblüten auf und ihr leuchtendes Gelb
sticht regelrecht in der Dämmerung hervor. Eben wie eine Kerze in der Nacht.

sich öffnende Nachtkerzenblüte
Gleich ist es soweit: Das Schauspiel beginnt und die Nachtkerzen erblühen binnen weniger Minuten.
Bienenbesuch
Und kaum passt eine Biene in die sich öffnende Blüte, quetscht sie sich auch schon hinein: Nektar
gibt es nur für den ersten Blütenbesucher.

Pollen am Schnürchen
Die Viszeralfäden der Nachtkerze lassen den Pollen wie am Schnürchen zusammenkleben.

Käfer auf Nachtkerzenblatt
Manch einen Nachtkerzenbewohner interessiert eher das Blattgrün, nicht die Blüten.

lauernde Spinne unter einer Nachtkerze
Andere Nachtkerzenbewohner interessieren eher die Besucher, nicht die Blüten :)

Ein Häufchen voll Nachtkerzen-Blütenpollen
Was aussieht wie gelbe Krümmelkacke ist ein Pollenhäufchen. Die mit den klebrigen Viszeralfäden
zusammenklebenden Pollen werden von den Blütenbesucher überall an den Nachtkerzen abgestreift,
weil die Insekten sonst zu schwer zum Fliegen werden. Was für eine Pollenschlacht!

Noch eine lauernde Spinne unter einem Nachtkerzenblatt
An Pollen hat diese Spinne kein Interessen.

Larve auf einem Nachtkerzenblatt
Gut das diese Larve keine Ahnung davon hat, dass unter dem Blatt die Spinne auf sie lauert.

Lebensraum Nachtkerze
Pollenhäufchen auf und unter dem Blatt, ein Käfer der munter den Nachtkerze hinaufklettert.
Eine Nachtkerze für sich ist schon fast ein ganzes Biotop.

Pollen der Nachtkerze
Manche Nachtkerzen sind so voller Pollen, dass dieser wie Spucketropfen aus den Blüten herausbaumelt...

Eingesponnener Nachtkerzenpollen
...und manchmal fällt der Pollen direkt in ein Spinnennetz und wird fein säuberlich eingesponnen.

Pollenschlacht
Wie gesagt: Wenn Nachtkerzen blühen gibt es eine Pollenschlacht. Pollen. Überall Pollen.

Aufbrechende Nachtkerzenblüten
Wenn ich Biene wäre, könnte ich bei dem Anblick aber auch kaum widerstehen.

Mühsal der Biene
Diese Biene ist durch den Pollen so schwer und verklebt gewesen, dass sie sich mühsam aufs nächste
Blatt retten und sich erst einmal ordentlich abputzen musste. Die Biene hat ihre Beine an der Blattkante der
Nachtkerze abgestreift (Pollenhaufen im Vordergrund), wäre beinahe abgestürzt und klettert nun mühsam
wieder aufs Blatt, um nach einer Verschnaufpause gleich zur nächsten Blüte zu fliegen.

Bestäubung der Nachtkerze
Auch kleine Bienenarten und Käfer können bei Nachtkerzen nicht widerstehen.

Bienenbestäubung der Nachtkerze
Da fliegt die Biene schon wieder: Schnell zur nächsten, gerade aufblühenden Nachtkerze.
Vielleicht war ja noch keiner vor ihr da.

Futterneid unter Bienenarten
Doch hin und wieder war jemand schneller, oft sind es kleinere Insekten.
Hier hat die Honigbiene die kleinere Bienenart (ich weiß leider nicht welche)
regelrecht aus der Blüte geekelt: Futterneid im Bienenreich. Auch das konnte man beobachten.

Grashüpfer auf Nachtkerzen-Blütenbesuch
Die Grashüpfer stört das nicht, wenn der Nektar weg ist. Er frisst auch Pollen.

Taubenschwänzchen oder Nachtkerzenschwärmer
Auch wenn es mir aufgrund der fortschreitenden Dunkelheit nicht gelang, diesen Schwärmer scharf
aufs Foto zu bannen: Dies ist mein absolutes Lieblingsfoto. Nein, es ist kein Kolibri! Es ist ein Nachtkerzenschwärmer oder ein Taubenschwänzchen. Unterscheiden kann man sie nur an den Flügeln. Leider ist mir das bei den flinken Tieren nicht so ohne weiteres gelungen. Die Schwärmer sind in Deutschland nicht nur wegen der Insektizide selten geworden, sondern auch, weil ihre Lebensräume zunehmend gedüngt oder zerstört werden. Das Taubenschwänzchen gehört zu den noch recht häufig anzutreffenden Schwärmern und wird, da er wie ein Kolibri aussieht, auch Kolibrischwärmer genannt. Viele Schwärmer stehen unter Schutz. Um so wichtiger sind schmetterlingstaugliche Nektarpflanzen wie die Nachtkerze für diese Tiere. Mit ihren langen Saugrüsseln kommen sie viel tiefer in die Blüten als andere Insekten und finden so noch genug Nahrung, auch wenn die fleißigen Bienen schon zuerst da waren.

Samstag, 25. Juli 2015

Liebeskekse oder die Neurodermitis einfach wegnaschen

Iss doch mit Brennnesselsamen-Keksen einfach schöne Haut und Lust

Na gut, diese Kekse wirken nicht wie blaue Pillen und vollbringen auch keine Wunder, aber es sind wunderbare Kekse, die einen ganz besonderen Geschmack mitbringen und wieder ein paar kräftigenden Brennnesselsamen am Tag liefern- die helfen auch bei Neurodermitis. Ich will aber nicht gleich am Anfang eine lange Rede halten, sondern verlege das lieber auf das Ende des Artikels, wenn die Kekse neben euch stehen und ihr beim Lesen was zu Knabbern habt. Los geht´s.

Kekse mit Brennnesselsamen und Dostblüten
Wirken rustikal und erinnern im Geschmack an Eiswaffeln: Kekse mit Brennnesselsamen sind gut
bei Neurodermitis und aphrodisierend.

 Zutaten für Liebeskekse

Dostblüten und Brennnesselsamen
Protagonisten dieses Rezepts: Dostblüten kleingehackt
und Brennnesselsamen.
  • 130 g Butter
  • 100 g Zucker
  • 2 Eier
  • 1 EL Dostblüten
  • 110 g gemahlene Mandeln
  • 100 g Haferflocken
  • 100 g Mehl
  • 4 EL Brennnesselsamen
  • 2 EL Rum



Die Kekse sind schnell gemacht

Butter und Zucker schaumig rühren und Eier dazu geben. Den Dost feinschneiden und mit allen anderen Zutaten zu einem Teig verrühren. Mit Rum abschmecken und kleine Häufchen auf ein Backblech geben. Bei 170 Grad Umluft etwa 15 min backen.

Geschenktipp

Luststeigernde Kekse als Geschenk
Hübsch verpackt ein tolles Geschenk für Verliebt. Liebe geht doch durch den Magen.
In hübschen Tütchen verpackt und schön verziert , sind diese Kekse ein wunderbares Geschenk für jeden Partner in einer Beziehung. Natürlich darf man sich damit auch mal selbst verwöhnen.

Brennnesselsamen und Neurodermitis

Liebeskekse von Innen
Was sagt der Keks? "Iss mich! Ich helfe bei Lustlosigkeit und bei kranker Haut."
Kekse mit Brennnesselsamen gegen sexuelle Schwäche und Neurodermitis.
"Können die Kekse auch Kinder essen, ich meine, weil Sie doch gesagt haben, dass sie liebesstärkend sind." Manche Bemerkungen von Wandersleuten sind schon lustig. Brennnesselsamen sind kein Viagra! Also kein Mittelchen, dass man für einen ganz bestimmten Zweck einsetzt und ansonsten man lieber die Finger von lassen sollte. Brennnesselsamen sind nämlich wirklich kleine Kraftpakete, in denen noch viel mehr steckt, als "nur" ihre aphrodisierende Wirkung.  Ich erzähle dann an dieser Stelle gerne ein Schwank aus meinen Leben.
Ja klar sind die Kekse auch kindertauglich. Meine futtern immer mit und nicht zu knapp. Und damit sind wir auch schon mittendrin im Thema "Neurodermitis". Mein Kleiner hatte vor einigen Jahren richtig schlimme Neurodermitis: Arme verbunden, Anti-Kratz-Fäustlinge in der Nacht, fiese Neurodermitis im Gesicht, den Kniekehlen - eben ein typischer Fall. Cortison macht über Jahre hinweg verwendet die Haut dünn und brüchig. Deswegen war und ist das für mich keine dauerhafte Alternative, sondern ein Notfallmittel. Also fragte ich meinen naturheilkundlich orientierten Arzt, was man denn da am besten machen kann, um das Cortison dauerhaft zu reduzieren. Er riet mir zu  Gamma-Linolensäure und damit zu  Nachtkerzensamenöl. Der Mann ist Arzt, kein Biologe und keine Mutter. Nun ist Nachtkerzensamenöl nicht grade billig, wird nicht von der Krankenkasse bezahlt und der Geschmack ist extrem gewöhnungsbedürftig. Ich selbst mag es auch nicht. Versucht so was mal in einen 4-Jährigen rein zu bekommen. Nahezu aussichtslos. Mein Sohn schien Nachtkerzenöl in jedem Essen zu riechen und machte einen Bogen drum herum, egal ob das nun ein Teelöffel oder ein Tropfen war. Nun bin kein Arzt, aber Biologin: Gamma-Linolensäure stellt der menschliche Körper sogar selbst her, aber nur, wenn er genug Ausgangsmaterial hat: Linolsäure! Und die Brennnesselsamen? Na dreimal dürft ihr raten:
Brennnesselsamenkekse
Kekse mit Brennnesselsamen und Dostblüten machen schöne Haut und sexy ;).
Wer möchte kann die Kekse auch mit Puderzucker bestäuben.
Die enthalten zwischen 73-83% Linolsäure! Linolsäure an sich ist ein wesentlicher Bestandteil der Epidermis und gehören zu den essentiellen Ölen, müssen also mit der Nahrung zugeführt werden. Es steckt auch zu einem sehr hohen Anteil in Traubenkern- und Distelöl und bis zu 50% auch in Hanföl. Das ist gut! Vielfalt! Da wird sich für unsere Alltagsküche schon das passend schmeckende Öl für jeden Einsatz finden, und so war es auch.  Im Wechsel dieser Öle bekommt man also ausreichend Linolsäure auch in einen Kinderkörper (beim Kochen, in Salatsoßen und andere Gerichten, so dass man es locker schafft, täglich 4 EL linolsäurehaltiges Öl in einer vierköpfigen Familie unterzubringen, wovon dann im Essen unseres Sohnemanns  durchschnittlich ein Esslöffel irgendwie den Weg in seinen Körper findet, plus/minus einen halben Löffel, ich führe da kein Buch). Zusätzlich führte ich zum damaligen Zeitpunkt Brennnesselsamen als "Standardnahrungsergänzung" bei uns ein: Ein Löffel im Müli, im Joghurt, über den Salat, in Müsliriegel und Gebäck, eben immer da, wo es grade passte. Ein Jahr später war von Neurodermitis fast nichts mehr zu sehen. Die Schübe wurden in dieser Zeit seltener, weniger heftig, bis sie nur noch als leichte Hautirritationen auftraten. Heute hat er nur noch sehr selten Probleme, meist wenn die Sommerhitze zu groß wird. Dann kratzt es ihn. Lustiger Weise steht dann Mutter Natur schon wieder parat: Hochsommer. Das ist das dann auch der Zeitpunkt, an dem die neuen Brennnesselsamen grade wieder reif werden. Perfekt!  Frische Linolsäure  frei Haus. Raus in die Nesseln!
Doch auch hier darf man natürlich nicht erwarten, dass sich Neurodermitis mit einmaliger Einnahme über Nacht besser. Erst einmal müssen bei einen Neurodermitiker die Linolsäurespeicher wieder aufgefüllt und der Mangel ausgeglichen werden. Erst dann ist die Haut in der Lage sich selbst zu helfen. Das dauert - leider. Kommt in dieser Zeit auch noch psychischer Stress oder das jeweilige Allergen hinzu, besteht zusätzlich erhöhter Bedarf. Das sind so die Peaks, die dann trotz aller guten Linolsäurevorsätze einfach nicht vorherzusehen und abzufangen sind. Nach einem Schub stellte ich meinen innere Zähler  auf  "Reset" und beobachte sozusagen wieder bei Null. Etwa 28 Tage braucht die Haut, um sich biologisch rundum zu erneuern. Nach jedem Schub muss sich die Haut also erst mal wieder beruhigen und von innen heraus neu bilden.  Inwieweit der Linolsäureanteil in der
Grundmasse für Brennnesselsamenkekse
Warten auf den heißen Ofen: die Teighäufchen.
In der Teigmasse sind die Brennnesselsamen deutlich zu sehen.
Nahrung ausgereicht, lässt sich erahnen, wenn sich nach etwa 4 Wochen seid dem letzten Schub der Zustand gebessert hat. Um das hier ausdrücklich zu sagen: Ich bin kein Mediziner. Ich berichte hier von meinen eigenen Erfahrungen mit dem Hintergrundwissen einer Biologin. Doch vieles erklärt sich auch aus dem gesunden Menschenverstand heraus. Wir pirschten uns so über das Jahr von 1 EL auf knapp 3 EL pro Portion linolsäurehaltiges Öl in unserem alltäglichen Essen hoch. Die Brennnesselsamen machen davon gut 1 EL pro Tag aus. Jeden Tag gelingt es nicht, immer Distelöl, Brennnesslesamen und Co. zu verwenden, aber das muss auch nicht sein. Wichtig ist einfach, permanent am Ball zu bleiben und die ErnährungsGEWOHNHEITEN immer weiter in Richtung "tut mir gut" zu verschieben.  Da sollte man nicht zu dogmatisch sein. Soll ja gut tun. Doch jeder der ein cortisonversalbtes Neurodermitis-Kind zu Hause hat, wird wissen, was das für einen Erleichterung ist, wenn man nicht mehr nachts die Arme des weinenden Kindes eincremen muss, das vor lauter Jucken nicht schlafen kann. Mein Kleiner ist nun 9 Jahre alt (und eigentlich schon ein Großer). Seid 3 Jahren hatten wir keinen wirklich schlimmen Schub mehr, nur noch die sommerlichen "Hitze-Kratzer" oder wenn böse Deutscharbeiten doch die Kinderseele peinigten. Dann gibt es eine Extra-Portion Kekse :).
Mein Kleiner liebt die Müsliriegel und die Kekse isst er auch, obwohl die ja noch nicht mal Schoki enthalten. "Mama, machst du die Eiswaffel-Kekse?" Er hat recht, die schmecken wirklich entfernt nach Eiswaffeln. Super! Wir haben Cortisonsalbe gegen Kekse eingetauscht. Letztere schmecken besser :)

Liebeskekse für schöne Haut
Natur als Gesundheitshelfer: Brennnesselsamen sind gut für die Haut und wirken als Kekse von Innen.