Dienstag, 3. November 2015

Eichel-Biscotti und die Krux mit wilden Zutaten

Von den Problemen Biscotti heimisch zu machen

Kennt Ihr das auch? Bei all den hochgestylten Food-Blogs, die jeden Tag mit Top-Beiträgen und super schönen Bildern aufwarten, habe ich oft das Gefühl, dass entweder ganze Hundertscharen dort kochen, nur Profiköche und 1A-Fotografen am Werk sind und vor allem: das niemals etwas schief geht.  Also bei mir geht häufig eine ganze Menge schief. ARGH!  Experimentalküche ist ein risikobehaftetes Hobby, aber immer wieder spannend.

Italienisches Gebäck eingedeutscht: Biscotti mit Eichelmehl.
Da ich weder Profikoch noch Top-Fotograf bin, aber eben Botaniker, laden bei mir Sachen im Topf, die von anderen verschmäht werden. Schöne Bilder gelingen zufällig, Top-Rezepte leider auch, dafür essen bei mir die härtesten Kritiker mit, die es gibt: Kinder. Und gleich zwei davon :).
Um all die Unkraut-Köche ein wenig zum Schmunzeln zu bringen und Euch zu inspirieren selbst einmal drauf los zu kochen (ich wollte schon "ins Gras beißen" schreiben),  heute eine Geschichte aus der Rubrik: "Ach du Schande! Das sieht nicht gut aus"...und schmeckt trotzdem.

Biscotti mit Eichelmehl

Mein Herz schlägt für die italienische Küche. Klar versuche ich mich daran das eine oder andere Rezept "einzudeutschen", aktuell mit Eichelmehl. Dieses Jahr hatte ich 2 kg Eichelmehl zur Verfügung, die Hälfte fließt in  "Altbewährtes" (so durfte ich neben Eichelkaffee und Co. noch 2 Bleche Oakenshilds nachbacken - meine Jungs haben sie regelrecht eingeatmet). Die anderen Hälfte bliebt für neue Rezepte übrig. Ein Freund vom "Horten und Hamstern" bin ich nicht. Jede Zeit hat ihre Früchte und wenn die vorbei ist, ist sie eben vorbei. Also hieß es einteilen und ich wagte mich vorsichtig mit  einer kleinen Menge Eichelmehl an Biscotti heran.

Zutaten für Eichel-Biscotti

  • 60 g Eichelmehl
  • 60 g gemahlenen Nüsse (Haselnüsse, Mandeln...)
  • 4 EL Honig
  • Mark einer Vanilleschote 
  • 60 g ganze Mandeln
  • 1 TL Backpulver
  • 1 EL gemahlener Leinsamen
  • 2 EL Rosinen (optional, meine Kinder bestehen drauf)

Mit Eichelmehl schnell gemacht

Alles gut miteinander vermischen, am besten die trockenen, feinen Zutaten zuerst, dann den Honig zufügen und zum Schluss die ganzen Mandel und Rosinen unterkneten. Die Masse sollte fest und nicht mehr all zu klebrig sein. Bei Bedarf noch etwas Honig oder Nussmehl untermischen, das hängt von den Eigenschaften des Honigs ab. Daraus zwei kleine Rollen formen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen.
Mein Versuch erfolgte dann bei den gängigen "Biscotti"-Ofeneinstellungen: 160°C im Umluftherd für 15 min, dann in fingerdicke Scheiben schneiden und die Scheiben noch einmal  10 min bei backen. Doch das passt für Eichelmehl nicht! Ich hätte es längst wissen müssen.

Die Eichel-Biscotti werden durch das Eichelmehl sehr schnell dunkel,
deswegen beim Backen die Temperatur nicht zu hoch schalten.

Das Eichelmehl und seine Eigenarten

Die Tücke an diesem Rezept war genau jene Experimentalzutat, bei der man nie weiß, wie sie das Rezept beeinflusst - eben das Eichelmehl. Es wird beim Backen sehr schnell dunkel, wie man auch an den Oakenshilds gesehen hat. Auch war die Konsistenz nach dem ersten Backen nicht die, die ich erwartet hatte: Die Teigstränge waren innen noch zu feucht, während sie außen schon hart und sehr dunkel waren. Parallel hatte ich eine Ladung "Normal"-Biscotti mitgebacken als Vergleich und die waren perfekt. Es muss also am Eichelmehl gelegen haben, denn ansonsten waren die Zutaten nahezu identisch. Nächstes Mal werde ich die Eichel-Biscotti bei 140° Grad backen und 20-30 min im Ofen lassen und auch der zweite Backgang wird bei niedriger Temperatur und lieber etwas länger erfolgen. Es wird also eher ein Trocknen, dann ein Backen, in der Hoffnung, dass das Eichelmehl nicht wieder schwarz wird. Die Biscotti sehen leider schnell aus wie verbrannt, schmecken aber köstlich, weshalb ich Euch dieses Rezept nicht vorenthalten wollte. Es ist aber ein schönes und typische Beispiel dafür, mit welchen Problemen so ein Wildpflanzen-Blogger im Vergleich zu "gewöhnlichen" Food-Bloggern zu kämpfen hat: Da hat man was, das schmeckt, aber sehr bescheiden aussieht. Man könnte nun mit viel Firlefanz und Nachbearbeitung dennoch ein super stylisches Foto daraus machen und ein Siegel mit "besonders wertvoll" drauf drücken, aber das finde ich dann doch wenig authentisch. Meine Biscotti sind genau so geworden, wie sie auf den Foto aussehen - schmecken aber besser.

Themen-Kaffee "Eiche"

Wie auch immer. Ein Tipp an alle Wildkräuterfans: Wer zu den Eichel-Biscotti oder Oakenshilds einen Eichelkaffee serviert, hat einen tollen thematischen Nachmittagskaffeekranz zum Thema Quercus. Ich kann dazu ganze Bände erzählen und ergieße mich regelrecht in Faszination und Leidenschaft für diese Baumgattung. Eichen sind fantastisch und gehören zu den majestätischsten Organismen, die in unseren deutschen Wälder wachsen. Jede 100-jährige Eiche bieten Lebensraum für weit über 1000 Lebewesen. Das kann so schnell kein anderer Baum behaupten.  
Falls das Rezept also jemand einmal nachbacken will, regelt bitte die Temperaturen etwas runter und teilt mir mit, wie sie geworden sind, denn mein Eichelmehl neigt sich dem Ende und den nächsten Versuch werde ich erst wieder 2016 starten können.


2 Kommentare:

  1. Hallo Sindy, ich finde deine Rezepte immer total spannend! Und dass in einer "Versuchsküche" immer wieder mal was schief geht, ist auch klar! Für mich sind Fotos weitestgehend auch nur zur Dokumentation da und müssen nicht künstlerisch wertvoll sein. Außerdem würde ich nie das Essen kalt werden lassen, um noch optimales Licht oder Deko für's Foto zu suchen... ;-) Nach weiter so!!!

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  2. Hallo :-)
    vielen lieben Dank! Das geht runter wie Öl und animiert mich natürlich, einfach lustig weiter zu machen.
    Liebe Grüße Sindy

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