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Freitag, 5. September 2014

Kiefernharzbalsam für die Haut (zum Einreiben, nicht zum Essen!)

Lässt sich der wohltuende Duft aus einem Kiefernhain einfangen und mit nach Hause nehmen? Klar! Hier ein duftiges Rezept mal nicht zum Essen, sondern zum Eincremen auf die Haut - auch so lässt sich Natur genießen. Der Balsam lässt sowohl auf dem Herd, als auch am Lagerfeuer herstellen.

Mit Kiefernharz (vorne im Bild), Bienenwachs und etwas Öl lässt sich auch am Lagerfeuer einduftiger Hautbalsam herstellen. Als Abfüllbehälter eignen sich kosmetisch korrekte Tiegel. Ansonsten müssen eben auch mal Muscheln oder ausgediente Metalldöschen herhalten.

Sammeltipp:

Gelegentlich sieht man Kiefern, bei denen das Harz regelrecht aus verletzten Stämmen herausläuft. Gerade im Mittelmeerraum, wo Kiefern sehr häufig zu finden sind, trocknet der Harz zudem auch relativ rasch, so dass man mitunter an einem einzigen Baum genug Harz ernten kann. Ist das Harz schon älter, lässt es sich einfach mit den Fingern abbrechen, ist es jünger, ist es noch klebrig. In so einem Fall hat sich eine kleine Blechdose bewährt (etwa von Bonbons), mit deren Rand man das Harz direkt in die Dose schabt.
Natürlich sollte man dabei dem Baum nicht weiter verletzen.
Bei uns in Deutschland findet man zumeist kleinere Harztropfen an den Stämmen von echten Tannen, Kiefern, Fichten und Lärchen oder an Baumstümpfen frisch gefällter "Tannen"bäume - die ja doch auch zumeist Fichten sind. Hier lohnt es sich bei Spaziergängen immer mal wieder einige Tropfen mitzunehmen und zu sammeln, bis man die gewünschte Menge zusammen hat. Keine Sorge: Das Harz wird nicht schlecht.

Zutaten für 300 g Kiefernharzbalsam:

  • 50g Kiefernharz
  • 250 g Olivenöl
  • 30 g Bienenwachs
Bienenwachspellets hat man nun nicht immer dabei, aber vielleicht eine Bienenwachskerze? Auch das Baumharz kann in Aussehen und Konsistenz sehr unterschiedlich sein. War es oben im Bild hart, bräunlich und trocken, so ist hier klebrig, weiß-rosa und eher pastös. In dieser Runde verwendete ich Sonnenblumenöl und eine ausgediente, saubere Konservendose für die Herstellung.

Ausrüstung für die Herstellung:

  • einen alten Topf oder eine saubere Metalldose (z.B. eine Konservendose)
  • ein feines, altes Sieb (z.B. von einem Tee-Ei)
  • Cremetöpfchen oder Tiegel

Das geerntete Harz von groben Holzstückchen befreien, dann das Harz mit dem Öl auf dem Herd bei kleiner Hitze oder am Rand des  Lagerfeuers langsam zum Sieden erhitzen und dabei immer wieder umrühren. Bis das Harz geschmolzen ist, kann einige Zeit dauern. Meist ist es nach ca. 10 min  vollständig gelöst (je nach Größe der Harzstückchen und deren Konsistenz), dann noch einige Minuten sieden lassen und den Topf oder die Dose schließlich vom Herd nehmen. Nun das Bienenwachs zugeben, schmelzen lassen und dabei immer wieder umrühren.
Wer den Balsam weicher haben möchte, kann nach 2/3 der Wachsmenge immer mal wieder ein paar Tropfen auf einen Teller geben und warten bis dieser erkaltet ist, um die Konsistenz des Balsams zu testen (ähnlich einer Gelierprobe bei Marmelade). Ist der Balsam zu weich, noch etwas Bienenwachs hinzugeben, ist er zu hart, helfen ein paar Tropfen zusätzliches Öl.
Stimmt die Konsistenz, den flüssigen, warmen Balsam durch das Sieb in die Döschen gießen und erstarren lassen.

Das Kiefernharz ist geschmolzen, die Dose kann vom Feuer. Das Öl-Harz-Gemisch ist heiß genug, um den Wachs vollständig zu schmelzen. Zur Not tut es auch ein Stöckchen zum umrühren.

Aus der Dose durchs Teesieb direkt ins Töpfchen fließen lassen. Mit ein wenig Fingerspitzengefühl bleiben dank des Dosen-Randes die gröbsten Verunreinigungen ohnehin in der Dose. Bis der Balsam ausgehärtet und abgekühlt ist, keinen Deckel auf den Tiegel schrauben.

Anwendungsgebiete:

Beim Verreiben in den Händen entsteht so viel Wärme, dass der Balsam vollständig einzieht. Der Balsam lässt sich bei Erkältungen auch prima auch auf Brust und Rücken verstreichen und hat dank der ätherischen Öle im Harz sogar leichte schleimlösende Eigenschaften.
Man könnte den Balsam als Wellnessprodukt deklarieren, denn wie die synthetischen Erkältungsmittel, die sofort alles frei blasen, wirkt er natürlich nicht. Dennoch kennt Ihr vielleicht die wohltuende Wirkung, sich mit Aromaölen in andere Stimmungslagen versetzen zu lassen. Stellt euch einen kalten, nassen Regentag vor und dann einen an dem Ihr bei schönstem Sonnenschein in einem Kiefernhain steht. Grade bei Regenwetter ist ein von den Inhaltsstoffen unbedenklicher Balsam der nach Sonnenschein im Kieferwald riecht, eine echte Wohltat. Als Unterstützung  bei Erkältungen kann ich ihn nur empfehlen.
Auch als hautschützender Balsam ist er gut zu verwenden, da das Bienenwachs die Haut eine Zeitlang wasserabweisend macht. Grade wer viel schwimmt, im Garten arbeitet oder seine Hände ständig im Wasser hat, wird seinen Händen damit einen Gefallen tun. 

Variationen:

  • Auch das Harz von Lärche, Fichte und Tannen lässt sich verwenden. Um einen klaren Duft zu erhalten, würde ich die verschiedenen Harze nicht mischen.
  • Als Öl ist neben Olivenöl auch Mandelöl oder Sonnenblumenöl sehr schön. Beides hat nicht den fast schon penetranten Eigengeruch von Olivenöl und lässt den Duft des Harzes fast noch besser zur Geltung kommen. Allerdings: Mit Mandel- oder Sonnenblumenöl wird der Duft feiner und lieblicher.  Mit Olivenöl wird der Duft intensiver und herb-würzig. Der Eigenduft von Olivenöl tritt dabei nicht hinter den Kiefernharzgeruch zurück! Olivenöl hat hingegen den Vorteil hautpflegender zu sein und ist zudem mit leichten, natürlichen Sonnenschutzeigenschaften ausgestattet.
  • Meine Empfehlung: Beim ersten Mal  mit kleinen Mengen experimentieren, um seine persönliche Vorliebe herauszufinden. Ich selbst mag den fast schon schweren Duft der Kiefer lieber, als den frischen Duft der Fichte - auch das Harz riecht sehr unterschiedlich. Meine Lieblingskombi ist deshalb Kiefernharz-Mandelöl. Der Balsam ist nahezu universal einsetzbar (Hautschutz, wunde Schnupfnasen, Schrunden, usw.). Beim Bienenwachs würde ich aber keine Kompromisse eingehen, dass muss schon Bienenwachs bleiben.

Sonstiges:

  • Das Einzige was in diesem Rezept ranzig werden könnte, ist das Öl. Ich selbst fülle den Balsam gerne in 10-20g  Gefäße ab, was den Vorteil hat, bei Verunreinigung eines Döschens nicht die gesamte hergestellte Menge wegwerfen zu müssen. Auf diese Weise hält sich der Balsam 2 Jahren (oder länger).
  • Für das Rezept kann man auch älteres Baumharz verwenden, dann dauert das Einschmelzen mitunter etwas länger, oder man sammelt das noch klebrige Harz, das sich relativ rasch einschmelzen lässt. Das Sammeln ist bei Letzterem allerdings eine ziemliche Sauerei. Harz lässt sich mit Spiritus recht gut von den Fingern entfernen. Klebrige Messer in heißes Öl tauchen und wartet bis sich das Harz löst.
  • Das liest sich hier nun alles so furchtbar kompliziert. Im Prinzip ist es ganz einfach: Harz im Öl schmelzen, Wachs dazu, schmelzen, abfilter, abfüllen und fertig. Aber dann hättet Ihr ja nichts zu lesen :)


5 Kommentare:

  1. Das Produkt nennt sich in der Heilkunde Pechsalbe oder "Boandlrichterschmier" und ist viel mehr als nur ein Wellnessprodukt:

    -Sie eignet sich hervorragend zur Behandlung von kleinen Wunden, Schürfwunden oder wenn man einen Splitter in der Haut hat...

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  2. Das Produkt ist viel mehr als nur ein Wellnessprodukt.
    Sie nennt sich Pechsalbe oder auch Boandlrichterschmier und ist ein altes Heilmittel. Sie eignet sich gut für Schürfwunden oder Splitter, kleinere Wunden und vieles mehr.
    Ich würde die dose oder worin man es erhitzt in ein 60°-80° heißes Wasserbad stellen. Es darf nicht kochen.

    Unter den oben genannten Namen findet man viele Informationen im Internet hier eine Videoanleitung:

    https://www.youtube.com/watch?v=hyrn1Pv3VpQ

    Lieben Gruß und weiter viel Erfolg mit der tollen Seite.

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  3. Hallo Björn,
    ah, Pechsalbe! Ich wusste doch, ich hatte ein ähnliches Rezept in irgeneinem alten Naturkundeheilbuch schon mal gesehen. Jetzt habe ich auch den Namen dazu. Vielen Dank!
    Das mit den 60-80 Grad, ist ein guter Tipp. Ich hatte das im Urlaub über dem Lagerfeuer mit recht primitiven Mitteln hergestellt: mit einer Dose, einen Teeei, dirket am Feuer, ohne Thermomenter. Einfach machen. Hauptsache es macht Spaß. Da kommen eh immer die tollsten Sachen bei raus. So wie diese Seite?! WOW. Danke für das Lob. Freut mich riesig. Das war auch so ein spotantes Ding.
    Ganz liebe Grüße Sindy

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  4. Vielen Dank für die zahlreichen Tipps (im Artikel und auch in den Kommentaren) Leider wird es wohl so sein, dass sich ein Großteil der ätherischen Öle, ab 30 Grad aufwärts, verflüchtigen und "nur" die in Öl löslichen Bestandteile Ihre Wirkung entfalten können!?

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  5. Lieber Klaus,
    da hast du recht, ein Großteil der ätherischen Öle verflüchtigt sich. Das reicht man schon, während das Harz sich langsam erwärmt - und das riecht man in den Kiefernwäldern im Sommer, wenn man bei 40 Grad dort den Schatten sucht. Dennoch geht nie das gesamte ätherische Öl sprichörtlich in die Luft. Je kürzer du den Einschmelzvorgang hälst, desto besser wird es wohl sein. Um an dieser Stelle irgendeine Prozentangabe zum in der Pechsalbe verbliebenen ätherischen Öl machen zu können, müsste man wohl eine chemische Analyse beauftragen. Was mir meine Nase im fertigen Produkt sagt: Das riecht noch sehr deutlich nach Kiefernharz. Scheint also noch reichlich Öl in der Salbe zu verbleiben.
    Ich weiß das ist ein wenig unbefriedigens, aber ein Gas-Chromatograph gehört leider nicht zu meiner Standardausrüstungen - auch wenn das wirklich chick wäre.
    Ich wünsche dir dennoch viel Freude beim Nachmachen.
    Liebe Grüße aus den Nesseln
    Sindy

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