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Dienstag, 2. Dezember 2014

Muggefug Variante 2 - der Eichelkaffee

Eichelkaffee gehört zu den Klassikern der Wildnisküche. Und tatsächlich: Er ist trinkbar. Bei ihm verhält sich das ein wenig anders als beim  Löwenzahnwurzelkaffee denn er sieht in keinster Weise aus, wie Kaffee und schmeckt tut er auch nicht danach.  Eichelkaffee verdient eher den Namen "Eicheltee" und diesen würde ich auch nicht als Kaffee-Ersatz trinken, sondern ihn eben bewusst als Eicheltee genießen.
Eichelkaffee wird immer mal wieder als alternative zu Kaffee-Ersatz angeführt. Tatsächlich sieht er
anders aus und schmeckt auch anders. Muggefug ist eben nicht gleich Muggefug.

Wie schmeckt Eichelkaffee und kann man ihn trinken?

Ohne Milch sieht Eichelkaffee aus, wie Tee. Dem Geschmack
nach passt die Bezeichnugn "Tee" auch besser.
Eichelkaffee schmeckt ein wenig herb mit der feinen, würzigen Note der Eichel. Es ist ein ganz eigener Geschmack: Eine Mischung aus Karamell und Wald, erdig und gleichzeitig lieblich, herb und gleichzeitig süßlich und das ganze sehr dezent. Klingt eigentlich gar nicht so schlecht, wenn man den Geschmack so beschreibt.  Aber eben weil das so ungewöhnlich ist, kann man ihn, wie ich finde,  nicht zum Dauergetränk machen. Es bleibt etwas besonderes, schon allein weil seine Herstellung Zeit und Geduld erfordert.
Hat man die Eicheln  nicht lange genug vorher gewässert, dann kommt noch der leicht abstringierende Geschmack der Gerbstoffe zum Tragen. Das heißt, dass sich die Backen beim Trinken nach Innen ziehen werden und man ein wenig das Gefühl hat zu einem Schrumpfkopf zu mutieren.  Um auch den letzen Gerbstoffen den Garaus zu machen, empfiehlt es sich sehr, etwas Milch in den Eichelkaffee zu geben. Leicht gesüßt kann man ihn so relativ gut trinken. Dennoch reicht es mir voll und ganz einmalig im Jahr etwas Eichelkaffee in einer Thermoskanne abgefüllt mit in den Wald zu nehmen (z.B. bei meiner zweiten Eichel-Sammeltour im Herbst), mich unter eine Eiche zu setzen, imaginär mit ihr auf ihre Früchte anzustoßen und dann ein Tässchen zu genießen. Mehr Eichelkaffee brauche ich im Jahr nicht - so grandios ist der Geschmack nun auch wieder nicht. Dennoch zelebriere ich das gerne in der eben beschriebenen Weise. Für mich ist das mein "Herbstritual". Eine Thermoskanne Eichelkaffee ist somit mein Jahresverbrauch und befriedigt mein Bedürfnis etwas Besonderes aus der Natur konsumiert zu haben, sehr. Immerhin - eine Thermoskanne voll Kaffee aus Übersee ist somit eingespart.

Wie stellt man Eichelkaffee her?

Die gewässerten, dann gerösteten Eicheln
werden in einer Kaffeemühle feingemahlen.
Die besten Eicheln sind die etwas oval-länglichen Früchte, der Stiel- oder Traubeneichen. Beide lassen sich viel besser schälen, als die kugeligen Eicheln der Roteiche.
Das fertige Eichelkaffee-Pulver erinnert ein Bisschen an
gemahlene Mandeln.
Um sich das mühevolle Schälen roher Eicheln zu ersparen, kann man die Früchte für 10-20 Min bei 180 Grad im Ofen rösten. Dabei platzen sie auf und mit einen Spitzen Messer sind die Eicheln recht schnell geschält. Anschließend schneidet man sie in kleine Stücke und wässert sie. Dafür kommen die Eichelstücke 2 Tage in eine Schale mit Wasser, das man täglich zweimal wechselt. Wenn das Wasser klar bleibt, werden die Eichelstücke noch einmal bei 180 Grad für 10-20 Min hellbraun geröstet. Wer mag, kann das auch in einer beschichteten Pfanne oder über dem Lagerfeuer tun. Die so vorbereiteten Eicheln werden in einer Kaffeemühle zu Pulver vermahlen. Für den Kaffee aus Eichlen empfehlen sich 2 gehäufte Teelöffeln pro Tasse. Dafür den Eicheltee in der Kaffeemaschine oder im Kaffeebereiter wie gewohnt zubereiten. Wer beides nicht hat, kann das Eichelpulver auch einfach einige Minuten im heißen Wasser ziehen lassen und dann durch ein feines Sieb oder einen Kaffefilter filtern.

Lohnt sich die Mühe?

Na ja. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, auch wenn andere Stimmen etwas anderes sagen und den Eichelkaffee in den Himmel loben. Haferschleim ist bekanntlich auch sehr bekömmlich, aber essen tue ich ihn deswegen dennoch nicht gern. Eicheltee, und so muss man wirklich zum Eichelkaffee sagen,  ist einfach ein recht aufwändig herzustellendes Getränk für einen Geschmack, der ungewöhnlich ist, aber nicht unbedingt der Lobpreisungen würdig ist, die er so genießt.  Wahrscheinlich freuen sich die Leute, die Eichelkaffee hergestellt haben einfach, dass sie diese langwierige Prozedur zelebriert haben udn endlich, endlich zum Trinken kommen. Da will man sich auch nicht unbedingt eingestehen, dass das Gebräu nun nicht so tolle ist und erstrech nicht unbedingt alltagstauglich ist. Belassen wir es bei der Freude über jenes eine Tässchen Eichelkaffee als "Herbstzelebrationsgetränk". Es ist wesentlich einfacher ein paar Wildkräuter von der Wiese mit heißem Wasser zu übergießen und so einen "richtigen" Tee herzustellen, als Eicheln zu pulen, zu zerschneiden, zu rösten, zu mahlen und aufzugießen. Ich hab die Wildkräuterrei gern einfach und wenn da schon viel Mühe drin steckt, dann muss mich das Ergebnis auch überzeugen. Eichelkaffee reißt mich nicht wirklich vom Hocker, da gibt es andere Rezepte mit Eicheln, die viel besser sind! Dennoch gehört er für mich sozusagen als herbstliches "Kultgetränk" wenigstens bei einem Streifzug durch die Wälder einfach mit ins Marschgepäck.




Montag, 1. Dezember 2014

Was kann man aus Rosskastanien noch machen? Wie wäre es mit Flüssigseife?

Geht das? Waschmittel aus Kastanien? Gemeint sind die Roßkastanien, nicht die Esskastanien und die Antwort ist eindeutig: ja! Der eine oder andere hat sich im Herbst bestimmt schon gefragt, was man denn mit Kastanien sonst noch so anstellen kann, als nur lustige, kleine Männchen daraus zu basteln. Nun, Letzteres tue ich auch, aber die Rosskastanie kann noch mehr, z.B. die eigenen lustigen, kleine  Männchen (Kinder!) reinigen.

Aus Rosskastaien lassen sich lustige Männchen bastelen...oder die eigenen Männchen damit waschen.

Es gibt immer mal wieder den Hinweis, dass sich auch Roßkastanien essen lassen, sofern man sie dann nur gründlich genug wässert, um ihnen die Gerbstoffe und die Saponine zu entziehen. Moment mal! Saponine? Bei Saponinen werde ich aufmerksam, denn das sind natürliche "Seifenstoffe". Mancher Naturkundige kennt sie aus dem Seifenkraut. Aber, soviel kann ich vorneweg sagen: Kastanie reinigen viel besser!

Um aus Kastanien die Seifenstoffe zu gewinnen, müssen die Füchte erst einmal geschält werden. Das ist der mühsamste Teil.

Zeit also für einen neuen Selbstversuch, dieses Mal in drei Varianten. Für alle drei Versionen werden Roßkastanien  gesammelt und geschält. Das Schälen geht mit einen spitzen Messer und mit frischen Kastanien ganz gut, bereitet aber dennoch einige Mühe und braucht etwas Geduld. Zugegeben, der letzte Versuch mit der Waschmaschine ist nicht vergleichbar, aber das hole ich nächstes Jahr nach. Ich muss nur noch viel mehr Rosskastanien sammeln.

Flüssigseife aus Rosskastanien

Los geht`s: Die geschälten Kastanien werden grob gehackt, in ein Glas mit Schreubverschluss gefüllt und mit etwa der doppelten Menge Wasser übergossen. Nach einigen Stunden verfärbt sich das Wasser gelb. Nun kann man das Glas kräftig schütteln und man sieht, dass sich ordendlich Schaum an der Wasseroberfläche bildet - Seifenschaum! Der ist viel cremiger als der im Badewasser! Herrlich. Das Seifenwasser lässt sich nun durch ein Sieb gießen und in Flaschen abfüllen. Im Kühlschrank hält sich dieses Wasser etwa eine Woche. Es lässt sich wie eine Waschlotion verwenden und ist ultramild. Nur in die Augen sollte man es nicht bekommen, da dies eben ein Naturprodukt one Konservierungsstoffe ist. Für Babypopos oder zarte Hände ist es aber wunderbar.

Füllt man Kastanienstückchen mit Wasser in ein Schraubglas, wartet einige Stunden und schütteln dann kräftig, entsteht ein richtig schöner Seifenschaum.
Fazit: Dies ist ein tolles Handwaschmittel. Das Kastanienwasser lässt die Haut super samtig werden, das bekommt keine künstliche Seife hin. Der Duft ist sehr dezent herb-würzig. Riechen tut es von Natur aus also auch nicht schlecht
Kastanienwasser eignet sich aber auch zum Reinigen im Haushalt, sollte aber bei Stoffen, da das Seifenwasser leicht gelbstichig ist, vorher an einer unauffälligen Stelle getestet werden. Für Tische oder andere glatte Fläschen ist es toll, aber eben kein aggressives Reinigungsmittel, eher ein Pflegemittel mit Reinigungseigenschaften.

Handwaschbällchen für den Garten aus Kastanien

Im Hintergrund das Glas mit der gelbstichigen "Flüssigseife,"
im Vordergund ddas grobe Kastanienmehl zu zwei Hand-
waschbällchen geknetet.






Hierfür müssen die Kastanien so kleine geschnitten werden wie möglich. Wer will kann sie auch im Blitzhacker zerhacken. Die noch feuchten Kastanienstücke werden zu kleinen Bällchen zusammengedrückt und getrocknet. Die "Waschbällchen" halten sich an einen trockenen Ort mehrere Wochen.

Fazit: Werden die Hände unter Wasser mit den Bällchen abgerieben zerfallen diese und es entsteht ein Peelingeffekt. Das eignet sich besonders für sehr verdeckte Gartenhände. Auch hier wird die Haut weich. Allerdings sollten die Waschbällchen im Freien verwendet werden, da die Kastanienstücke sonst im Siphon vor sich hingammeln. Im Garten unter dem Wasserschlauch sind sie aber unschlagbar, da sie ein 100%iges Naturprodukt sind, dass auch zu 100% biologisch abbaubar und kompostierbar ist. In meinem Gartenhäuschen lagern neben der Gießkanne somit zukünftig immer einige Kastanienwaschbällchen, solange der Vorrat reicht.



Kastanien in der Waschmaschine

Die verschlammten Turnschuh wurden zu
Testzwecken mit einem Waschsäckchen voller
Kastanienstücke in der Waschmaschine
gewaschen.
Die kleingeschnittenen Kastanien werden in einen Leinenstoff, Organza oder ein anderes luftiges Geweben eingenäht und zusammen mit der Wäsche in die Waschmaschine gegeben.

Fazit: Hier ist noch ein wenig mit der Dosis zu experimtierten. An ein richtiges Waschmittel kommt die Kastanie in meinem Versuch nicht heran. An den Schuhen blieb noch etwas Schmutz, allerdings muss ich dazu sagen. war ich von der Weichheit des Schuhoberleders nach dem Waschen begeistert. Anders als ander Waschmittel, die Leder hart werden lassen, war hier der Schuh auch nach dem Trocknen butterweich und geschmeidig. Um bei weißen Stoffen ein Vergilben zu vermeiden, sollte der Beutel mit den Kastanien vor dem Nachspühlprogramm entfernt werden. Der ganz leichte Gelbstich ist nicht dauerhaft und lässt sich mit reinem Wasser super einfach entfernen. Wer also weiße Wäsche mit Kastanien säubert, sollte auf jeden Fall nachspühlen. Bei bunter Wäsche fällt das nicht auf.

Taugen Rosskastanien zum Reinigen? Mein Fazit aus den Waschversuchen

Überzeugt haben mich die Flüssig-Seife und die Handwaschbällchen. Solange es frische Kastanien gibt, werde ich daraus auch Seifenwasser herstellen und dies als Seifenersatz zum Händewaschen verwenden. Die Reinigungswirkung ist toll, die Pflegewirkung noch besser. Auch mein alter Eichentisch mit seiner unbehandelten Holzoberfläche freut sich über die Reinigung mit dem pflegenden Seifenwasser. Da man hier die Kastanien nur grob hacken braucht und das Einweichen der Schnitzel nicht wirklich Mühe macht, ist der Aufwand für die Herstellung ein nettes Hobby für den Herbst. Nächstes Jahr werde ich versuchen etwas Seifenwasser in Eiswürfel zu portionieren, vielleicht hab ich ja so ein ganzjähriges Pflegemittel für meinen Schreibtisch.
Die Waschbällchen sind prima für den Garten, in ihrer Herstellung aber schon etwas auswändiger. Presst man sie nicht gut zusammen, zerfallen sie auch sehr schnell. Das tut der Waschleistung nicht wirklich schaden. Hier wäre es auch denkbar, Rosskastanienmehl herzustellen und in eine verschraubbare Dose abzufüllen und diese als Handwaschpaste für den Garten zu verwenden. Allerdings: Ich habe etwa 3 Mal versucht eine brauchbare Menge Kastanienmehl zu gewinnen, und jedes mal ist es mir binnen 2 Tagen aufgrund der schlechten Wetterlage verschimmelt. Ich bin kein Fan von "Ofentrocknungen". Die beste Energie ist die, die man nicht verbraucht, und grade wenn ich Naturprodukte herstelle, möchte ich dafür eigentlich so viel unnötigen Energieverbrauch vermeiden, wie möglich. Bei mir muss das Kastanienmehl also in der Sonne trocken :). Hier muss man noch etwas experimentieren. Ich freu mich auf den nächsten Herbst.
Am schlechtesten vom Arbeitsaufwand zum Ergebnis abgeschnitten, hat der Versuch mit der Waschmaschine. Ich bin aber auch kein großer Näher, weshalb mir das Einnähen fast noch mehr Mühe bereitet als das Schälen der Kastanien. Ich habe den Test nur mit alten Turnschuhen und ein paar aleten Küchentüchern gemacht, dennoch denke ich, dass ich die Menge der Kastanien (es war etwa eine Handvoll) für eine Waschmaschinenladung hätte verdoppeln müssen. Ich werde auch diesen Test im nächsten Jahr wiederholen und auch noch ein wenig mit Weißwäsche herumprobieren. Ein rein-weißes Tuch hatte ich testweise mit der Flüssigseife per Hand gewaschen und war nach dem Nachspülen eigentlich zufrieden. In der Waschmaschine müsste man aber eine Vergleichswaschung vornehmen, um überhaupt ein aussagefähiges Ergebnis zur Waschleisung zu haben. Ich vermute mal, die Waschwirkung wird an die von Waschnüssen locker herankommen. Immerhin wären Kastanien ein einheimisches, sehr regionales Produkt, im vergleich zu den importierten Wäschnüssen.

Kann man Rosskastanien essen?

Nach diesem seifigen Versuch sitze ich ein wenig stutzig vor den Rosskastanien und frage mich, ob ich es wirklich versuchen soll, diese natürliche Seife irgendwann mal zu essen. Wie lange muss man die Kastanienstückchen wohl wässern, bis ihnen alle Saponine und Gerbstoffe entzogen sind? Dem experimentierfreudigen Naturköstler stellen sich immer mal wieder Fragen, bei denen verwundert die Augenbrauen nach oben zucken. Im nächsten Herbst gibt es mal wieder genug für mich zu tun.