Seifenkrautsud ist ein Shampoo für Minimalisten
Der Name ist Programm! Die Saponine des Seifenkrauts lassen sich als ultramilde Seife nutzen und natürlich auch als Shampoo einsetzten. Der nächste Selbsttest stand an, als das Seifenkraut groß genug war, um es zu ernten. Sechs Wochen lang wusch ich mir alle 2-3 Tage mit Seifenkrautlösung die Haare und bin nach wie vor begeistert. Kein sonstiges Shampoo, keine Kur, keine Spülung. Einfach Seifenkrautsud. Reduktion aufs Wesentlich. Es funktioniert!
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Reduktion aufs Wesentlich: Ausgekochtes Seifenkraut als Shampoo. |
Wie stellt man Shampoo aus Seifenkraut her?
Die Pflanzenteile kleinschneiden, mit Wasser bedecken und 10 min Auskochen, dann die Lösung abseihen und in Flaschen füllen. Haltbar ist dieses "Seifenkrautwasser" etwa 1-2 Wochen im Kühlschrank.
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Noch steht es im Garten, gleich im Bad. |
Etwas umständlich ist die Anwendung
Wie wäscht man nun die Haare damit? Hier hat sich bewährt das Seifenwasser vorher mit dem Milchschäumer aufzuschäumen und den recht schönen, cremigen und stabilen Schaum in die feuchten Haare zu massieren. Gießt man das Seifenwasser direkt über den Kopf, schäumt es nicht und es fließt auch zu schnell ab. Mit zuvor aufgeschäumten Seifenkrautwasser geht das aber super. Der Schaum bleibt mehrere Minuten lang stabil. Es reicht zeitlich also, kurz vor dem Duschen den Milchschäumer zu aktivieren und das Shampoo zu schäumen.
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Ich hab nur etwas Wasser nachgeschüttet beim Kochen, schon schäumt es ordentlich. |
Optional: Verdicker und Konservierungsmittel
Man könnte nun hergehen und dem Ganzen einen Gelbinder und Konservierungstoff wie ein paar Gramm
Xanthan*
oder einen Spritzer
Rokonsal*
zugeben. Beide dickt das Natur-Shampoo etwas an und Rokonsal macht aus den 2 Wochen Haltbarkeit zusätzlich etwa 6-8 Wochen (ebenfalls im Kühlschrank!). Damit hätte man den Sud länger auf dem Kopf und er ließe sich an Ort und Stelle mit den Fingern etwas aufschäumen. Aber: Eigentlich muss das nicht sein. Geht ja darum den Kopf mal einen Weile chemiefrei zu bekommen (auch wenn beides Naturprodukte, bzw. in der Naturkosmetik zugelassen sind) und zu zeigen, dass man durchaus Haare auch mal ganz ohne Chemie waschen kann.
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So sieht der fertige Seifenkrautsud aus und nun schaut mal was passiert, wenn man den mit
einem Milchaufschäumer bearbeitet.... |
Alles nur rosa-rot? Die Nachteile!
Ich bin praktisch veranlagt und ein Simplifizist. Damit hau ich die komplette oberirdische Pflanze in den Topf. Der Nachteil an meinem doch recht einfachen und brachialen Vorgehen: Die Lösung wird dank des Chlorophylls grünlich-braun. Dementsprechend sieht dann auch das Ausspülwasser aus. Aber nun gut, dann gilt es eben, so lange auszuspülen, bis das Wasser klar ist. So wird aus einen Nachteil ein Vorteil, denn so sieht man, wann wirklich gut ausgespült ist. Oft macht man das eh viel zu kurz.
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...dann entsteht ein richtige schöner Schaum - und so viel davon. Herrlich. |
Nur die Seifenkraut-Wurzeln? Und was ist mit dem Rest?
Eigentlich verwendet man vom Seifenkraut zur Saponien-Gewinnung nur die Wurzeln. Es ist aber etwas mühsam die Pflanze auszugraben, die Wurzeln zu waschen und diese dann zu verarbeiten. Und der Rest der Pflanze? Was macht man damit? Deswegen war das mal wieder ein Sprung ins Ungewisse: Ob sich Saponine auch aus den oberirdischen Pflanzenteilen gewinnen lassen? JA! Hurra! Die Lösung wird halt grün, die Farbstoffe sind aber wasserlöslich und damit ist auch alles gut.
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Der Schaum ist schön fest, recht stabil und cremig. Diesen Schaum kann man nun super zum
Haarewaschen direkt ins feuchte Haar massieren. Anschließend ausspülen und fertig. |
Shampoo-Variationen für noch kräftigeres Haar
Wer möchte kann noch Rosmarin oder Brennnesselwurzeln in den Topf geben. Beides kräftigt das Haar zusätzlich. Rosmarin gibt der seifigen Lösung auch einen angenehmen Duft, denn das ist ein kleines, weiteres Manko: Das Shampoo riecht nicht gerade lecker. Nicht wirklich schlimm, aber ständig daran schnüffeln würde ich auch nicht wollen.
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Seifenkraut gehört in die Familie der Nelkengewächse. Toll, was die Natur so zu bieten hat. |
Mein Fazit zum Naturshampoo
Mal für 1-2 Monate auf 100% Natur-Kopfpflege umzustellen schadet nicht. Meine Kopfhaut hat sich sehr entspannt, meine Haare zu ihrem natürlichen Rückfettemechanismus zurückgefunden. Ich werde es im nächsten Jahr definitiv wieder tun! Gerade Chemiekaliensensiblen mag dieser Shampooersatz Erleichterung bringen. Allerdings: Ob es sich für alle Haartypen eignet, kann ich nicht sagen und wer gewohnt ist, sich täglich die Haare zu waschen hat gewiss noch einmal andere Ansprüche. Für mich war es ein Versuch wert und meinen Haaren ist es gut bekommen. Ich hab ziemlich dickes, kräftiges und recht langes Haar, klassischer Weise an den Spitzen eher trocken. Dennoch blieben meine Haare gut kämmbar, ohne chemische Weichmacher aus den Spülungen, was mich überrascht hatte. Ich bin davon ausgegangen, dass meine Haare nach spätestens 3 Wochen anfangen zu verfilzen, aber keine Spur davon. Der "Gesundheitszustand" meiner Haare ist stabil - für mich ein Zeichen, dass ich theoretisch so weiter waschen könnte. Ein großer Vorteil: Das ganze "Shampoo" kostet nichts, verursacht keinen Plastikflaschenmüll, ist frei von jeglicher Chemie, 100% biologisch abbaubar und besteht aus lediglich 2 Grundzutaten: Wasser und Seifenkraut. Leider ist mein Seifenkrautbestand nun aufgebraucht :/, aber nicht mehr lange und dann gibt es ja wieder
Rosskastanien.
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Prost? Nein, das ist kein Bierchen -heul- sondern Shampoo!
Schmeckt furchtbar, aber reinigt prima ...die Haare! |
Super Bericht, danke!
AntwortenLöschenToller Artikel - werde ich versuchen
AntwortenLöschenIst es vielleicht möglich, das Seifenkraut zu trocknen, um später Shampoo herzustellen ?
AntwortenLöschenLiebe Sandra,
AntwortenLöschenja das geht :)
Liebe Grüße Sindy
Tolles Experiment, dank dir! Hab Seifenkraut gerade erst in meiner Nähe entdeckt
AntwortenLöschenWerde ich ausprobieren. Leider ist Herbst nicht die beste Jahreszeit zum Ernten, oder?
Vielen lieben Dank für den tollen Tipp mit dem Seifenkraut! Ich habe ganz viel bei mir in der Natur gefunden und habe es mit Rosmarinhydrolat aus meiner Destille aufgekocht. Die Idee mit dem Milchaufschäumer hat super funktioniert, und seitdem wasche ich meine Haare mit Seifenkraut... zwar etwas ungewohnt, aber ein tolles Gefühl, ich habe den Eindruck, dass sich meine Haare glatter, seidiger anfühlen ����
AntwortenLöschenVielen lieben Dank für den tollen Tipp mit dem Seifenkraut! Ich habe ganz viel bei mir in der Natur gefunden und habe es mit Rosmarinhydrolat aus meiner Destille aufgekocht. Die Idee mit dem Milchaufschäumer hat super funktioniert, und seitdem wasche ich meine Haare mit Seifenkraut... zwar etwas ungewohnt, aber ein tolles Gefühl, ich habe den Eindruck, dass sich meine Haare glatter, seidiger anfühlen 😀😍
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