Regional, saisonal, kostengünstig - Smoothies mit "Haustür-Zutaten"
So mag ich es am liebsten: Essen komplett direkt aus der Natur vor der Haustür. Mit Smoothies ist das zu 100% möglich. Da muss kein Ei gekauft werden, keine Butter, noch nicht mal Mehl. Ein "Essen" vollständig aus wilden Zutaten! Super! Mehr davon. Und weil ich bei der Sommerhitze mal wieder kochfaul bin, muss mein 08/15-Haushaltsmixer wieder schwitzen (bin gespannt, wie lange der die Tortur noch mitmacht) und das gleich im Doppelpack, denn die Renekloden sind reif.
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Sommer-Smoothies wie dieser "Sunshine" gibts heute im Unkrautgourmet. |
Smoothiegrundlagen
Die Faustformel für grüne Smoothies, die auch mal rot, gelb oder braun sein dürfen, ist ganz leicht und z.B. auf den Seiten von
Grüne Smoothies zu finden. Alle Rezepte richten sich mehr oder weniger danach:
- 300-500 g Früchte
- 100-150 g Blattgrün
- 200-400 ml Wasser
- 1-2 Spezialzutaten für den richtigen Kick
Fett machts löslich
Ich füge Smoothies je nach Zutaten gerne noch einen Teelöffel neutrales Öl hinzu, weil Vitamine wie A, E, D und K nun mal nur fettlöslich sind. Auch die Vorstufen des Vitamin A, die Carotinoide, sind lösen sich nur in Gegenwart von Fetten. Da man nach 1-2 Gläsern Smoothie meistens pappsatt ist, sollte man seinen Körper auch die Möglichkeit geben, solche fettlöslichen Stoffe direkt aufsaugen zu können. Da wirkt ein Löffel Öl wahre Wunder.
Man sollte nicht zu dogmatisch sein. Wichtig ist doch, dass man überhaupt zu Grünzeug greift und so ein Smoothie bringt ein wenig Abwechslung in den Wildkräuter-Alltag und ist eine wunderbare Art Unkraut zu zerhäkseln und zu vernichten :). Auf zu den Rezepten.
Das Obst - wer kennt schon Renekloden oder Ringlo?
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Mit den Mirabellen und Pflaumen verwand: Die Renekloden. |
Grundlage für beide Smoothies sind Renekoden, die gerade Saison haben. Sie werden auch Edel-Pflaumen genannt, mancherorts kennt man sie als Ringlo, Ringloden oder Renekloden. Vielen ist das Obst eher unbekannt und oft werden sie für unreife Mirabellen gehalten und vergammeln somit häufig, weil jeder darauf wartet, dass sie goldgelb werden. Da kann man lange drauf warten, denn so richtig gelb werden sie erst, wenn sie schon vom Baum gefallen sind und kurz vor der Verfäulnis stehen. Wer keine Ringloden bekommt, er kann für die nachfolgenden Rezepte auch auf Pflaumen, Zwetschgen, Kirschpflaumen, Pfirsiche oder Mirabellen zurückgreifen. Bitte wie immer in Bio-Qualität.
Das Grünzeug - es wuchert die Brombeerhecke und sprießt die Melde
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Soooo viele schöne Smoothie-Zutaten! Was auf den ersten Blick recht trostlos aussieht,
ist bei genauerer Betrachung ein regelrechter Vitalstoff-Acker.
Viele Ackerunkräuter, wie die Melde, stecken voller gesunder Inhaltsstoffe. |
Als Blattgrün dient mal wieder Unkraut: eine wuchernde Brombeerhecke auf einen verlassen Grundstück und ein aktuell brach liegender Acker voller Melde.
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Labkraut gibt es in gelb, weiß oder in der "klebrigen"
Ausführung. Ob Galium verum (echtes Labkraut),
Galium mollugo (Wiesen-Labkraut) oder Galium aparine
(Klebkraut)- alle drei eignen sich für Smooties. |
Die Spezialzutaten - Oh wie schön, es ist Sonnenblumenzeit und das Labkraut blüht
Sonnenblumenblüten! In dem Fall sammel ich die gelben Strahlenblütenblätter von Exemplaren, die ihre Blühhoch-Zeit schon überschritten haben und kurz vor dem Verwelken stehen.
Echtes Labkraut brühte bei uns noch auf dem Spielplatz. Psst! Spielplätze sind toll. Die Stadtverwaltung mäht und die Hunde müssen angeleint werden und machen ihre Geschäfte hinter den Zaun ;) !
Smoothie I: Green Ringlostar - Du bist was Du schlürfst
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Der Green Ringlostar besteht aus Renekloden, Melde und Labkraut. Wer möchte kann noch eine
viertel bis halbe Zitrone zufügen. |
- 300 g Renekloden
- 100 g Meldenblätter und Triebspiten (der Rest ist aktuell schon viel zu holzig)
- 8 Blütenstiele voller Labkrautblüten
- 200 ml Wasser
- 1/4-1/2 Biozitrone, je nach Belieben mit oder ohne Schale
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Gleich geht´s rund. Ein Hochleistungmixer
wäre hier Gold Wert...:/ |
Zubereitung
Die Renekloden entkernen, die Meldeblätter waschen und ausschütteln. Bitte gut auf Marienkäferlarven untersuchen, die sitzten da nämlich gerne drin und schmecken durchgemixt scheußlich :). Die Labkrautblüten von den groben Stielen befreien und alles ab in den Mixer und mixen. Wer so einen gewöhnlichen Küchenmixer hat wie ich, sollten mindestens 3 Min mixen. Wenn nötig noch etwas Wasser zufügen. Wer es süßer mag, kann noch ein paar Renekloden zufügen.
Tipp zur Zitrone
Wenn ihr Bitterstoffe liebt und euch eine bittere Note im Smoothie nicht stört, gebt die Zitrone samt Schale in den Mixer. Ihr erhaltet einen "Anti-Aging-Smoothie" denn in der weißen Fasterschicht stecken jede Menge Flavonoide. Sie schützen unsre Zellen vor freien Radikalen und bremsen somit den Alterungsprozesse. Auch das Krebsrisiko können sie senken. Wenn ihr euch scheut, dann fügt nur ein Stückchen Schale hinzu ;).
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Der Ringlostar - ein Melde-Renekoden-Smoothie mit Labkraut. |
Melde, ein Ackerunkraut wird zum Smoothie
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Unkraut ins Glas: die Melde |
Melde war sozusagen unser Vorgänger-Model zum Spinat und wurde als grünes Blattgemüse von den Römern bis ins Mittelalter genuzt. Sie gehört botanisch betrachtet, genau wie der Spinat, zu der großen Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Aber der Spinat entpuppte sich durch Züchtung irgendwann als viel ergiebiger und so geriet die Melde in Vergessenheit. Oft wird sie mit dem weißen Gänsefuß verwechselt. Das ist nicht weiter schlimm. Beide sind essbar. Von den 18 bei uns heimischen Melde-Arten sind mir bisher nur 2 Arten begegnet, die sich nicht zum Essen eignen. Keine Sorge, auch ihr erkennt sie: Am Geruch! Beide riechen nach fauligem Fisch und laden schon deshalb nicht zum Reinbeißen ein. Wenn ihr also Melde sammeln geht, lohnt es sich daran zu schnuppern. Die angenehm "grün" riechenden Exemplare sind echte Ackerunkräuter und stecken voller Kalium, Kalzium, Phosphor, Magnesium, Vitamin A und C, pflanzlicher Proteine und vielen weiteren wertvollen Inhaltsstoffen. Überraschender Weise enthält die Gartenmelde weniger Oxalsäure als Spinat, womit sie für unseren Kulturspinat eine echte Alternative für Menschen mit Nierenproblemen, Eisenmangelerscheinungen oder Herzproblemen sein kann. Wenn eure Kinder bei Spinat die Nase rümpfen, versucht es mal mit Melde, die wird oft viel lieber gegessen.
Smoothie II: Sunshine - der Sommer im Glas
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Der Sommer ist da: Der Sunshine-Smoothie mit Brombeerblättern, Renecloden und Sonnenblumen. |
- 300 g Renekloden
- 100 g Brombeerblätter (nur junge Blätter verwenden; aktuell treiben sie wieder aus)
- 200 ml Wasser
- 50 g Sonnenblumenblütenblätter (das sind etwa 4-6 Sonnenblumeblüten)
- optional und hier empfehlenswert: 1 TL Sonnenblumenöl
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Noch Wasser zugeben und den Mixer starten. |
Zubereitung
Die Renekloden wieder entkernen, die Brombeerblätter und Sonnenblumenblütenblätter waschen. Alle in den Mixer und gründlich "smooth" mixen. Nach Bedarf noch etwas Wasser zufügen.
Brombeerblätter und die Alternativen
Es müssen nicht allein Brombeerblätter sein. Auch Himbeerblätter oder vor allem Erdbeerblätter eignen sich hier vorzüglich - gern auch alles gemischt. Alle drei haben eine positive Wirkung auf den Menschen. Brombeerblätter wirken blutreinigend und blutzuckersenkend, Himbeerblätter wirken kräfigend auf die Gebärmuttermuskulatur, Erdbeerblätter wirken beruhigend und stoffwechselregulierend.
Und was macht die Sonnenblumenblütenblätter?
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Sonnenblumenblütenblätter stecken voller gesunder, sekundärer Pflanzenstoffen. |
Na, gute Laune :). Darüber hinaus enthalten Sonnenblumenblütenblätter aber auch Carotinoide und Flavonoide, und sind somit Krebshemmer und Jungbrunnen.
Durch die Sonnenblumen wird der Smoothie nicht ganz so grün, eher ockerfarben. Und auch die Renekloden oxidieren recht rasch ohne Zitrone zu einem wenig appetitlichen Braun. Wer die hellere Farbe des Smoothies erhalten will, sollte dem Mix noch ein paar Tropfen Zitrone beifügen.
Alle Smoothie-Rezepte aus dem Blog in der Übersicht
Um euch die Übersicht zu erleichtern, hier alle bisher im Blog veröffentlichen Smoothie-Rezepte:
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Ein Smoothie ist immer gut. |
Mein Favorit ist noch nicht mal grün :/ sondern gelb: der Labkraut-Zitronen-Smoothie. Der hat echt einen "Wake-up"-Effekt.
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Der ist so gesund wie er grün ist: Ringlostar-Smoothie. |
Hallo Sindy, vielen Dank für die tollen August Smoothie-Anregungen. Hast Du auch Erfahrungen mit Blutweiderich (Lythrum salicaria) ? Den findet man gerade wunderschön blühend an Seeufern. Überlege, meinen Smoothie mit einigen Blüten zu garnieren und vielleicht ein paar Blättchen unter zu mixen. Das Bisschen Salicylsäure wird sicher nicht schaden. Viele Grüße
AntwortenLöschenHallo Du :)
AntwortenLöschenBlutweiderich kann in der Tat essen und giftig ist er nicht. Ich würde es, wie mit allem in der Natur, nicht übertreiben und kiloweise davon vertilgen :) . Grade die Blüten des Butweiderichs erinnern vom Geschmack her an Obstsalat . Köstlich. Ich hab auch schon die eine oder andere Handvoll Einzelblüten in den Smoothie gekippt und es geschmacklich nie bereut (stimmt, so ein Rezept könnt ich auch mal on stellen).
Früher hat man Blutweiderich gegen Durchfall und innere Blutungen eingesetzt. An der Stelle muss ich aber auch schon die Hände heben, damit ich meine Kompetenzen nicht überschreite. Dennoch gehe ich mal vorsichtig weiter: Tatsächlich ist im Blutweiderich keine reine Salicylsäure enthalten, sondern ein Glykosid, das sich Salicarin nennt. Vorstufe von Salicylsäure ist meines Wissen nach Salicin. Es sind nur ein paar Buchstaben mehr, aber die können in der Chemie sehr unterschidliche Eigenschaften mitbringen. An der Stelle müsste man nun einen Chemiker oder Pharmakologen befragen, wie sich die Stoffgruppe der Salicylate verhält, wie Salicin und das im Blutweiderich enthaltene Salicarin zueinander stehen und wie Letzteres auf den Menschen auswirkt. Salicarin wirkt auf alle Fälle auf den Ruhr-Erreger, das Shiga-Kruse-Bakterium. Deswegen wurde Weiderich bei Durchfall verabreicht. Allerdings: Soweit ich die Literatur durch habe, hat man für Heilzwecke überwiegend das Kraut und nicht unbedingt die Blüten verwendet. Hildegard von Bingen hat zusätzlich auch die Samen eingesetzt.
Ich nehm die Blüten immer zum Aromatisieren von Bowlen und lass meine Gäste dann raten, welches Obst ich verwendet haben. :)
Ich hoffe, ich konnte dir damit ein bisschen helfen.
Liebe Grüße Sindy
Super, vielen Dank, neben dem Blutweiderich entdeckte ich wunderbar blühenden Wasserdost (Eupatorium), hast Du den auch schon probiert?
LöschenNoch so ein Dost :) (ich meine nur wegen meinen Beitrags zu "wildem Dost, Majoran und Oregano" hier im Blog. Der Wasserdost gehört da aber gerad nicht dazu, denn er gehört nicht zu den Lippenblütern, sondern zur Familie der Astern-Gewächsen. Dies nur am Rand.). Probiert ja, aber er eignet sich nicht wirklich als "Gemüse", da Wasserdost leicht giftig ist. Er enthält wie der Beinwell die Pyrrolizidin-Alkaloide. In kleinen Mengen wirkt er aber immunstummulierend, weshalb man früher auch Grippetropfen daraus hergestellt hat (zusammen mit Kapuzinerkresse und soweit ich mich erinnere auch Engelwurz). Kannst also gern mal ein wenig herumzupfen und probieren, ob er dir schmeckt, aber den auf den Teller zu häufen oder händeweise in einen Smoothie zu mixen würde ich nicht empfehlen. Man muss ja auch nicht jede Pflanze essen :).
AntwortenLöschenSuper, vielen Dank
AntwortenLöschenNoch ne Frage: was hältst Du von frischen Hopfenblättern für den Abendsmoothie?
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