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Sonntag, 24. Mai 2015

Wie fermentiert man eigentlich Tee selbst?

Schwarztee ist vielen Menschen zu herb, Grüntee zu bitter, Schwarz- und Grüntee zu aufputschend, Kräutertee zu heulastig, Früchtetee zu rot..... Wie wäre es mit einem Mittelding? Einem selbst fermentierten Schwarztee-Ersatz? Dass ich mal Tee trinke, ist ohnehin selten. Wenn dann am liebsten  selbst gemachten "Schwarztee".
Sich einen Schwarztee-Ersatz herzustellen ist ganz einfach. Wie? Die Anleitung findet Ihr hier: unkrautgourmet.de
Schwarztee ist nichts anderes, als fermentierter grüner Tee. Also Grün hab ich genug vor der Nase und als verantwortungsvoller Mensch,  bin ich immer für regionale Produkte. Was brauche ich also importieren Tee aus Übersee, der ökologisch betrachtet sogar als Biotee mit den ewigen Transportwegen eine klimatische Katastrophe ist, wenn mir die Kräuter vor der Nase wachsen? Eben. Braucht kein Mensch :-). Also erhebt Euch und pflückt eine paar Brombeer- und Himbeerblätter. Jetzt stellen wir uns unseren eigenen Tee her. (Wer eine Tee-Pflanze zu Hause hat, kann die Blätter übrigens auf genau die gleiche Weise fermentieren und erhält dann echten Schwarztee.)

Brombeerblätter und Himbeerblätter dienen als Grundlage für den selbst hergestellten fermentierten Schwarztee-Ersatz. Auch junge Erdbeerblätter und/oder Johannisbeerblätter sind geeignet.
Das Schwarztee aus grünem Tee gemacht wird, kann man kaum glauben, wenn man den Geschmack vergleicht. Doch in der Tat verändern sich beim Fermentieren die Aromen in einer Pflanze stark.  Fermentieren ist ins  "Allgemeinverständliche" übersetzt eine Gärung mit Enzymen. Die Enzyme dazu liefern Mikroorganismen, die praktischerweise in der Natur überall anzutreffen sind und zu 90% bereits auf der Pflanze sitzen. Man benötigt also überhaupt keinerlei große Ausrüstung. Tee für den Hausgebrauch zu fermentieren ist ein total simples Verfahren. Ich zeige Euch heute, wie Ihr einen einfachen fermentierten Haustee herstellen könnt, der nicht zu herb und nicht "zu grün" schmeckt und der Euch nachts im Bett nicht stehen lässt, denn er ist frei von Teein. Auch für Kinder ist er geeignet.

Als Grundlage dienen junge Himbeer- und Brombeerblätter im Verhältnis 1:1. Wer erst einmal mit einer kleinen Menge experimentieren möchte, nimmt je eine Handvoll. Auch junge Blätter von Erdbeeren, Walderdbeeren, Johannisbeeren oder Stachelbeeren können als Grundlage dienen.
Die Blätter werden lediglich leicht befeuchtet und mit einem Nudelholz gründlich überrollt. Sinn und Zweck ist es, die Blätter etwas zu brechen, damit sie gleichmäßiger fermentieren und die Mikroorganismen einen guten Zugang zum Blattmaterial bekommen. Deswegen die Blätter auch nur von groben Schmutz befreien und nicht lange abwaschen, sondern lieber möglichst weit oben am Busch sammeln. Die Mikroorganismen auf den Blättern werden noch gebraucht.
Die feuchten Blätter vor dem Fermentieren einige Male mit dem Nudelholz überrollen, hilft den Mikroorganismen auf den Blättern bei der Fermentation.
Ein Blattbrei sollte es beim Plattwalzen aber auch nicht geben. Wirklich nur mehrfach kräftig überrollen. Sehr praktisch: Bei Brombeerblätter mit Stacheln werden die Stacheln dabei gleich abgebrochen.
In einer durchsichtigen Tüte hat man immer die Kontrolle, ob sich nicht Schimmelpilze bilden. Die Blätter sollten leicht feucht sein. Es bildet sich noch genug Schwitzwasser!
Anschließend kommt das feuchte Blattmaterial in eine Tüte (man kann auch einen feuchten Leinenbeutel nehmen, dann muss man aber verstärkt aufpassen, dass dieser die nächsten 2 Tage nicht austrocknet, evtl. immer mal wieder mit etwas Wasser besprühen) und wird gut verschlossen. Zwei bis drei Tage bleiben die Blätter in ihrem Schwitzbeutel. In dieser Zeit den Inhalt immer mal wieder durchschütteln und durchkneten, damit die Feuchtigkeit sich gut verteilt. WICHTIG: Der Inhalt darf NICHT anfangen zu schimmeln! Er soll gären, nicht schimmeln! Gerade bei den flauschigen Himbeerblättern sieht man kaum einen Unterschied zwischen Schimmelmyzel und Pflanzenfasern. Man riecht aber den Unterschied! Verschimmelter Tee riecht muffig, fermentierter Tee eben wie Schwarztee, gegebenenfalls noch mit etwas "Heugeruch", je nachdem, wie weit die Fermentation schon im Gange war.
Bereits nach wenigen Stunden fängt es in der Tüte an zu "schwitzen". Die nächsten zwei bis drei Tage sollte der Inhalt immer mal wieder durchgeknetet werden, um die Feuchtigkeit gleichmäßig zu verteilen.
Nach spätestens drei Tagen kommt der Inhalt zum Trocknen in die Sonne. Wenn der Tee vollständig trocken ist, lässt er sich verwenden wie Schwarztee, auch wenn er im Geschmack ein wenig anders ist.
Die fermentierten Blätter müssen nun nur noch vollständig trocken.
Auf einen Küchenkrepp in der Sonne ist das in wenigen Stunden erledigt.
Fertig getrocknet kann der Tee in einen Schraubdeckelglas aufbewahrt werden. Die Grundlage für den "Schwarztee" ist geschaffen. Wer möchte, kann diesem nun Blütenmischungen wie Hibiskus, Sonnenblumenblätter oder getrocknete Orangen- oder Zitronenschalen zufügen. Besonders schön passen auch getrocknete Früchte von Himbeeren, Brombeeren oder Erdbeeren in diesem Tee. Mein Favorit: mit einige Blüten Mädesüß aromatisieren.
Ziehen sollte der Tee zwischen fünf und zehn Minuten. Der selbst fermentierte Tee wirkt selbst bei zehn Minuten Ziehzeit nicht aufputschend! Aromatisieren lässt er sich mit allen möglichen getrockneten Beeren, mit Blüten, getrockneten Orangenschalen oder Vanille (die ist bei mir ein echtes Luxusgut und wird so lange verwendet, bis sie nach nichts mehr schmeckt. In dem Fall würde ich also eine ausgekratzte Schote, die ohnehin beim Backen angefallen ist, kleinschneiden und dem Tee beifügen).

Tipp für einen unbeschwerten Eistee: 

Trinkt ihn kalt und nehmt ihm als Basis für Eistee! Mit einen Schuss Pfirsichsaft und ein paar Eiswürfeln sehr lecker und erfrischend.

1 Kommentar:

  1. Tolles Rezept zum selbst Fermentieren! Ich habe es selbst auch schon ausprobiert, aber ich fand den Geruch so abartig, dass ich die Blätter jetzt lieber einfach nur zu einem Ball fest zusammen drücke und jeden Tag wieder etwas zusammen matsche, bis die Blätter durchgetrocknet sind. Das funktioniert ganz gut, ist aber wohl keine Fermentation mehr. Schmecken tut's aber trotzdem :)

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