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Montag, 1. Juni 2015

Unkräuter sind Wildkräuter - ein Plädoyer für Wildwuchs

Was ist Unkraut?

Da blutet mein Herz: Unkrautbekämpfungsmittel. Bei dem Gespräch an der Kasse, das der Kunde mit den Verkäufer in einem Blumenmarkt führte, musste ich mir schwer auf die Zunge beißen. Der Kunde verließ den Laden mit einer Flasche "GierschFrei" und meiner Webadresse. Nun hat er die Wahl. Vielleicht probiert er ja den Giersch, bevor er ihn vergiftet.
Ehrenpreis wird als Unkraut geführt - des "Gärtners Pest" sozusagen.
Früher wurde Ehrenpreis gegen Pest und Aussatz eingesetzt und auch heute hilft er bei Hautproblem.

Daraufhin war ich neugierig und bin auf der Seite der Firma Neudorff zu Besuch gewesen. Immerhin, sie geben sich Mühe: Igelhäuschen, Wildpflanzenmischungen, Fledermausbehausungen....nur: Igel und Fledermäuse leben von Insekten und Insekten entwickeln sich am besten bei einer schönen Artenvielfalt zu der auch "Unkräuter" gehören, nicht nur die Pflanzen in den Wildkräutermischungen, welche die Firma auch verkauft. Aber das ist irgendwie noch nicht in den Köpfen angekommen.  Hier bin ich dann doch schon fast mit Tränen in den Augen davor gesessen:

http://www.neudorff.de/pflanzenpflege/unkraut-bekaempfung/uebersicht.html

Schaut Euch mal die Liste der aufgeführten Pflanzen auf der Seite an, da ist fast alles essbar: Ackerhellerkraut, Ackerkratzdistel, Breitwegerich, Brennnessel, Ehrenpreis, Franzosenkraut, Gänseblümchen, Giersch, Gundermann, Hirtentäschelkraut, kleiner Ampfer, Löwenzahn, Melde, rote Taubnessel, Spitzwegerich, Vogelmiere, weißer Gänsefuß und auch der Weißklee (wie Rotklee zu verwenden). Das ist Gemüse! Blattgemüse! Kein Unkraut!
Rispengras ist nun nicht so der Brüller auf dem Teller, aber daraus lassen sich bestimmt ein paar prima Körbe wicken, wenn man das Gras ein paar Zentimeter wachsen lässt.  Und sogar den Vogelknöterich und den Ackerschachtelhalm kann man als Heilpflanze im Tee verwenden.
Unkrautbekämpfungsmittel gegen Gundermann? Da schreit jeder Wildkräuterfan laut auf: NEEEEEIN!

Alles was man tun muss: Akzeptieren dass auch diese Kräuter ein Teil der Natur sind und eben  an dieser Stelle wachsen wollen (und die wachsen da, ohne dass man sie groß pflegen und hegen muss).
Natürlich verstehen ich, dass, wenn man an der Stelle lieber Tomaten wachsen lassen möchte, den Giersch  nicht unbedingt braucht. Aber: Die Tomate steht da doch nur ein Jahr (und schmeckt mit Giersch übrigens sehr lecker). Dann gräbt man an der Stelle den Boden um, holt die Rhizome so gut es geht eben aus der Erde und pflanzt die Tomate. Tomaten brauchen halbfertigen Kompost und wurzeln tiefer als Giersch. So gesehen kommen sich die beiden kaum ins Gehege. Im nächsten Jahr würde ich die Tomate ohnehin an eine andere Stelle setzten. Mein Gierschfeld macht jedenfalls seid Jahren keine Anstalten mehr, sich groß auszubreiten, wahrscheinlich hat der Giersch schon Angst, wenn er mich kommen sieht :-)

Erntet man die "Unkräuter" vor der Blüte, verhindert man ein Ausbreiten per Samen. Vermehren sie sich durch Rhizome (Wurzelausläufer) entzieht die regelmäßige Ernte diesen "Unkräutern" Lebenskraft. Sie müssen erst mal wieder oberirdisch wachsen, bevor sie "untenrum" weitermachen können. Den japanischen Staudenknöterich kann man so über die Zeit stark zurückdrängen bis ausmerzen, aber es braucht Geduld, manchmal mehrerer Jahre. Das gibt bis dahin jede Menge Senf :-). Und auch der Giersch lässt sich so bändigen. Ernten und essen.

Mein Tipp: Freundet Euch mit den Unkräutern an und tituliert sie um in "Wildkräuter".  Andere - so wie ich - verdienen mit Giersch, Brennnessel und Co. ihr Geld, wenn sie eben solche "Wildkräuterführungen" anbieten und Euch die Pflanzen zeigen, die mit solchen Mittel bekämpft werden. Anschließend steht ihr im Garten und denkt: Der stand doch mal hier....Verrückt, oder? Das ist unsere Gesellschaft.
Nicht dass es unseren Kinder mal so geht, wie Piggeldy und Frederick in der Folge: "Was ist Unkraut?" Herrlich. Was zum Schmunzeln:

 

1 Kommentar:

  1. hallo ich kann deine Empörung sehr gut teilen , und bin da auch viel gelassener und neugieriger geworden.
    bei mir gibt es nur noch Bei- und Wildkräuter. Und Girsch habe ich in den Stauden im Frühling mit dem Kultivator gestört.
    doch am Zaun zwischen den Gehölzen habe ich alles wüchsigen Stauden gepflanzt wunderbar ist auch Färberkamille, Alant, Farn, Akkleien .. und auch im Rasengrün ist so eine Vielfalt für die Insektenwelt. Ich mähe ihn wie ein Wiese nach der Blüte und es geht wunderbar .
    und im Gemüse grünt es auch als Unterbepflanzung Borretesch, Ringelblumen, und vieles mehr.wenn es mal zu hoch wird ziehe ich einzelnes heraus als Gründüngung.
    Aber meine Freunding beginnt sorot die Melde herauszuziehen und ich muss sie bremsen! Für die ein Graus und dann klagt sie über Schencken aber die finden ja nur die Kulturpflanzen!!
    Grüße von Frauke

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