Themen

Dienstag, 10. November 2015

Tee mit Brennnesseln, Minze und Orange

Jetzt tue ich es doch: Teetrinken. Als Kaffeetante und Gelegenheits-Schwarztee-Trinkerin müssen Kräutertees schon wirklich locker daher kommen, damit ich freiwillig zur Teekanne greife. Klar habe auch ich meine Büschel und Döschen angefüllt mit Kräutern aller Art für diverse "Zipperlein" im Schrank, aber einen richtigen Zugang zu Tee hatte ich bisher nur über meinen Schwarztee aus Brombeerblättern und Co., der mir als Basis für alle möglichen Variationen diente.

Brennnessel entwässert, Minze macht einen klaren Kopf und Orangenöl wirkt belebend.
Diese Teemischung ist eindeutig ein Morgens- und Mittags-Tee!

Ein Rezept lag bei mir deswegen viel zu lange in der Schublade. Ich hatte es vor Urzeiten mal aus Schweden mitgebacht. Doch nun war es fällig! Keine Ausreden mehr, denn alle Zutaten waren vorrätig: die ersten Bio-Orangen, meine Minze aus dem Garten und - nun ja - Brennnesseln zu finden bereitet nun wirklich keine Schwierigkeiten. Alles da für einen Versuch, der sich wirklich gelohnt hat!

Haustee  mit Brennnessel, Minze und Orangenschale

Das 200 ml Glas war in ein paar Tagen leer.
  • 1 Teil getrockente Brennnesselblätter
  • 1 Teil getrocknete (Pfeffer-)Minzblätter
  • 1 Teil getrocknete, zestrierte (abgehobelte) Bio-Orangenschale

Alles gut mischen. Ziehzeit 5 min.

Der Geschmackstest

Da müssen meine Männer herhalten. Meine Jungs schlürfen den  Tee mit einen TL Zucker pro Tasse. Kommentar: "Mama, schmeckt wie Honigtee". Freiwillig nachgefüllt: 3 Mal. Ich denke der Geschmackstest gilt eindeutig als bestanden. Hiermit wird die Teemischung offiziell in den Stand eines Unkrautgourmet-Tees erhoben.

Tipps zur Orangenschale

Nur Bio-Orange verwenden! Vor dem Abschälen solltet ihr die Orangen mit heißem Wasser übergießen, um den Wachsfilm anschließend leicht abreiben zu können. So habt ihr das volle Aroma!
Bio-Orangen sind fantastisch für die bevorstehende Weihnachtsbäckerei und die Schale viel zu schade zum Wegwerfen. Ich schäle die Schale fein mit einen Gemüseschäler runter, bevor ich die Orangen essen. Ohne die weiße Faserschicht nutze ich die dann getrocknete Schale für Tee wie diesen oder zu Pulver gemahlen als  Orangenaroma.  Dünn geschälte Schale trocknet meist von selbst an der Luft oder eben in der Restwärme des Ofens. Doch man kann auch ganz einfach Orangeat selbst herstellen und das schmeckt 100 Mal orangiger besser als das gekaufte! Wie? Zeig ich euch. Mal nichts mit Unkraut, eher mit "Abfall". :)

Wie man Orangeat und Zitronat leicht selbst herstellt

Noch ein Mitbringsel oder gleich für die Weihnachtsbäckerrei zubereiten:
selbst gemachtes Orangeat

Mit einen gröberen Gemüseschäler oder dem Messer, wird die Orangenschale heruntergeschnitten und die weiße Faserschicht weitestgehend entfernt. Bei mir darf die für Orangeat noch etwa 2 mm dick dranbleiben.  Dann wird die Schale in so kleine Stücke geschnitten, wie ihr das Orangeat später haben wollt. Anschließend werden die Orangenschalen-Stückchen 2-3 Mal kurz in jeweils neuem Wasser aufgekocht, um die Bitterstoffe aus der Faserschicht zu ziehen. Nun werden die Stückchen gewogen und mit der selben Menge Zucker in 100-150 ml Wasser bei kleiner Hitze eingekocht. Immer wieder umrühren, damit nichts anbrennt. Wenn man kleine Stückchen hatte und das Wasser vollständig verkocht ist, ist das Orangeat nach dem Auskühlen bereits hart und trocken. Wenn nicht, noch etwas in der Restwärme des Ofens nachtrocknen lassen. Selbes kann man mit Zitronenschale machen. Das wars. Sehr einfach, oder nicht?
In Zuckerwasser eingekocht wird aus dem Abfallprodukt "Orangenschale" eine
weihnachtliche Backzutat: Orangeat.

Die weiße Faserschicht bei Zitrusfrüchten - kleiner Ausflug in die Botanik und die Pflanzenheilkunde

Wer schon mal an der weißen Schicht einer Zitronen- oder Grapefruiteschale gerieben hat, der wird wissen, dass die sich sehr glatt, ja seifig oder fast schon schmierig anfühlt. Und ihr habt recht. Das seifige Gefühl wird durch die in dieser Schicht enthaltenen Saponine verursacht....Ahhh! Aufmerksame Blogleser werden nun sagen: "He! Saponine sind doch auch im Seifenkraut und in Roßkastanien enthalten." Gut aufgepasst! Und diese Saponine sorgen auch dafür, dass weder Seifenkraut noch Roßkastanie (ohne Vorbehandlung) wirklich lecker schmecken und eher zum Waschen taugen, denn als Zutat für die Unkrautgourmetküche. Unter anderem machen auch die Saponine die weiße Faserschicht von Zitusfrüchte so gruselig bitter.  Wirklich überraschen tut das den Botaniker nicht: Orangen und Co. gehören in die Ordnung der Seifenbaumartigen (lat. Sapindales) - gleicher Ordnung gehört im Übrigen auch die Waschnuss an! Und da weder die ätherischen Öle enthalten orange-farbene Außenschicht, noch der saftige Inhalt der Orange seifig stecken, müssen die Saponine doch irgendwo drin stecken! Eben dort: In der weißen Faserschicht.  Seifenbaumartige - der Name ist Programm.
( Memo an mich: Versuch aus der weißen Schicht eine Seifenlauge zu gewinnen und blogge darüber:)...ja so kommen einen die Ideen. )
Je  mehr ihr also von der weißen Faserschicht  abschneidet, desto mehr kommt der eigentliche Orangen- oder Zitronengeschmack durch und desto weniger "seifig" und bitter wird das Endergebnis. Gerade Tee profitiert im Geschmack, wenn ihr die weiße Schicht möglichst gründlich entfernt. Im Smoothie hingegen sollte ein wenig der weißen Faserschicht immer mit im Mixer landen, wenn ihr schon Zitrusfrüchte verwendet. Auch beim pur Essen darf davon etwas dran bleiben (meine Kinder hassen es - was aber darauf hindeutet, das sie deren Wirkung nicht benötigen!): die Saponine wirken entzündungshemmend, harntreibend, hormonstimulierend und schleimlösend und binden sogar Cholesterin. Klingt also nach einer Zutat wie für Erwachsene gemacht, weshalb Kinder die weiße Schicht abknubbeln dürfen sollten, wenn sie sie nicht mögen. Beobachtet das mal: Sitzt der Husten fest, schälen Kinder ihre Orangen meist viel großzügiger und mehr weiße Fetzten werden bereitwilliger mitgegessen! Man könnte nun sagen erkältete Kinder sind schlapp und müde und pellen die Orange deswegen nicht so pingelig wie sonst, aber da sieht man wieder, wie die Natur das alles selbst reguliert. Ein wenig mehr schleimlösendes Saponin mit dem abwehrkräftigendem Vitamin C und schwupps ist das Kind wieder gesund. Absolut spannendes Thema!
Wie überall: Alles in Maßen, denn die Dosis macht das Gift. In Roßkastanie und Seifenkraut sind einfach schon zu viel Saponine enthalten, so dass wir eine natürliche Abneigung dagegen haben, freiwillig in eine rohe Roßkastanie zu beißen.
Hübsches Mitbringsel für Teeliebebhaber:
in ein Schraubglas gefüllt wird diese selbst hergestellte Teemischung sicher nicht alt.

War heute mal weniger Unkraut-Wissen, ich hoffe es hat euch dennoch ein wenig gefallen.

8 Kommentare:

  1. Danke für das tolle Rezept. Ich bin ein begeisterter Kräuterteetrinker (am Liebsten mitden Kräutern aus meinem Garten).
    Brennessel... hmmm, da muss ich mal suchen, ob ich das hier noch irgendwo welche finde :-) :-) :-)
    Reiner Brennnesseltee hat mich bisher noch nicht gereizt... Aber Deine Tee-Test-Trinker haben mich überzeugt :-)

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Marion,
    mei nächstes Büschel Brennnessel hängt schon zum Trocknen im Schuppen. Mir geht jetzt so langsam die Minze aus...
    Bin gespannt wie der Tee Dir schmeckt und hoffe, dass die Brennnessel zu Ruhm und Ehre kommt :-D.
    Liebe Grüße aus den bald leergetrunkenen Nesseln
    Sindy

    AntwortenLöschen
  3. Danke für die vielen Tipps :) Den Orangentee werd ich einmal ausprobieren. Brennesseltee wird eh schon fleißig getrunken :)
    Liebe Grüße aus Salzburg, Gartenleidenschaft

    AntwortenLöschen
  4. Bitte gerne. Brennnesseltee pur? Respekt! Da höre ich einen leidenschaftlichen Kräuterteefan sprechen. Vielleicht wird aus mir ja auch mal einer...irgendwann.
    Liebe Grüße ins schöne Österreich.
    Sindy

    AntwortenLöschen
  5. Ich hab's auch nicht so mit Tees. Irgendwie habe ich noch keine Mischung gefunden, die nicht mit Aromen zugekleistert ist und trotzdem schmeckt. Deinen Tee merke ich mir. Der klingt ganz nett. :-)

    AntwortenLöschen
  6. Liebe multikulinaria,
    das freut mich, dass da die Mischung mal ausprobieren möchtest. Würde mich sehr über eine Rückmeldung freuen, wenn die Verkostung stattgefunden hat.
    Liebe Grüße
    Sindy

    AntwortenLöschen
  7. Das Thema mit den Saponinen beschäftigte mich gerade die letzte Zeit, daher danke für die Infos. Ich war etwas verwirrt, weil sie ja nun als sekundäre Pflanzenstoffe auch sinnvoll sind, und gleichzeitig hatte ich im Kopf: waschaktive Substanzen... Jetzt ist es mir klarer, dass es um die Dosis geht. Das betrifft ja vermutlich auch viele andere sekundäre Pflanzenstoffe.
    Diese Seite ist wirklich eine Fundgrube für mich als Fan von Wildkräutern. Herzlichen Dank!

    AntwortenLöschen
  8. Liebe Bettina,
    bitte gern :). Freut mich immer wenn ich wieder jemandem helfen konnte.
    Liebe Grüße
    Sindy

    AntwortenLöschen