Themen

Mittwoch, 1. März 2017

Apfel-Kvass

Wir warten aufs Unkraut. Laaaangweilig. Mir fehlen meine Brennnesseln, mein Giersch, meine Schafgabe, der Löwenzahn, das Wiesenschaumkraut... die drei kleinen Brennnesselblättchen, die sich schon herausgetraut haben, mag ich noch nicht ab zupfen. Was tun? Sport ist gut. Bei mir heißt das: Bäume verschneiden! Bei strahlendem Sonnenschein macht das riesig Spaß (, bei Regen ist das scheußlich). Wieder so eine Aktivität an der frischen Luft, die überhaupt kein Fitness-Studio erfordert, keinen Monatsbeitrag, keine Sportkleidung -  nur eine Teleskopast-Säge, evtl. eine Schneidgiraffe, etwas Fachwissen und jede Menge Muskeln in den Armen und im Nacken. Meine Arme sind nach 5 Stunden Baumschnitt nun so lang wie meine 4-Meter-Teleskopsäge ... ich fühle mich wie Orang-Utang-Klaus. Kann es sein, dass meine Fingerknöchel auf dem Boden schleifen?

Eine Mischung aus Honig-Met und Cidre, nur mit noch weniger Alkohol: der Apfel-Kvass

Ja, Bäume schneiden ist ein Kraftakt, aber einer der sich lohnt. Immerhin geben einem die  Bäume ja auch viel zurück, Äpfel zum Beispiel. Und die kann man nutzten, selbst wenn man zum Kauen zu entkräftet ist. Spontan fällt einen gleich Apfelsaft ein, aber es gibt noch viele Arten Äpfel zu verflüssigen. Eine davon möchte ich Euch heute zeigen: Kvass. Vor 3 Tagen war ich schon fleißig  und hab Apfel-Kvass aus meinen letzten verbliebenen Streuobst-Äpfeln angesetzt. Das geht ganz einfach.

Zutaten für einen sehr einfachen Apfel-Kvass

  • 1 Liter Wasser (Quellwasser oder stilles Mineralwasser)
  • 3-4 Äpfel
  • 1 EL milder Blütenhonig

Schnelle Zubereitung von Apfel-Kvass

Äpfel entkernen und kleinschneiden. (Wer eine Apfelspiralschneider bzw. eine Apfelschälmaschine hat, kann die benutzten, denn dann geht das Schnippeln von Äpfeln wirklich flott: Einmal durchkurbeln, zweimal quer schneiden. Fertig. Mit solchen Schnitzen belege ich z.B. auch meine Apfelkuchen. Schneller gehts nicht.)  Quellwasser mit Honig verrühren und über die Apfelstückchen gießen. Das Gefäß verschießen und auf die sonnige Fensterbank stellen. 2-3 Tagen gären lassen, je nach Geschmacksintensität und - vorlieben. Abseihen und kalt servieren. Je länger der Kvass gären darf, desto weniger schmeckt er nach Honig und desto stärker ist das alkoholische Aroma. Nach 3 Tagen hat man zwar keinem Cidre, aber doch ein leicht vergorenes Getränk mit einen Alkoholgehalt, den man mal messen müsste. Ich würde sagen, er liegt irgendwo zwischen 0,5 und 1 %. Ist also lediglich leicht anregend, sehr süffig und wäre daher eigentlich eine tolle Sommerbowle.
Bereits nach gut 24 h sieht man es schon am Rand des Gefäßes schon schäumen:
Die Gärung hat eingesetzt.

Kvass: Das Ost-ukrainisches "Flüssig-Brot" in 1001 Varianten

Kvass kommt, soweit ich es recherchieren konnte, aus der Ostukraine und ist die Urform des "Flüssigbrots". Im Original lässt man ihn nämlich auf einer Basis aus Roggenbrot,  Rosinen und etwas Hefe im Wasser vergären. Ergebnis ist ein leicht süßsaures, schwach alkoholisches Getränk.  Es gibt unzählige Variationen mit allen möglichen "Spezialzutaten", aber auch Kvass-Rezepte ohne Roggenbrot, so wie dieses. Man hat fast das Gefühl, dass es nur auf eines ankommt: Man füge irgendwelche Lebensmittel dem Wasser zu und lässt sie gären. Das mit der Sommerbowle funktioniert deshalb ebenfalls: Einfach 400 g Beeren in 1 Liter Wasser mit einen Löffel Honig ansetzten. Fertig.
Jede ukrainische, lettische, weißrussische, polnische, estische oder russische Familie scheint ihr traditionell überliefertes Familienrezept zu haben. Das macht Kvass auch so spannend und es lässt sich prima mit ihm experimentieren. Wer also nach Osten fährt und von den Menschen dort zu einem Tässchen Kvass eingeladen wird, darf sich nicht wundern, wenn das überall anders schmeckt. Natürlich ist das aktuelle Tässchen stets "das Beste, das Sie je getrunken haben" ;).  Auch in der Schreibweise ist Kvass sehr bunt:  Kwas, Quas, Kvass, Kvasok - je nach Land. Ich hab mich mal für die lettische Schreibvariante entschieden.

Was gärt denn da im Apfel-Kvass?

Drei Tage geduldiges Warten, dann ist der
Apfel-Kvass fertig.
Wer den Blog hier aufmerksam verfolgt, der weiß, dass ich eine Vorliebe für Einfache, Schnörkellose und  Überschaubare habe. Apfel-Kvass passt voll in diese Linie.
Man kann ihn als noch weniger alkoholhaltige Cidre-Variante bezeichnen, auch wenn mich die Franzosen dafür steinigen würden. Mich erinnert es wirklich an einen milden Cidre, der nach drei Tagen Gärung aber längst nicht so klebrig süß schmeckt. Nach zwei Tagen erinnert Kvass eher an ein noch nicht richtig vergorenes Honig-Met.
Die Gärung wird, wie beim Honig-Met auch, durch den Löffel Honig eingeleitet, der den Lufthefen auf der Apfelschale als Starthilfe dient. Oh ja, auf so einer Apfelschale aus der Natur ist ein bunter Mikrokosmos vorhanden. Keine Angst: Die Mikroorganismen gehören zu 98% zu den "Guten". Die anderen zwei Prozent beschäftigen unser zivilisationsgeschädigtes Immunsystem und das ist auch gut so. Immerhin ist eine Abwehr nur so gut, wie ihr Training ;) und der Apfel liefert ja die Abwehrstoffe dazu gleich mit.   Ihr solltet also unbedingt Äpfel mit Schale verwenden, am besten ungespritzt und bio, im Idealfall Streuobst-Äpfel, weil da noch etwas Leben auf so eine Apfelschale siedeln darf.  Ansonsten braucht es für den Kvass außer etwas Honig und Wasser wirklich nur noch Äpfel. Mit dem Apfelspiralschneider ist Apfel-Kvass in 5 Minuten angesetzt. Der schwierige Teil folgt dann: Das Warten. Zwei bis drei Tage sollten es schon sein, am Besten auf einer warmen, sonnigen Fensterbank....ich glaub ich höre schon die Brennnesseln sprießen :).

Mit einen weiteren Löffel Honig lassen sich die Äpfel noch einmal ansetzten. Anschließend
kann man sie entweder dem Rumtopf zufügen oder mit der gleichen Menge frischer Äpfel zu
Apfelmus verarbeiten.

Während dessen im Garten: Die Brennnesseln erwachen aus der Winterruhe. Juppie!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen