Dienstag, 10. April 2018

Löwenzahnsalat mit gebratenen Äpfeln und eine Buchempfehlung mit Kaufhemmung



Das war ´s. Meine letzten Äpfel gehen zur Neige. Äpfel als Saisonobst kommen erst wieder mit dem Klarapfel im Juli auf den Tisch. Aber aktuell sitzte ich noch vor den Schrumpeldinger und mag auch den 15 Apfelkuchen nicht mehr essen. Was tun?  Schrumplige Äpfel und sprießendes Unkraut?  Da fiel mir ein Rezept aus einem Kochbuch ein, das ich geschenkt bekommen habe. Heute der ultimative Vergleich zwischen foodstylisch aufgepepptem Rezept in einem Buch und kochen wie "bei Unkrautmuttern". Zu finden ist das Rezept im Buch "Wildes Grün - Verführerische Wildpflanzenrezepte durch das ganze Jahr" von Diane Dittmer, Anke Schütz und Krisztina Zombori im AT Verlag. Rund 7 Euro kostet das, aber meine Überlegungen zum Thema Buchkauf lest ihr weiter unten. Vom Buch her eine klare Empfehlung. Aber erst mal Unkraut vernichten.

Zutaten für den Löwenzahnsalat mit gebratenen Äpfeln

Fehlen noch Speck und Zwiebel und die Zutaten
fürs Dressing, aber ansonsten ist das eine
wirklich bunte Mischung.
  • eine Handvoll Löwenzahnblätter
  • eine Handvoll junger Gierschblätter
  • 1 Zwiebel
  • 4 EL Rapsöl
  • 1 EL Honig 
  • 1 TL Senf
  • 2-3 EL Apfelessig
  • Salz und Pfeffer
  • ca. 70 g Schinken
  • 2 Eier 
  • Butter
  • Blüten zum Dekorieren (aktuelle gehen Gundermann und Gänseblümchen. Der Löwenzahn blüht bei uns wohl in 1-2 Tagen.)

Zubereitung

Die Eier wachsweich kochen. Derweil den Giersch und den Löwenzahn waschen, gut abtropfen lassen, die Stiele entfernen und grob kleinschneiden. Die Zwiebeln in Ringe und den Schinken in feine Würfel schneiden.

Den Schinken in einer beschichteten Pfanne anbraten und die Zwiebeln zufügen. Wenn die Zwiebeln weich gedünstet sind, beides aus der Pfanne nehmen. Nun die Äpfel entkernen und in Ringe schneiden. In der Pfanne wenn nötig etwas Butter schmelzen und die Äpfel kurz weich braten.

Aus  Öl, Honig, Senf und Essig eine Salatsoße mischen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. (Da meinen Apfelessig dieses Jahr sehr stark ausgefallen ist, kann es sein, dass ihr noch mal einen 1 EL Apfelessig braucht.) Alles in ein Schüssel geben und mit der Soße vermengen. Zum Schluss die Eier in Scheiben zufügen und mit Blüten dekorieren. Guten Appetit.

Sieht doch fast aus wie im Buch. Löwenzahn-Giersch und Äpfel als Salat.

 

Nachhaltige Rezeptvariationen

Zwiebeln. Frühlingszwiebeln, Gemüsezwiebeln oder Lauch - nehmt was im Kühlschrank oder im Keller liegt, das passt alles dazu.

Essig. Zugegeben, Essig schmeckt immer anderes, aber das macht es auch so spannend: Im Rezept war Himbeeressig angegeben, aber was soll ich mir den nun kaufen, wenn ich 10 Liter selbst gemachten Apfelessig zu Hause habe?

Öl. Den wohl größten Unterschied macht es, Olivenöl (im Originalrezept verwendet) auszutauschen. Das hat einfach einen ganz speziellen Geschmack.  Dennoch versuche ich so wenig Olivenöl zu verwenden, einfach weil es nicht regional verfügbar ist und importiert werden muss. Nachhaltigkeit. Wäre ich Grieche, ich würde nur Olivenöl nutzten, wenn ich in Griechenland leben würde. Aber hier bei uns ist die Ölauswahl auch nicht ohne: Von Raps- über Sonnenblumen- bis Nussöle, von Traubenkernöl bis zu Leinöl... Ich bin nachhaltiger Umweltschutzpragmatiker in der Küche, erst in zweiter Linie Gourmet: Daher nutze ich lieber regionale Rapsöl, statt importiertes Olivenöl.

Schinken oder Speck. Der ist austauschbar. Wer es fleischlos mag, kann das Rezept einfach mit geräuchertem Tofu probieren. Sicher auch eine gute Kombination: Walnüsse oder gerüstete Haselnüsse.  Fleisch und Klimaschutz sind heikel und gehen irgendwie nicht zusammen. Das ist mir durchaus bewusst. Daher reduziere ich die Schinkenmenge im Rezept um 1/3 und investiere in Bio-Fleisch. Insgesamt ist der Geschmack besser und das Gefühl beim Essen auch. So ganz kann und will ich nicht vegan leben.

Blüten. Die sind optional. Das Auge isst mit und den Salat mit 3 Blüten zu dekorieren dauert keine 2 Sekunden. Essbar sollten sie sein und am besten vor der Haustür wachsen. Gänseblümchen sind immer gut, sofern keine Allergie auf Korbblütler besteht, aber dann ist Löwenzahn ohnehin tabu.

Eier. Man achte auf glückliche Hühner und glückliche Eier aus räumlicher Nähe. So wurden bei mir aus 4 Eiern nur 2. Die anderen beiden gibt es Morgen. Der Rezept hat es nicht gemerkt.

Honig. Es gibt konventionelle Imker,  Bio-Imker und Demeter-Imker, so wie es Kuckucksbienen, Honigbienen und Wildbienen gibt. Der Imker und die Bienen....das sagt sich so leicht.

Eine Buchempfehlung mit nachhaltigen Hindernissen

Sieht mein Salat nun so aus wie der Salat im Buch? Das Grünzeug hab ich kleiner geschnippet.
Mit einen ganzen Löwenzahnblatt im Mund, fühle ich mich sonst wie eine Kuh.
Ich ertappe mich dabei, wie ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich einen Amazon-Link hier angebe für ein Buch, das dann gekauft wird über einen invasiven Giganten, der die kleinen, lokalen Buchhändler kaputt machen, nur weil ich mit dem Link 20 Cent verdienen kann. 20 Cent, die ich sonst nicht hätte, wenn ihr zum örtlichen Buchhändler geht und das Buch dort kauft. Eigentlich war das auch der Grund, warum ich mir sagte, ich veröffentliche meine Rezepte, denn nur ein nicht gekauftes Buch, ist wirklich nachhaltig. Das Internet ist die größte gratis Sharing-Community der Welt.  Irgendwie schön. Man könnte mit dem Internet viel unnötigen Konsum reduzieren, sicher wäre das nachhaltiger, als mit dem Internet den Umsatz anzukurbeln und dafür zu sorgen, das die Leute Unsinn kaufen, den sie eigentlich nicht bräuchten.

Aber genau das ist das Dilemma der Gesellschaft von heute. Jeder möchte und muss ein wenig Geld verdienen, weil wir in einer geldorientierten Gesellschaft leben. Ein wenig verdienen muss ich auch.

Mit diesem Blog habe ich übrigens schon ganz 12,98 Euro verdient - in 3 Jahren! Das sind 1 1/3 Gläser  Bioland-Honig. Hurra - in der Theorie. Praktisch frisst die Stromrechung fürs Bloggen das Geld und die Reparatur des mittlerweile 10 Jahre alten Laptops. Ich zahle drauf. Also doch 20 Cent für ein Buch über Amazon? Zu welchem Preis für den regionalen Einzelhandel und die Umwelt?

Nachhaltiges nicht-konsumieren und die Kinder der 7.Generation bewahren

So ist das, wenn man nachhaltig und still seinem täglichen Streben nach einer besseren Welt nach geht. Man beginnt zu zweifeln und ein wenig zu verzweifeln. Aber vielleicht sammelt ihr nachher Löwenzahn und freut euch an den Bienen. Mehr braucht es doch eigentlich nicht. Eben darum geht es doch bei Nachhaltigkeit, oder? Den Kinder der 7. Generation noch das Leben von heute zu ermöglichen? Nein, das ist falsch. Das Leben von heute können wir ihnen nicht ermöglichen, weil wir jetzt schon deutlich über die Stränge schlagen, aber vielleicht schaffen wir es, in deutlich weniger als 7 Generationen so weit runter zu drosseln, dass es für weitere 7 Generationen keine Einschnitte mehr Bedarf. Das wäre fantastisch.  Dafür müssen wir nur eines tun: Weniger...Konsum.

Alles da - so einfach

Weniger. Einfach einen Schritt zurück machen. Einfach anfangen. Einfach bewusster. Einfach bescheidener und einfach glücklich. Alte Äpfel vom letzten Herbst doch noch schnell verwerten, statt sie wegzuwerfen, ein wenig Unkraut vor der Haustür statt konventionell angebautem Salat aus dem Supermarkt, ein Buch das man bewusst NICHT kauft, weil man im Internet viele schöne Rezepte findet und schon ist man satt und glücklich, eben nachhaltig zufrieden.  Es braucht nicht viel. Wir haben doch alles.
Nachhaltiger Salat mit allem was die das Umfeld hergab. So schmeckt Nachhaltigkeit.






Sonntag, 1. April 2018

Willkommen im Frühling

Von Blümchen und Bienchen - Bee wild

Endlich ist der Winter vorbei. Auch ich melde mich aus der Winterpause zurück. Zeit des Erwachens. Manchmal wird man dabei Zeuge ganz erstaunlicher Ereignisse...auf der eigenen Terrasse, direkt vor der Haustür. Das Leben erwacht.



Mein ersten Youtube-Video. Ich hoffe es gefällt euch.

Und was kann ich tun um den (Wild-)Bienen zu helfen? 

Wie wäre es mit einen ungespritzten Obstbaum im Garten? Kein Garten? Eine Mirabelle im Topf für den Balkon? Nur eine Fensterbank? Wie wäre es mit einem Blumenkasten, in dem ein paar Wildpflanzen blühen? Als Unkrautgourmet kommt das Nahrungsangebot der Wildbienen einem in weiten Teilen entgegen: Löwenzahn, sämtliche Malvenarten, Wiesensalbei, Taubnesseln, Beinwell, Rotklee, Barbarakraut, Eibisch, Gundermann, Bärlauch, Wiesenschaumkraut usw. - die Sämerrein gibt es ab Sommer wieder gratis auf der Wiese, Gundermann lässt sich jederzeit einfach absenkern. In ein paar Wochen schon kann man die Samen der Veilchen ernten. Einfach mal schauen, wo was blüht. Der Frühling ist da, es gibt viel zu entdecken. Aber auch alle Küchenkräuter, die man blühen lässt, wie Thymian, Rosmarin, Minze und Co. helfen vielen Bienenarten - nicht allen, aber einigen. Super schön und super nützlich: Artischocke im Topf und diese blühen lassen. Nahezu unverwüstlich und gern angeflogen: der Dost.
Kein Garten, kein Blumenkasten? Aber Internet? Dann kann man auch helfen, indem man sich für den Verbot der Neonikotinoide einsetzt, z.B. hier: https://aktion.campact.de/bienenkiller/appell/teilnehmen. Neonikotinoide, ein schweres Wort, aber auseinandergenommenganz einfach:
Neo = neu,
Nikotin = Hauptwirkstoff im Tabak,
 -oide = ähnlich aussehend,
also bedeutet Neonikotinoide grob übersetzt "neue, tabakwirkstoffähnliche Substanzen".

Der wichtigste Wildbienenschutz: Das eigenen Konsumverhalten!

Vielleicht noch wichtiger als alles andere ist das eigene Konsumverhalten. Das trägt maßgeblich zum Bienensterben bei, ohne das es uns bewusst ist. Brot, Obst und Gemüse, Wein, Saft, aber auch Fleisch (das Futter für das Schlachtvieh wird eben genau in den gespritzten, riesigen Monokulturen angebaut) vom Discounter oder Supermarkt ist sicherlich weniger hilfreich, als sich einen Biolandwirt in der Region zu suchen und für die täglichen, guten Grundnahrungsmittel etwas mehr zu investieren, als ständig immer nur billig einzukaufen und Geld für die nächste Flugreise zu sparen. Umdenken. Nachhaltig umdenken. Wir haben das in der Hand.

Meine Mauerbienen für 2019

Das Mauerbienenweibchen aus dem Video ist bereits dabei Eier zu legen und die Kinderstuben einzurichten. Dafür hat sie sich just eine einsam liegende Bambusröhre ausgesucht, obwohl ich extra eine kleine Wildbienenkinderstube aus Apfelholz gebastelt hatte. Rund 30 Eier wird sie in den nächsten 6-8 Wochen legen. Da die nicht alle in die einsame Bambusröhre passen, wird mein Wildbienennistblock sicherlich auch noch besucht. Bohrlochweite: 7-9 mm.  Viele Bienenlarven fallen in der Natur der natürlichen Selektion zum Opfer, aber bei mir auf der Terrasse schlüpfen im März/April 2019 hoffentlich die meisten von ihnen.  Vorausgesetzt der Nachbar sprüht kein Insektenschutzmittel oder die Mauerbienenmama klatscht  auf dem Weg zum Kirschbaum bei der Straßenüberquerung nicht gegen eine Windschutzscheibe. Und dann ist da auch noch ein Haufen hungriger Vögel unterwegs, die eigentlich ein natürliches Anrecht auf so einen pelzgigen Happen haben, weil auch die Vögelpopulation stark zurück geht und die gierigen Kücken Hunger haben. Wildbienenschutz - so wichtig, so einfach.