Montag, 30. März 2020

Unkrautgourmet sucht Unterstützer für Mehrwert

Die Streuobstwerkstatt - ein Crowdfundingprojekt vom Unkrautgourmet

"Wir haben Kirschen gelocht" - das war die Antwort von Julia (7 Jahre) aus der 2. Klassen, auf die Frage, was man denn in einer Streuobstwerkstatt macht.
Aktuell möchte ich eine solche Streuobstwerkstatt fest etablieren und natürlich gibt es hier auch jede Menge Unkraut :D.
Ich weiß, ganz viele Menschen lesen meinen Blog und freuen sich über die Rezepte hier. Vielleicht ist es auch schon aufgefallen, ich habe die letzte Zeit Werbung auf ein Minimum reduziert. Viel lieber sind mir authentische Inhalte und weniger Konsum. Doch ohne Geld geht es nicht. Daher die Bitte an Euch: schaut Euch das Projekt auf StartNext an und wenn Ihr hier gerne in den Rezepten stöbert, dann helft mir mit einem Beitrag Eurer Wahl, die Streuobstwerkstatt auf die Beine zu stellen. Oder leitet den Link weiter an Menschen, die solche Projekte gerne unterstützten. Das wäre so hilfreich.




Worum geht es in der Streuobstwerkstatt?


Es soll ein Lernort geschaffen werden für Jung und Alt, in dem man Streuobstwiesen erleben kann. Außerdem sollen 30 (!) alte, große Obstbäume fachgerecht geschnitten werden, damit diese möglichst lange erhalten bleiben.
Wenn die Finanzierungsphase auch das 2. Zeil erreicht, soll hier ein Ort geschaffen werden, an dem auch die Kinder aus der Lerntherapie einen Ort haben, an den sie gerne kommen und lernen wieder gerne zu lernen - denn draußen sind sie alle gerne.
Papier nutzen wir auch in der Streuobstwerkstatt. Wir lernen ja auch "richtig" ;-)

Was passiert mit Eurem Geld?

Das wird für viele gute Dinge eingesetzte: Baumpflege, Gartenequipment für Kinder, eine neue Gartenhütte, ein Regendach, eine kleine Kelter, endlich ein paar Tische und Bänke, ein behindertenfreundlicher Weg, Schüsseln, Messer, Löffeln. Teller, Schneidbrettchen, Flaschen, Becherlupen, und vielleicht ist dank Eurer Hilfe  ist sogar ein Feldmikroskop drin. Ich fahre davon also nicht in den Urlaub.

"Kirschen lochen für Beginner":Was gäbe ich nun für einen Tisch und eine Bank und noch 2 Schüsseln mehr... 

 Warum solltest Du das Projekt unterstützen?


  • Du hilfst mit, die kulturelle Biodiversität zu erhalten, da hier einige alte Sorten wachsen, etwa eine große Grüne Renecloude, eine unbekannte Mostbirne und eine Kirschsorte, die bislang noch nicht bestimmt werden konnte
  • Du hilfst mit Lebensraum zu bewahren, denn in den Alten Obstbäumen wohnen Fledermäuse, Grünspecht und Co.
  • Du hilfst mit, einen Ort zu erschaffen, der sicher ist und an dem Kinder hoffentlich  gerne Lernen  werden - draußen im Freien und nicht schon wieder "eingesperrt" in einem Gebäude.
  • Du bekommst ein Dankeschön :).
  • Du bekommst alle Inhalte, hier auf dieser Webseite, seid jeher kostenlos. Lass das für mich nicht umsonst sein.
  • Du hilfts mit, einen der artenreichsten und immer bedrohteren Lebensräume in Mitteleuropa zu schützen: die Streuobstwiesen!
Winterprinz, Alkmene und Kalbfleischapfel - Bäumchen schüttel Dich, denn die Äpfel sind schon alle reif.


Du brauchts Motivation mitzumachen?




  • Postkarten oder Kalender sind ein schönes Geschenk für Naturfreunde - mit Mehrwert, denn dafür unterstützt Du ja auch ein schönes Projekt, hilfst der Natur und freust Dich lange Zeit daran.
  • Vielleicht ist auch ein anderes Dankeschön ein schönes Ostergeschenk mit Mehrwert?
  • Du wohnst in der Nähe und willst einen schonen Vormittag oder Nachmittag erleben in der Natur? Auch da ist sicher eines der Dankeschöns etwas für Dich.
  • Du wolltest schon immer Drohnenfotos? Auch hier haben wir ein Dankeschön, das allerdings räumlich auch auf den Rhein-Neckar-Kreis und den Odenwald begrenzt ist, da wir wegen Umweltschutzgründen nicht weit fahren wollen.
  • Du sitzt aktuell auch nur zu Hause und fühlst Dich ohnmächtig in Anbetracht der Situation? Hier kannst Du konkret was tun. Ich denke schon über die Krise hinaus und weiß, das es viele Kinder geben wird, die in den Ferien einiges in der Schule nachzuholen haben werden. Wäre es dann nicht schön, wenn die Kinder draußen im Freien all das nachholen könnten, statt schon wieder in der Stube hocken zu müssen. Gebt den Kindern ihr Lächeln zurück und hilf mir diesen Ort zu schaffen.
Schaut rein! 
Helft mit und unterstützt das Projekt! 
Und leitet den Link weiter! 

Die Kampagne läuft bis zum 30.Mai 2020. 

Vielen lieben Dank!

Ohne Regenunterstand können wir nicht mehr tun, als die Sachen einfach in den Regen zu hängen.


Mittwoch, 25. März 2020

Kräutersuppe anno 1862 - besser als jede Tütensuppe aus dem Vorrat

Danke an Euch alle! Immer wieder bekomme ich Post von Euch, in der Ihr mir schreibt, das Ihr meinen Blog noch lest, Euch daran erfreut und ich doch weiter bloggen soll.  Das ehrt mich. Da aktuell alle meine Schulprojekte und Besuchergruppen aufgrund der Corona-Vorsichtsmaßnahmen weggebrochen sind, bleibt wieder etwas Zeit zu bloggen und kochtechnisch schwelge ich gerade in Nostalgiefieber und Frühlingskräuterfreuden :D. Und mal ehrlich:  Kochen aus dem Vorrat? Aus Konservendosen? Das ist ja gruselig. Wer soll denn da gesund bleiben? Nichts pusht die Immunabwehr so hoch, wie eine anständige Suppe aus frischen Frühlingskräutern, voller Vitamine, Mineralstoffen und Geschmack :). Folgt mir auf eine Zeitreise, fast 160 Jahre zurück...


Slow food - oder wie Urgroßeltern standardmäßig kochten

Eine Wildkräutersuppe aus dem Jahr 1862 - schmeckt auch heute noch.


So und schlage ich sprich- und wortwörtlich eine neue Seite in einem uralten Buch auf.  Ich möchte Euch mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit, als kochen Standardmäßig noch "slow food" war. Im Internet tut fast jeder so, als hätte er das Rad neu erfunden, aber das stimmt meist nicht. Gerade Kochrezepte existieren schon seid anno dazumal. Meist wurde das Rad nur ein wenig aufpoliert. Genau das möchte ich Euch heute zeigen. Und so widme ich diese Kapitel meiner verstorbenen Schwiegermutter, die mir vor bald 20 Jahren eines der Geschenke machte, die ich gar nicht hoch genug schätzen kann: ein Kochbuch aus dem Jahr 1862. Ich saß lange fasziniert davor und bin auch heute noch jedes Mal ein wenig aufgeregt, wenn ich vorsichtig durch die vergilbten, verfetteten und zum Teil eingerissenen Seite blättere, die seid 4 Generationen im Gebrauch der Familie meines Mannes waren. Es soll Euch dazu motivieren NICHTs zu kaufen. Es soll Euch dazu motivieren das alte Wissen NICHT zu vergessen. Es soll Euch motivieren euch an das Zu erinnern was wir bereits haben, in Kontakt zu treten mit den alten Werten, der alten Tradition und den alten Menschen. Ja, Letzteres  ist gerade nicht leicht ist, aber vielleicht bittet Ihr Eure Großeltern einfach einen Brief zu schreiben mit einem Rezept ihres Lieblingsessens aus  ihrer Jugend? Da fühlt sich jeder nützlich, gewollte und nicht vergessen. Unsere Großeltern bergen wahre Wissensschätze, gerade heute in so seltsamen Zeiten! Und vielleicht schaut Ihr nach dem Lesen dieses Artikels einfach mal wieder in eines der Kochbücher, die verstaubt im Schrank stehen. Es ist doch alles da. Wir brauchen NICHTs.

"Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feine Küche" von Henriette Davidis aus dem Jahr 1862 -
mein ganz privater Küchenschatz.


Zutaten für die Kräutersuppe aus Bärenklau, Taubnesseln und Co.


Originalrezept der Wildkräutersuppe von 1862

Man nehme von Sauerampfer, Portulak, Basilikum, Kopfsalat, Spinat, Dragon, Pimpernell, Schnittlauch und überhaupt was man von passenden Käutern hat, doch von den stärkeren weniger, zusammen eine handvoll, wasche und schneide sie fein. Hat man ein gutes Stück Butter mit so viel Mehl, als zur Suppe nötig ist, geschwitzt, gebe man die Kräuter dazu, welche man mit Bouillon oder Wasser fein rührt und nachfüllt, und mit Slaz, Kerbel und Petersilie , beides fein gehackt, durchkocht. Kartoffeln- oder Eiklöße werden hineingegeben und die Suppe mit Eidotter abgerührt. Zet des Kochen 3/4 Stunde.

Vorbemerkungen zum Rezept

Und nun Freestyle. Solche Rezepte sind natürlich hochgradig zum Experimentieren geeignet, denn die Mengenangabe beschränkt sich auf insgesamt "eine handvoll". Das Rezept lässt also Spielraum für eine Fülle von geschmacklichen Variationsmöglichkeiten und deswegen liebe ich dieses Kochbuch so.  Letztendlich ist es also eine Suppe auf Mehlschwitz-Basis, abgebunden mit Ei. Simpel. Da Salz und Pfeffer damals kostbar waren, kommt die Suppe ohne aus. Man darf sich den Luxus aber durchaus heute gestatten. Wer jedoch viele Brennnesseln im Rezept verwendet, kann tatsächlich aufs Salzen verzichten.
Dragon ist der alte Namen  für Estragon.
Man sieht also, dass man im Prinzip so ziemlich jedes essbare Pflänzlein im Rezept verwenden kann. Schöne Variationen ergeben sich mit Frühlingszwiebeln und dem derzeit überall sprießenden Bärlauch und der jetzt allgegenwärtigen Knoblauchsrauke.  Man brauch also keine 200 Packungen Tütensuppe im Vorrat zu haben, sondern sollte sich ein Huhn kaufen, damit man frische Eier hat. Butter und Mehl, sind dann die einzigen Zutaten, die man wirklich einkaufen muss - zumindest was das Thema Suppen und Vorratshaltung betrifft.

Für die, die exakte Mengen brauchen würde das Rezept in die moderne Gesellschaft übertragen heißen:

Zutaten für die Kräutersuppe anno 1862:


  • ein Sträußchen Wild- und Küchenkräuter (aktuell möglich: Bärlauch, Wiesenbärenklau, Taubnesseln, Brennnesseln, Pimpernelle, Sauerampfer, Basilikum, Petersilie, Schnittlauch, Giersch, Kerbel, Estragon, Knoblauchsrauke,...)
  • 1/2 Liter Wasser oder Gemüsebrühe
  • 1-2 EL Mehl
  • 2 EL Butter
  • 1 Eigelb
  • Salz und Pfeffer
Taubnesseln, Bärenklau, Brennnesseln, Gundermann - das Grünzeug war in 2 Min gesammelt.

Zubereitung der Kräutersuppe anno 1862:

Die Kräuter waschen, auslesen, fein schneiden. In einen Topf die Butter zerlassen. Wer möchte, schwitzt auch fein geschnittene Zwiebeln an, vom Herd nehmen und das Mehl einrühren (je mehr Mehl, desto dicker wird die Suppe anschließend).  Dann das Wasser unterrühren und die Kräuter zugeben. Alles wieder auf den Herd stellen und kochen lassen. Ist die Suppe zu dünnflüssig geworden, einfach etwas Mehl mit Wasser anrühren und Esslöffelweise zugeben und erneut aufkochen. Abschließend die Suppe vom Herd ziehen und das Eigelb zügig einrühren.
Wer keine stückigen Kräuter mag, kann die Suppe auch vor dem Servieren noch einmal mit dem Pürierstab fein pürieren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. 
Dazu passen gekochte Kartoffeln oder Eierklößen als Einlage.

Grüner Mix aus geschnittenen Wiesenkräutern. Natürlich lässt sich die Suppe anschließen pürieren.


Fazit: Kochen in Krisenzeiten fast ohne Vorrat

Kochen mit Wildkräutern ist kinderleicht und auch in Krisenzeiten fast ohne Vorrat möglich, vor allem jetzt im Frühling. Das haben unsere Großeltern alle noch gewusst, denn nach dem Krieg war auch die Lebensmittelversorgung knapp und sie mussten findig sein, um nicht zu verhungern. Das Problem haben wir heute ja gar nicht. Wer sich ein wenig mit dem Thema Wildnisküche auseinandersetzt, der muss sich auch um Lebensmittelengpässen nicht fürchten. Und Angst macht letztendlich eben auch krank - genau wie zu viel Konservenessen. Natürlich  ist ein Päckchen Nudeln mehr im Haus nicht verkehrt, aber notwendig sind die auch nicht, weil man sich Nudeln auch sehr einfach selber machen kann. Das Knoblauchsraukepesto wächst mit 80% seiner Zutaten eben auch gerade auf den Lichtungen. Statt Pinienkerne einfach ein paar einheimische Walnüsse vom Herbst verwenden und Parmesan hält sich ebenso ewig, etwas Öl und fertig. Schon 2 Tage überlebt  mit Mehl, Ei, Öl, Parmesan und Nüssen ;-).

Bleibt gesund und munter.
Eure Sindy

Kräutersuppe anno 1862 - schmeckte damals wie heute ausgezeichnet.