Osternester mit wachsender Überraschung aus erdigen Eiern
Mal wieder eine Kollegin, die über zu viele Kilos auf der Waage jammert? Und Ostern steht bevor? Schokoladeneier, Creme-Eier, Nougat-Eier, Eierliköreier. Ach du dickes Ei! Kilofallen überall. Da sollen wir mal wieder ein Lächeln in das Gesicht eines netten Menschen zaubern. Heute eine Geschenkidee aus der Natur, die im besten Fall gar nichts kostet und dazu nicht auf die Hüften schlägt. Die etwas andere Osternestfüllung. Und wenn ihr die Eier richtig bestückt, dann kann man aus dem wachsenden Ergebnis noch etwas Gesundes zubereiten.Seedballs in Eierform - ein Nest mit 0 Kalorien aber 100% Spaß. Was da heraus sprießt? Es sind eben echte Überraschungseier ohne Müll. |
5 Minuten Matscherei und eine Sommer voller Sammelarbeit
Selber sammeln, selber buddeln - so kosten Samenbomben nichts. Wer seine Samen im Sommer und Herbst für Seedballs selber sammelt, spart Geld, war viel in der Natur und hat mit der Herstellung der Kugeln viel mehr Freude, einfach weil man weiß, was das für eine Arbeit war. Benötigt werden:- Mutterboden
- Wasser
- selbst gesammelte Samen von Blumen (oder Baumsamen, z.B. Ahornpropeller, Eicheln, Lindennüsse, Weißdorn, Kerne aus Hagebutten)
- wenn nötig etwas lehmigen Erdaushub von der nächsten Baustelle
Eine Mischung buntes, einheimisches, regionales Saatgut mit Kornblume, Wiesebärenklau, wilde Möhre und Co. alles was man eben vor der Haustür finden und sammeln kann. |
Baulehm und Gartenkompost - eine schöne Mischung. |
Alles mischen und dann gehts an Matschen. |
Samenbomen machen heißt, noch mal Kind sein dürfen
Seedbombs, Seedballs, Samenbomben oder Saatkugeln...sie haben viele Namen. Ursprünglich kommt die Idee aus dem Guerilla-Marketing und es gibt 1000 Rezepte. Rezepte? Für Samenkugeln? Seltsame Gesellschaft. Es gibt doch tatsächlich Anleitungen zum Dreck mischen, in denen steht "nehmen Sie 200g Lehmpulver und 400g Blumenerde und 50 g Blumensamen" oder es gibt diese Kugeln gar fertig zu kaufen, entweder zum Anrühren als "Fertig-Seedball-Mischung" oder schon fix und fertig zu perfekt kreisrunden Kugeln geformt und alles hübsch verpackt. Oh Mann.Deshalb: Liebe Leute, vergesst den Perfektionsmus und den Konsumirrsinn, lasst euch nicht verführen zum Kauf von Lehmpulver oder Tonerden oder sonst einer unsinnigen "Spezialzutat". Alles nicht nötig. Muttererde hat Mutterboden und der ist völlig ausreichend. Wenns nicht klebt, noch etwas Baulehm zu - einfach mal ins nächste Loch schauen, was ausgehoben wird. Etwas Wasser zugeben, matschen und fertig. Strohhäcksel gibt es kostenlos im Sommer auf jedem Acker oder im Reitstall, Zoos oder in Tierheimen, sollte die Erde zu fett sein oder der Aushub zu kompakt. Einfach nachfragen.
"Brennball" mit Brennnesselsamen
Heute ist mein liebstes Saatgut für die Seedballs Brennnesselsamen. Kostet nichts, findet man im August im Massen und schon entsteht ein wunderbares Ökosystem. Außerdem keimen Brennnessel in Seedballs viel besser, als alles, was ich bisher ausprobiert habe. Probiert es aus! Macht echte "Brennballs"...aber werft die nicht zum Nachbarn mit dem englischen Rasen, das kann Ärger geben. Bester Platz ist ein Laternenmast am Feldweg oder eine Bank im Park, in Komposthaufennähe oder auch ein Balkonkasten. Warum nicht? Die Schmetterlinge freut es nächstes Jahr.Natürlich sind eurer Themen-Fantasie keine Grenzen gesetzt. Mach "Butterfly-Balls" mit Samen für Schmetterlingsblumen, "Bee-Balls" mit Samen für Wildbienenblumenmischungen, "Red-Balls" (oh, das wär eine Marketing-Gag für Red-Bull...Red-Balls können nämlich wirklich fliegen...na jedenfalls kurz) mit Blumensamen von Blumen die rot blühen, usw. je nach euren Lieblingsfarben und Vorlieben. Simpel. Zur Not hilft die örtliche Gärtnerei mit Samen aus.
Einem "Brennball" mit Brennnesselsamen entstanden: meine Brennnessel. Doch sie ist für meine Küche tabu, hat sich doch schon ein Gourmet gefunden. Der... |
...Admiral war schneller als ich. Der Falter hatte hier bereits sein Ei abgelegt. Das macht er tatsächlich einzeln: Pro Admirals-Ei ein Brennnesselpflanze. Ihr dürft also viele Brennballs machen, ... |
Die Wissenschaft hinter den Saatbällchen
Der nachfolgende Text ist nur für den, der sich immer fragt, was denn nun an den gekauften Seedballs so besonders ist, außer die hübsche, aber völlig unnötige Verpackung und der aberwitzige Transport vom Hersteller zu euch (und den Samen und die Erden zum Hersteller, die Verpackung für diesen Transport, das Benzin, die Herstellung von Abfüllanlagen und deren Stromverbrauch, der Verpackungsmüll...das muss man sich mal vor Augen führen, was wir da täglich für einen Konsumunsinn fabrizieren) und dann der Transport von euch zu dem, dem ihr das Päckchen schenkt. Der wirft es dann irgendwo hin und in den meisten Fällen wird er nicht nach ein paar Wochen schauen, ob die Samen auch aufgegangen sind. Meist tun sie das nämlich ohnehin nicht. Darum kann man sich fragen, so man denn Spaß an der Wissenschaft hat, wie man den Wachstumserfolg solchen Bällchen erhöhen kann.Ein paar Dinge erhöhen den Erfolg der Keimung:
Seedeggs und Seedballs in Großproduktion. Nächse Woche werden die Saatkugeln "gesäät": Wettweitwurf mit Kindern. Die Eier kommen in Osternester. Was da wohl daraus sprießt? Ein echtes Ü-Ei. |
- Nehmt keine Blumenmischungen aus dem Supermarkt, sondern Samen von Wildpflanzen, die ihr am besten direkt vor eurer Haustür gesammelt habt.
- Die Kugel sollten binnen 1-2 Tagen völlig trocken sein, ohne zu zerfallen.
- Die Kugel lässt sich nach dem Trocknen transportieren ohne zu zerbrechen.
- Die getrocknete Kugel zerfällt rasch, sobald ihr sie 1-2 Tage lang immer wieder gründlich gegossen habt.
- Sie sollte nicht größer als eine Walnuss sein.
- Versucht es zuerst einfach mit Mutterboden ohne den Erdaushub/Lehm.
Welche Samen kann man sammeln?
Wilde Möhre, Karden, Sternmiere, Brennnesseln, Taubnesseln, Malve, Storchschnabel, Seifenkraut, Pimpernelle, Wicken, Platterbsen, Klatschmohn, Erdrauch, Löwenzahn, Bocksbart, Rainfarn, Frauenfach, Lein, Königskerze, Ackerstiefmütterchen, Steinklee, Gänseblümchen, Kamille, Veilchen, Leimkraut, Kornblume, Bärenklau, Beinwell, Skabiosa und viele, viele mehr.Je näher die Mischung aus der Region kommt, desto besser, denn desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Samen keimen, weil sie an die Umgebung angepasst sind.
Gelegentlich ist auch zu lesen, dass man einfach etwas Vogelfutter (z.B. das verbliebene Winterfutter) in die Saatbällchen mischen kann, doch das ist ungünstig, denn in vielen Vogelfuttermischungen findet sich Ambrosia und auch das muss sich nicht weiter ausbreiten. Und wenn wir schon bei Neophyten sind: Bitte auch keine anderen nicht- einheimischen Kräutersamen wie Springkräuter beifügen. Die Impatiens-Arten sind eine echte Plage für die heimische Natur.
Werfen und wachsen? Schön wäre es.
Ein Werbemärchen: Schmeiße eine Kugel mit Samen drin in die Gegend und schon blüht das überall. Schön wäre es. Seedballs sind ein Marketing-Gag! Geht dem nicht auf den Leim.Leider landet wirklich nur ein ganz kleiner Teil dort, wo er wirklich gut wachen kann. Das größte Problem ist, dass die Samenkugeln die nächsten Tage aufgehen müssen und die Bällchen dabei ordendlich feucht gehalten werden müssen. Am besten sollten sie dabei zerfallen und dann mit reichlich Regen versorgt werden und zwar über mehrere Wochen hinweg. Also Samenbomben am besten vor einer angekündigen Regenperiode werfen oder zertrümmern und kurz in den Gartenboden oder eine frisch angelegte Wiese einarbeiten oder dort platzieren, wo der Rasensprenkler auch in heißen April und Mai-Tagen für genug Feuchtigkeit sorgt. Bällchen, die im Gebüsch landen oder in einen Randstreifen, haben schlechte Karten: Zu dunkel, zu trocken, zu viele Füße, zu viel Müll... Die besten Methode ist es immer noch die Blumensamen direkt in Blumentöpfe, Blumenkästen oder den Garten in ein dafür hergerichtetes Beet oder eine Wiesenfläche einzuarbeiten und dann regelmäßig zu gießen. Dann keimen tatsächlich die meisten Blumen. Aber dann würde eine Stunde spaßiges Matschen fehlen. Irgendwie auch schade. Ich hatte einen lustigen Nachmittag mit den Kindern und sah danach aus so aus.
Frohe Ostern mit einer wachsenden Überraschung! |