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Dienstag, 28. März 2017

Seedegg und Brennball - blühende und brenzlige Ostereier ganz ohne Kalorien

Osternester mit wachsender Überraschung aus erdigen Eiern

Mal wieder eine Kollegin, die über zu viele Kilos auf der Waage jammert? Und Ostern steht bevor? Schokoladeneier, Creme-Eier, Nougat-Eier, Eierliköreier. Ach du dickes Ei! Kilofallen überall. Da sollen wir mal wieder ein Lächeln in das Gesicht eines netten Menschen zaubern. Heute eine Geschenkidee aus der Natur, die im besten Fall gar nichts kostet und dazu nicht auf die Hüften schlägt. Die etwas andere Osternestfüllung. Und wenn ihr die Eier richtig bestückt, dann kann man aus dem wachsenden Ergebnis noch etwas Gesundes zubereiten.
Seedballs in Eierform - ein Nest mit 0 Kalorien aber 100% Spaß. Was da heraus sprießt?
Es sind eben echte Überraschungseier ohne Müll.

5 Minuten Matscherei und eine Sommer voller Sammelarbeit

Selber sammeln, selber buddeln - so kosten Samenbomben nichts. Wer seine Samen im Sommer und Herbst für Seedballs selber sammelt, spart Geld, war viel in der Natur und hat  mit der Herstellung der Kugeln viel mehr Freude, einfach weil man weiß, was das für eine Arbeit war. Benötigt werden:
  • Mutterboden
  • Wasser
  • selbst gesammelte Samen von Blumen (oder Baumsamen, z.B.  Ahornpropeller, Eicheln, Lindennüsse, Weißdorn, Kerne aus Hagebutten)
  • wenn nötig etwas lehmigen  Erdaushub von der nächsten Baustelle
Eine Mischung buntes, einheimisches, regionales Saatgut mit Kornblume, Wiesebärenklau,
wilde Möhre und Co. alles was man eben vor der Haustür finden und sammeln kann.
Baulehm und Gartenkompost - eine schöne Mischung.
Alles verkneten und Eier etwa in der Größe von Walnüssen oder Wachteleiern daraus formen. Die Sameneier in 1-2 Tagen durchtrocken lassen und in Eierkartons oder ein Osternest verpacken. Fertig ist eine tolle Überraschung.

Alles mischen und dann gehts an Matschen.

Samenbomen machen heißt, noch mal Kind sein dürfen

Seedbombs, Seedballs, Samenbomben oder Saatkugeln...sie haben viele Namen. Ursprünglich  kommt die Idee aus dem Guerilla-Marketing und es gibt 1000 Rezepte. Rezepte? Für Samenkugeln?  Seltsame Gesellschaft. Es gibt doch tatsächlich Anleitungen zum Dreck mischen, in denen steht "nehmen Sie 200g Lehmpulver und 400g Blumenerde und 50 g Blumensamen" oder es gibt diese Kugeln gar fertig zu kaufen, entweder zum Anrühren als "Fertig-Seedball-Mischung" oder schon fix und fertig zu perfekt kreisrunden Kugeln geformt und alles hübsch verpackt. Oh Mann.

Kinderhände und Matsch. Heute matschen viele Kinder
vorsichtiger oder gar nicht mehr. Sie trauen sich nicht mehr,
aus Angst sich dreckig zu machen, aus Angst vor Keimen,
aus Angst davor, von anderen ausgelacht zu werden.
Traut euch Kinder! Das Leben ist schön.
Wie weit haben wir uns von der Natur entfernt, dass man zum Matschen Anleitungen braucht oder so was als Fertigprodukt kaufen muss. Erinnert euch an die Kindheit. Das war so einfach und lustig. Da ist Erde, da ist eine Pfütze - alles schön durchkneten noch ein paar Samen oder Beeren von den Wildblumen und Büschen in der Umgebung dazu und man sah aus wie ein Schwein und hat sich gefreut wie...ja, ein Kind. Und natürlich haben wir auch Matschkugeln gemacht. Jede Menge Matschkugeln. Wenn die zu matschig waren, wurde noch mehr Dreck in die Pfütze geworfen, bis die Kugeln endlich gut geklebt haben und dann ging die Schlammschlacht los.
Deshalb: Liebe Leute, vergesst den Perfektionsmus und den Konsumirrsinn, lasst euch nicht verführen zum Kauf von Lehmpulver oder Tonerden oder sonst einer unsinnigen "Spezialzutat". Alles nicht nötig.  Muttererde hat Mutterboden und der ist völlig ausreichend. Wenns nicht klebt, noch etwas Baulehm zu - einfach mal ins nächste Loch schauen, was ausgehoben wird. Etwas Wasser zugeben, matschen und fertig. Strohhäcksel gibt es kostenlos im Sommer auf jedem Acker oder im Reitstall, Zoos oder in Tierheimen, sollte die Erde zu fett sein oder der Aushub zu kompakt. Einfach nachfragen.

"Brennball" mit Brennnesselsamen

Heute ist mein liebstes Saatgut für die Seedballs Brennnesselsamen. Kostet nichts, findet man im August im Massen und schon entsteht ein wunderbares Ökosystem. Außerdem keimen Brennnessel in Seedballs viel besser, als alles, was ich bisher ausprobiert habe. Probiert es aus! Macht echte "Brennballs"...aber werft die nicht zum Nachbarn mit dem englischen Rasen, das kann Ärger geben. Bester Platz ist ein Laternenmast am Feldweg oder eine Bank im Park, in Komposthaufennähe oder auch ein Balkonkasten. Warum nicht?  Die Schmetterlinge freut es nächstes Jahr.
Natürlich sind eurer Themen-Fantasie keine Grenzen gesetzt. Mach "Butterfly-Balls" mit Samen für Schmetterlingsblumen, "Bee-Balls" mit Samen für Wildbienenblumenmischungen, "Red-Balls" (oh, das wär eine Marketing-Gag für Red-Bull...Red-Balls können nämlich wirklich fliegen...na jedenfalls kurz) mit Blumensamen von Blumen die rot blühen,  usw. je nach euren Lieblingsfarben und Vorlieben. Simpel. Zur Not hilft die örtliche Gärtnerei mit Samen aus.

Einem "Brennball" mit Brennnesselsamen entstanden: meine Brennnessel.
Doch sie ist für meine Küche tabu, hat sich doch schon ein Gourmet gefunden. Der...

...Admiral war schneller als ich. Der Falter hatte hier bereits sein Ei abgelegt.
Das macht er tatsächlich einzeln: Pro Admirals-Ei ein Brennnesselpflanze.
Ihr dürft also viele Brennballs machen, ...

...denn die Raupe dient mitunter auch einem Vogel oder einer Schlupf- oder Grabwespe als Nahrung.
Was das hier für zwei Hautflügler sind, konnte ich so schnell nicht bestimmen. Ich hoffe nur, dass sie
die Admiralsraupe in Ruhe lassen -  und selbst wenn: So ist die Natur und all das live auf einer
einzigen kleiner Brennnessel. Und alles nur, weil ich letztes Jahr einen Seedball mit Brennnesselsamen
in den Garten geworfen habe. Super, oder? Das faszinierende Ökosystem direkt am Haus!

Die Wissenschaft hinter den Saatbällchen

Der nachfolgende Text ist nur für den, der sich immer fragt, was denn nun an den gekauften Seedballs so besonders ist, außer die hübsche, aber völlig unnötige Verpackung und der aberwitzige Transport vom Hersteller zu euch (und den Samen und die Erden zum Hersteller, die Verpackung für diesen Transport, das Benzin, die Herstellung von Abfüllanlagen und deren Stromverbrauch, der Verpackungsmüll...das muss man sich mal vor Augen führen, was wir da täglich für einen Konsumunsinn fabrizieren) und dann der Transport von euch zu dem, dem ihr das Päckchen schenkt. Der wirft es dann irgendwo hin und in den meisten Fällen wird er nicht nach ein paar Wochen schauen, ob die Samen auch aufgegangen sind. Meist tun sie das nämlich ohnehin nicht. Darum kann man sich fragen, so man denn Spaß an der Wissenschaft hat, wie man den Wachstumserfolg solchen Bällchen erhöhen kann.

Ein paar Dinge erhöhen den Erfolg der Keimung:

 

Seedeggs und Seedballs in Großproduktion. Nächse Woche werden die
Saatkugeln "gesäät": Wettweitwurf mit Kindern. Die Eier kommen in
Osternester. Was da wohl daraus sprießt? Ein echtes Ü-Ei.
  • Nehmt keine Blumenmischungen aus dem Supermarkt, sondern Samen von Wildpflanzen, die ihr am besten direkt vor eurer Haustür gesammelt habt. 
Solche Pflanzen  sind auch den Boden gewöhnt, aus dem wahrscheinlich auch eure Kugel besteht. Versucht es mit Löwenzahn oder Breitwegerich, wenn euch Brennnessel nicht zusagt. Etwas edler sind Klatschmohn und Kornblumen. Wer z.B. Vogelmiere oder Löwenmäulchen nimmt, kann die Erdkugeln einfach im Saatgut wälzen, denn beide gehören zu den Lichtkeimern. Wer Saatbällchen mit Küchenkräutern verschenken möchte, sollte das auch so machen, denn die Mehrzahl der gängigen Küchenkräuter, vom Basilikum, Lavendel bis zum Thymian sind ebenfalls Lichtkeimer.
  • Die Kugel sollten binnen 1-2 Tagen völlig trocken sein, ohne zu zerfallen.
Länger sollte der Trocknungsprozess nicht dauern, da sonst die Keimung in  Kugel beginnt, sie dann aber wieder eintrocknen und absterben.Strohhäcksel, Sand, Sägemehl oder Späne kann helfen, die Erdmischung für Samenbällchen zu optimieren. Einfach testen.
  • Die Kugel lässt sich nach dem Trocknen transportieren ohne zu zerbrechen.
Gerade wenn ihr sie verschenken wollte, sollte sie transportierfähig sein. Lasst ihr sie tatsächlich werfen, sollte sie dem Schwung standhalten, sonst zerkrümmelt sie beim Abwurf.
  • Die getrocknete Kugel zerfällt rasch, sobald ihr sie 1-2 Tage lang immer wieder gründlich gegossen habt.
Das ist der Knackpunkt. Wichtig ist, dass die Kugel zerfällt, damit auch Samen im Inneren der Kugel Keimen können. Blumenmischungen enthalten meist Licht- und Dunkelkeimer, also solche Pflanzen, die Sonnenlicht brauchen und solche, die es beim Keimen abgedunkelt möchten. Daher geht nur ein kleiner Teil der Samen in den Samenbomben auf. Ihr erhöht die Chance beträchtlich, wenn die Kugel in den ersten zwei Tagen "zerfließen" kann. Die Samen haben dann meist genug Feuchtigkeit und  über die vergrößerte Oberfläche haben natürlich auch mehr Samen bessere Wachstumsbedingungen.
  • Sie sollte  nicht größer als eine Walnuss sein.
Mehr Kugeln bedeuten größere Chance, dass wenigstens eine da landet, wo sie wachsen kann. Auch ist durch den Zerfall der kleineren Kugeln die Chance größer, dass auch im Inneren der Kugel liegende Samen zum Keimen kommen. Die meisten Wiesenblumen keimen von Erdoberfläche bis maximal 1 cm Tiefe. Da könnt ihr euch ausdenken, was für Wachstumschance ein Samen im Inneren einer 10 cm Kugel hat.

  • Versucht es zuerst einfach mit Mutterboden ohne den Erdaushub/Lehm.
Einfach eine Kugel aus Erde vor der Haustür formen und in die Sonne oder auf die Fensterbank legen. In 1-2 Tagen sollte die Kugel vollständig trocken sein. Mutterboden ist meist ohnehin schon perfekt. Er ist der regionale Boden an den regionalen Blumen angepasst sind. Die meisten Oberböden kleben durch den Humusgehalt und die eingetragenen Flugstäube schon genug. Wir hier im Oberrheingraben haben direkt unter dem Mutterboden eine erhebliche Löss-Schicht. Löss enthält von Natur aus etwa 5 bis 20% Lehm und das reicht zum Zusammenkleben der Kugeln vollkommen aus, meist muss man dann noch Komposterde zum Auflockern beigeben.

Welche Samen kann man sammeln?

Wilde Möhre, Karden, Sternmiere, Brennnesseln, Taubnesseln, Malve, Storchschnabel, Seifenkraut, Pimpernelle, Wicken, Platterbsen, Klatschmohn, Erdrauch, Löwenzahn, Bocksbart, Rainfarn, Frauenfach, Lein, Königskerze, Ackerstiefmütterchen, Steinklee, Gänseblümchen, Kamille, Veilchen, Leimkraut, Kornblume, Bärenklau, Beinwell, Skabiosa und viele, viele mehr. 
Je näher die Mischung aus der Region kommt, desto besser, denn desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Samen keimen, weil sie an die Umgebung angepasst sind.

Gelegentlich ist auch zu lesen, dass man einfach etwas Vogelfutter (z.B. das verbliebene Winterfutter) in die Saatbällchen mischen kann, doch das ist ungünstig, denn in vielen Vogelfuttermischungen findet sich Ambrosia und auch das muss sich nicht weiter ausbreiten. Und wenn wir schon bei Neophyten sind: Bitte auch keine anderen nicht- einheimischen Kräutersamen wie Springkräuter beifügen. Die Impatiens-Arten sind eine echte Plage für die heimische Natur.

Werfen und wachsen? Schön wäre es.

Ein Werbemärchen: Schmeiße eine Kugel mit Samen drin in die Gegend und schon blüht das überall. Schön wäre es. Seedballs sind ein Marketing-Gag! Geht dem nicht auf den Leim.
Leider landet wirklich nur ein ganz kleiner Teil dort, wo er wirklich gut wachen kann. Das größte Problem ist, dass die Samenkugeln die nächsten Tage aufgehen müssen und die Bällchen dabei ordendlich feucht gehalten werden müssen. Am besten sollten sie dabei zerfallen und dann mit reichlich Regen versorgt werden und zwar über mehrere Wochen hinweg. Also Samenbomben am besten vor einer angekündigen Regenperiode werfen oder zertrümmern und kurz in den Gartenboden oder eine frisch angelegte Wiese einarbeiten oder dort platzieren, wo der Rasensprenkler auch in heißen April und Mai-Tagen für genug Feuchtigkeit sorgt. Bällchen, die im Gebüsch landen oder in einen Randstreifen, haben schlechte Karten: Zu dunkel, zu trocken, zu viele Füße, zu viel Müll... Die besten Methode ist es immer noch die Blumensamen direkt in Blumentöpfe, Blumenkästen oder den Garten in ein dafür hergerichtetes Beet oder eine Wiesenfläche einzuarbeiten und dann regelmäßig zu gießen. Dann keimen tatsächlich die meisten Blumen. Aber dann würde eine Stunde spaßiges Matschen fehlen. Irgendwie auch schade. Ich hatte einen lustigen Nachmittag mit den Kindern und sah danach aus so aus.

Frohe Ostern mit einer wachsenden Überraschung!

Samstag, 29. August 2015

Breitwegerichsaat als heimischen Flohsamen nutzen

Muss nicht aus Indien kommen: Deutscher Flohsamen aus Breitwegerich

Sommerzeit ist Urlaubszeit - auch bei den Unkrautgourmets. Die letzten 2 Wochen war es deshalb hier sehr still: Offline-Zeit heißt das und es gibt kaum etwas Luxeriöseres in unserer heutigen Zeit :). Den Luxus habe ich mir deshalb gegönnt und bitte um Nachsicht für die Sendepause. Doch nun geht es wieder weiter.  Und weil Ihr so lange habt warten müssen, starte ich mit einen besonderen "Bonbon".
Breitwegerichsamenstand in Nahaufnahe
Unter den "Zipfelmützen" liegt ein Schatz verborgen: der Flohsamen des Breitwegerichs.
Sommerzeit, das ist auch immer Samenzeit. So auch beim Breitwegerich (Plantago major). Seine langen Samenstände stehen voll mit regelrecht "bemützten" Samen.  Warum sollte man nun Breitwegerichsamen sammeln? Kennt ihr indischen Flohsamen (Plantago ovata)?  Der wird bei Verdauungsstörungen eingesetzt und hat im Prinzip einen ähnlich quellenden Effekt die Chia-Samen - noch so ein importiertes Zeugs. Der Indische Flohsamen ist jedenfalls mit unserem Breitwegerich verwandt. Beide gehören der Gattung Plantago an, also nicht nur der selben Familie, sondern sie weisen schon eine noch nähere Verwandschaft auf. Das war so der Punkt, an dem man als Biologe wieder stutzig wird. Haben Wegerichsamen die selben quellenden Eigenschaften? Ja haben sie. Heute ein Bilder-Serie zu meinen Versuchen mit einheimischen Flohsamen aus Breitwegerich.

Reicht für 2 EL heimischen Flohsamen
Die Samenstände des Breitwegerichs. Ich hatte die Handvoll binnen 2 Minuten zusammen.
Breitwegerichsamen sehen aus wie Flöhe
Was da als schwarze Krümmel heraus fällt hat tätsächlich die Größe eines Flohs: Breitwegerichsamen.


leicht abzusieben
Mit einen Küchensieb sind die Spelzen schnell ausgesiebt. Den Rest einfach vorsichtig wegblasen,
so hat man die Flohsamen recht schnell freigelegt.


Ausbeute
Von etwa 10 Samenständen erhält man 1 gehäuften Esslöffel Breitwegerichsamen - keine
schlechte Ausbeute.

Breitwegerichsamen
Die Samen sehen aus wie kleine Flöhe ohne Beine.

Quellversuch mit Breitwegerichsamen
Quellversuch: Ein Teelöffel Beitwegerichsamen in ein Wasserglas geben und ...

Breitwegerichsamen nach 10 min Quellzeit
...10 min später sind die ersten Samen auf den Boden gesunken und deutlich aufgequollen...

Breitwegerichsamen nach 20 min Quellzeit
..nach 20 Min haben die Samen etwa die doppelte Größe.

nach 20 min Quellzeit
Bei genauerer Betrachtung sieht man einen Schleimfilm um die Samen herum, so wie man das
von Kressesamen kennt. Dieser Schleimfilm macht die Flohsamen für die
Verdauungsarbeit wertvoll .

Breitwegerichsamen aufgequollen
Hier noch mal der aufgequollene und trockene Breitwegerichsamen.

Indischen Flohsamen braucht man nicht

Und die Moral von der Geschicht´: Wächst alles vor der Haustür, sogar der olle indische Flohsamen. Wer also Verdauungsbeschwerden hat, sollte sich etwas bewegen und Breitwegerich sammeln gehen, statt im Internet so bequem und bewegungsarm auf  "bestellen" zu klicken. Die Breitwegerichsamen  so zu verwenden, wie den indischen Flohsamen ist kein Problem und die zusätzliche Bewegung hilft der Verdauung ohnehin zusätzlich auf die Sprünge :).

Plantago ist Plantago

Warum nun Breitwegerich und nicht die anderen einheimischen Arten? Die Samenstände des Breitwegerichs sind viel länger, als die des Spitzwegerichs (Plantago lanceolata) oder Mittleren Wegerichs (Plantago media). Wer Breitwegerich sammelt, hat also mit einem Mal Bücken gleich das Doppelte bis Dreifache der Samen in der Hand. Theoretisch kann man aber in Ermangelung von Breitwegerich auch auf die anderen beiden Wegerich-Arten ausweichen. Und wieder mal bin ich begeistert, was unsere einheimische Natur alles zu bieten hat. Da muss auch der viel und hoch gelobte indische Flohsamen nicht importiert werden. Ist doch alles da! Man muss nur hingucken und zugreifen :).

Montag, 29. Juni 2015

Pflanzensamen fix verstauen - ein Samentütchen mit 3 Fächern

Upcycling einer Papiertüte

Geht´s euch auch manchmal so? Da ist man im Urlaub und sieht Blumen, die grade Samen tragen und - natürlich vorausgesetzt die stehen nicht unter Schutz oder wachsen auf Privatgelände - schon hat man eine handvoll in der Tasche. Nur wohin damit?  Wahrscheinlich kennen viele Faltanleitungen für Samentütchen, doch für viele benötigt man Schere oder Kleber, Tesafilm oder sonstwas, was man grad nicht da hat. Deswegen will ich eine Faltanleitung in Erinnerung rufen, für die man eigentlich noch nicht mal eine Schere braucht. Und weil "Apotheker-Briefchen" langweilig sind, zeige ich euch die praktische 3-in-1-Samentüte. Alles was man dazu braucht: Eine ausgediente Papiertüte, die bei jedem Kauf von Obst oder Gemüse oder bei jedem Brötchen vom Bäcker anfällt.


Als Faltanleitung dient die Bilderserie der ICPS Seed Bank.  Die machen das schon mal mit gebrauchtem Papier - löblich - und nutzen für die exakte Faltung ein Lineal. Klar könnt ihr die Samentütchen super akurat und bis in die Perfektion einer Origami-Figur falten. Aber ich hab es gern praktisch und weniger perfekt. Außerdem gehörte ich nicht zu den Menschen, die im Urlaub ein Lineal mit sich herumtragen, deswegen machen wir das ohne. Auch eine Schere zum Abschneiden braucht ihr nicht wirklich, denn mit harten Kanten und ruhigem Reißen erreicht ihr ein ebenso gutes Ergebnis. Los geht´s.

Die Schritt für Schritt-Anleitung für das 3-in-1-Samentütchen

1) Der Boden der Tüte wird abgeschnitten. Ist keine Schere zur Hand, einfach eine harte Kante falten und möglichst grade abreißen.










 2) Den "Tütentunnel" einmal diagonal auf Kante Falten. Am besten die eben abgeschnittene Kante an die gegenüberliegenden Längsseite des Papiertunnels falten, so dass die möglicherweise eingerissene oder zerfranste Tütenöffung übersteht.










3) Man erhält ein Dreieck mit einem überstehende Reststück. Das muss ab! Würde man das Dreieck nach dem Entfernen der überstehenden Kante  auffalten hätte man ein Quadrat. Wir lassen das aber als Dreieck gefaltet.









4) Das Dreieck mit der Spitze nach oben vor sich legen. Augenmaß: Die rechte und linke Ecke jeweils etwa bei 1/3 der Kantenlänge umfalten. Gleiches mit der andere Seite wiederholen.








5) Von unten sieht das so aus.












 6) Von oben sieht die Figur aufgestellt nun so aus.












7) Ein Zipfel wird in die Gegenseite gesteckt und die Kanten nachgezogen.











8) Und nun die untere Hälfte nach oben klappen. Bis hierher ist es die die Faltanleitung, die man auf den Seiten der  ICPS Seed Bank findet. Doch wir haben einen "Papiertunnel" benutzt und das macht die Sache spannend. Weiter geht´s.








 9) Von oben betrachtet sehen die Zipfel zum Einschlagen so aus, wie auf dem Foto. An der roten Linie schneidet oder reißt ihr das Papier vorsichtig auseinander.









10) Das siehet dann so aus wie auf dem Foto hier nebenan.










11 ) Das Ergebnis: Ihr habt 3 Fächer und ein Einsteckfach für die Zipfel zum Verschließen des 3-in1-Samentütchens.











12) Beim Verschließen merkte ich dann wie krumm ich doch mal wieder gefaltet hab. Egal. Macht jedes Mal wieder Spaß :-)

.
Wenn man ohne Schere arbeitet darf man den Charme mehr oder weniger genauer Reißkanten
genießen.

Ich habe in den 3-in-1-Tütchen auch schon Kleinkram wie Pflaster, Büroklammern oder Briefmarken transportiert - besser als das ganze Zeug lose im Rucksack oder in der Hosentasche zu haben. Auf Tagestouren lassen sich Kinder wie Erwachsene gleichermaßen verblüffen, wenn man aus ihre Bäckertüte mit den süßen Teilchen vor dem nächsten Mülleimer rettet und mal fix ein solches Täschlein faltet.





Und der Tütenboden? Der dient mir erst mal als "Sammelbehälter" für meine Samensammlung.

Natürlich ließe sich das alles mit Tesafilm verstärken, mit Heftklammern fixieren und mit chickem Blümchenpapier dekorieren, aber genau darum geht es: Die einfachsten Lösungen liegen meist direkt vor uns, wenn wir mit dem, was wir haben, nur achtsamer umgehen würden.  Wir sollten viel, viel, viel weniger Rohstoff (Papier und alles andere eben auch)  verschwenden und das, was wir haben, viel effektiver nutzen.


Im Einsteckfach für den "Verschlusszipfel lassen sich prima
kleine Nachrichten oder Aussaat-Hinweise verstauen.

Dienstag, 2. Juni 2015

Frühlingsgrüße von OBI

Per Zufall über ein dickes Blogger-Samenpäckchen stolpern

Edit: Obi-Wan gesucht und Unkraut gefunden? Bitte diesen Post lesen!

Seltsame Wege offenbart das Internet und beim Surfen und Suchen nach Infos stolpert man manchmal über Seiten wie http://www.obi.de/fruehlingsgruss. Eigentlich war ich nur auf Suche nach Samen für Engelwurzel...nun bekam ich eine ganze Ladung voller Blumensamen und das einfach so. Na ja, ein wenig was muss man dann doch tun, etwa einen Blogbeitrag schreiben wie diesen. Ist aber eine schöne Gelegenheit mal in die Samenregale der Baumärkte zu gucken.

Ein schöner Frühlingsgruß von Obi, der da ins Bloggerhaus flatterte.
Da macht man auch gerne ein bisschen Werbung für Baumärkte :-)


Da der Frühlingsgruß-Aktion geht es darum, dass man eigentlich von einem Blogger beschenkt wird und dann zwei weitere Blogger vorschlägt, die ebenfalls ein Samenpaket bekommen, solange vorrätig. Nun, da es der Zufall wollte, dass ich die Obi-Seite auch so gefunden habe und ich gerne Kindern einen Freude mache, soll...

1) ...das Kinderheim Finkennest und damit Lore & Bernhard Nürnberger im Odenwald (meinen "Heimatwald") beschenkt werden und einen Frühlingsgruß erhalten. Das Heim hat auch einen Blog: http://www.kinderheim-finkennest.de/blog, der grade etwas brach liegt. Letztes Jahr war dort viel los und ich als Neuling im Bloggen habe fasziniert zugesehen, wie der Spendenbalken mit jedem Jabobsweg-Blogbericht für einen guten Zweck in die Höhe kletterte. Das war großartig:  Bloggen hilft Kindern! Das Finkennest ist ein privat geführtes Kinderheim für 24 Kindern mit unterschiedlichen Behinderungen. Ich finde das einmalig, dass sich immer wieder Menschen finden, die Kinder, die Hilfe brauchen, auffangen. Ich würde mich freuen, wenn einige der Kinder und das Heim selbst einen blühenden Sommer erleben.

2) Beim zweiten Samen-Paket würde ich mich freuen, wenn es an Heiner von "wir sind im Garten"  und seinem Blog www.hobby-garten-blog.de geht. Er ist mit seiner absolut unkomplizierten, erfrischenden Art ein echter Gartenmensch. Halt machen. Topp. Bleib wie du bist, Heiner! Es war der erste externe Backlink den dieser Blog hier erhalten hat und ich hab mich riesig gefreut. Hoffe ich kann mich so bei Heiner und seinem Garten revanchieren.

Damit ist die Pflicht vollbracht. Das Päckchen kam vor einer Stunde an und ich kannst natürlich kaum abwarten reinzugucken. Schon lustig. Grad gestern war ich im in einen Gartenmarkt und hab mich noch über die Unkrautbekämpfungsmittel ausgelassen....aber sogar ich besuche ja nun Blumencenter und Baumärkte, ist ja nicht alles schlecht, was da zu finden ist. Besonders spannend jedes mal:  Welche Pflanzen trauen sich in meinen wasserlosen, ameisenreichen Garten überhaupt zu keimen und wachsen zwischen Giersch und Rotklee. Welche Pflanze besteht gegen die Schnecken? Doch viel wichtiger: welche Pfanze aus dem Päckchen kann man essen? Gleich mal gucken.

Omas-Gartengemüse und der Trick mit den Standard-Kräuter

Ganz klar diese hier sind essbar. Liebstöcken, Petersilie und Co. verwende ich natürlich auch in meiner Küche. Ja, man glaubt es kaum, aber sogar ich verwende "Standard-Kräuter". Grade wenn Kinder mitessen ist es ein Griff in die Trickkiste Petersilie zu nutzen und dort den Giersch unter zu mischen . Nach und nach wird dann der Anteil von Wildkräutern erhöht und so die Geschmacksnerven an ungewohnte Aromen hergeführt. Das klappt auch bei unbekannten Gemüsesorten, die nicht auf anhieb gemocht werden. "Das kenn ich nicht, das esse ich nicht" - ein Spruch denn ich nur all zu oft höre :-). Meine Jungs haben gleich die Nase gerümpft: Erdbeerspinat! Das war früher eine Gemüsepflanze aus Omas Garten. Meine Kinder werde es nicht merken, wenn sie den essen *muhahaha
Bekanntes und weniger unbekanntes Gemüse oder Kräuter. Die Buntnessel, der Erdbeerspinat und
der Fuchsschwanz werden von vielen als Zierpflanze betrachtet, sind aber essbar.

Nicht jede Blume ist essbar

Bei diesen Pflanzen muss man etwas differenzierter sein.

Nicht essbar ist das Schleierkraut und auch bei Lupine sollte man eher vorsichtig sein. Der Rest bietet
wieder was für den Kochtopf.

Lupinenmehl findet als "heimisches Soja" zunehmend Verwendung. Allerdings: Die Samen aus denen das Mehl gewonnen wird, werden vorher geprüft, denn sie können Alkaloide enthalten, die nicht so gesund sind, vor allem in großen Mengen. Ob nun diese dazu gehören? Egal. Für den Boden sind sie super. Auch das Schleierkraut wird nicht in meinem Kochtopf landen, aber ich freu mich schon es als Tischdekoration einzusetzten.
Löwenmäulchen gehören zu den essbaren Blüten und auch das Vergissmeinnicht kann man dafür verwenden, sollte bei letzterem aber nicht ganz so viel verwenden. Es hat das selbe Problem mit den Alkaloiden wie der Beinwell. Und Bartnelken ? Die schmecken toll! In der Blumenwiesenmischung sind Margariten, Lein und Lichtnelke - alles essbar.  Und dann mal sehen was da sonst noch drin ist.

Fast schon ein Unkrautgourmet-Päckchen als Frühlingsgruß

Auch Fuchsschwanz (eine ware Wunderpfanze; bin gespannt ob der sich etwas poppen lässt) und Erdbeerspinat freue ich mich sehr, die wollte ich schon lange mal anpflanzen. Und die Buntnessel? Die passt mal wieder wunderbar in den Salat, schon allein der Optik wegen.
Na, das ist doch schon fast ein Unkrautgourmet-Päckchen, was mir da zufällig in die Hände gefallen ist. Tolle Aktion von Obi. Habt vielen Dank!

Der nächste Beitrag entführt Euch dann endlich wieder in die Wildkräuterküche :-).