Sonntag, 15. November 2015

Bratapfel mit Fichtensoße - auch als "to go"-Variante

Diese Soße aus dem Christbaum gehört ab jetzt zum Bratapfel

Heute ein Special für das Blogevent von lifeisfullofgoodies.com. Nein, das ist kein Gartenblog, kein Wildkräuter, sondern ein Blog, den ich mir gerne anschaue, weil das "Food Porn" in Perfektion ist, und ich zugeben muss: Da gucke ich mir gern Essen an. Doch erst mal raus!
Noch steht der Tannenbaum im Wald und die Fichte im Garten, so dass ich gestern einen Küchen-Versuch mit voll ausgereiften Fichtennadeln starten durfte. Das Ergebnis war ein sehr köstlicher Bratapfel mit Fichtensirup. Versucht die Soße mit eurem Christbaum nach Weihnachten! Sie funktioniert mit Kiefer, Fichte und Tanne gleichermaßen, nur die Geschmacksnuancen variieren ganz leicht.


Das Sirup-Rezept aus meinem kleinen Büchlein habe ich etwas abgewandelt, um ihn als leicht herb-würzige Dessertsoße zu verwenden.  Die "alten" Fichtennadel eignen sich genauso  vorzüglich zum Aromatisieren wie Tanne. Die Zitronennote die jungen Trieben zu eigen ist, "retuschierte" ich mit Zitrone rein. Eines kann ich sagen: Mit Tanne vom eigenen Weihnachtsbaum schmeckt das natürlich nochmal so gut :-).  Liebes lifeofgoodies-Team, dieser Beitrag ist für euch und für alle Tannenbaumliebhaber, Förster und Unkrautgourmets.

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Zutaten für den Bratapfel mit Fichtensoße 

Tanne, Kiefer oder Fichte - mit Zitrone, Gelierzucker und
Wasser wird daraus ein leckeres Dessertsößchen mit leicht
herb-würzigem Aroma.
  • 1 Tasse  Fichtennadeln (oder zu/nach Weihnachten auch Nadeln einer Bio-Tanne)
  • Saft einer 1/4 Zitrone 
  • 250 g Gelierzucker 1:1
  • 750 ml Wasser
  • 3  Äpfel, mittlere Größe
  • Füllung der Äpfel nach Belieben: z.B. 1 EL Butter mit gehackten Nüssen, Rosinen oder Marzipan vermischt, schneller geht es mit 2 EL  klein gehackter Studentenfutter-Mischung.

 

Der Blick in den Topf: da hat jemand schlecht gezupft. Da
sind ja noch Ästchen mit dabei....

Zubereitung von Soße und Bratapfel

Zur Not ein zweites Mal abseihen. Nadeln sollten sich
nach dem Kochen im Wasser keine mehr befinden

Die Äpfel waschen, mit einen Apfelausstecher ausstechen und mit der Füllung befüllen. Die Äpfel in Alufolie wickeln und bei 200 Grad 20-30 min, je nach Größe und Sorte der Äpfel) im Backofen backen. Optional geht natürlich auch das klassische Lagerfeuer.  :)
Derweil die Fichtentriebe abwaschen und die Nadeln von den Zweigen zupfen. Dann die Nadeln mit dem Wasser 30 min auskochen und abseihen. Das Fichtenwasser mit Zitronensaft versetzten und den Gelierzucker zufügen.  Noch einmal 4 Minuten kochen. Noch warm mit den Bratäpfeln servieren.
Wer möchte kann die Soße auch heiß in Flaschen füllen und zukochen. So hält sie sich mehrerer Wochen im Kühlschrank. Bei Bedarf einfach leicht erwärmen.




Bratapfel to Go

Für die Mitnehm- oder Geschenkvariante nehmt ihr ein breites Schraubglas in das eurer Apfel hineinpasst. Den Apfel füllt ihr wie gehabt mit einer Füllung eurer Wahl und gießt etwas Fichten-Soße drüber. Für die Einkoch-Version darf die Soße etwas dicker eingekocht sein, denn der austretenden Bratapfelsaft verdünnt sie! Zugeschraubt kommt das Glas mit dem Apfel in eine feuerfestes Schale mit Wasser und wird für 20-30 min bei 200 Grad eingekocht.  Nicht erschrecken! Gelegentlich kommt es vor, dass die Apfelschale mit einen lauten Knall im Ofen aufplatzt. Bei uns gab es ordentlich Aufruhr, weil es klang als wäre ein Rohr geplatzt oder eine Glühbirne explodiert, bis wir den Apfel im Ofen gesehen haben.

"Bratapfel to-go" eignet sich fürs Mitnehmen ins Büro oder als Mitbringsel. Ein so eingekochter
Apfel hält sich mit Fichtensoße mindestens eine Woche. Allerdings fällt er beim
Abkühlen zusammen. Dem Geschmack macht das aber nichts und anwärmen lässt er sich auch.

Der Bratapfel mit Fichtensoße hält sich mindestens 1 Woche. Eignet sich also auch als kleines Geschenk oder als besonderes Dessert für die Adventfeier im Büro.
Ich freue mich natürlich wenn ihr dazu mein Büchlein "Schatz ich hab den Weihnachtsbaum aufgegessen!"  mitverschenkt :-).


Den Tannenbaum einfach zu Dessertsoße verkochen? Na klar! Schmeckt würzig herb und passt
wunderbar zu Bratapfel mit Studentenfutter gefüllt.

Bei Nadelgehölzen gibt es einiges zu beachten! Von Pflanzenschutz bis tötdlich giftig!

  1. Verwendet Nadeln nur, wenn ihr 100% sicher seid, das ihr KEINE EIBE verwendet! Die wäre in diesen Rezept verwendet bereits TÖDLICH GIFTIG! Der ungefährlichste Weg:  Kauft  zu Weihnachten eine biologische, ungespritze Nordmanntanne, die ist ungiftig. Jeder einigermaßen botanisch fitte Tannenbäumverkäufer weiß eine Eibe von den anderen Bäumen zu unterscheiden. Darüber hinaus habe ich Eibe bisher auch noch auf keinen Weihnachtsbaumverkauf gefunden, eher schon bei den Selbstfällern entdeckt.
  2. Ich übernehme keinerlei Gewähr für die von Euch in meinen Rezepten verwendeten Zutaten und  Pflanzen und gehe bei allen meinen Rezepten davon aus, dass ihr die Pflanzen sicher bestimmt könnt und auch wisst, ob ihr gegen einzelne Bestandteile allergisch seid. Als Hinweis hier: Bei Tanne und anderen Coniferen können manche Allergiker auf Terpene reagieren! 
  3. Nadelgehölz darf man nicht in jedem Wald  abschneiden. Coniferen-Gewächse erholten sich langsamer von der "botanischen Wilderei" als Laubbäume.  Mancherorts ist das Abpflücken von Tannen- und Fichten-Zweigen eine Straftat und ihr riskiert eine saftige Geldstrafe, wenn ihr erwischt werdet. Mein Tipp für alle die auf ihren Weihnachtsbaum nicht warten können: Schaut euch in den Vorgärten um. Dort stehen oft übergroße Exemplare, die der Eigentümer ohnehin irgendwann zurückschneiden muss. Klingelt da  und fragt ob ihr ein Büschel Zeige bekommen könnte. Bei der Gelegenheit könnt ihr auch gleich fragen, ob der Baum gespritzt wurde. Die beste Option ist aber bis Weihnachten zu warten, dann eine Bio-Tanne zu kaufen und diese zu Dessertsoße weiter zu verarbeiten. Und Vorfreude gehört zu Weihnachten, wie diese Fichtensoße zum Bratapfel.
Bratapfel mit Fichtensoße auch in der eingekochten "to go"-Bratapfel-Variante.
In der Flaschen eingekochte Fichtensoße dient mir für den ultimativen
Geschmacksvergleich im Dezember, wenn mein Tannenbaum zur Dessert-Soße wird.

Freitag, 13. November 2015

So schreibt man mit Kinder ein Buch ohne Geld oder die andere Art einen Weihnachstbaum zu recyceln

Hintergrundgeschichte zum Büchlein "Schatz, ich hab den Weihnachtsbaum aufgegessen"

Ein kleines Büchlein nicht größer als eine Weihnachtskarte und doch mit so viel Mehrwert.
Wie verwertet man einen Bio-Tannenbaum nach Weihnachten? Z.B. in der Küche.
Heute ein wenig was zu Lesen, mit Einblick in die Welt des Bücherschreibens. Vielleicht überlegt sich ja der eine oder andere auch, ein Buch zu schreiben und weiß nicht so recht wie. Einfach anfangen! Deswegen: Gönnt mir ein wenig Werbung in eigener Sache, der Internetauftritt hier kostet jede Menge Zeit und gelegentlich auch Frustration. Im letzte Jahr habe ich deshalb quasi als Ausgleich mit meinen Kindern ein kleines Projekt gestartet, über das ich euch heute ein wenig berichten will: Unser Weihnachtsbaum-Buch. Das das kein Ausgleich war, sondern eine Herausforderung anderer Natur, werdet ihr gleich erfahren.
Vorneweg: Es ist kein "perfekt gestyltes Buch", es ist wie dieser Blog  experimenteller Natur, aber bis auf den Druck, das Binden und Eintüten ist doch alles selbstgemacht, von der Idee bis zum druckfertigen PDF stecken - da  stecken 100%  meine Kinder und meine Wenigkeit dahinter. Und darauf sind wir ein bisschen stolz.

Ein selbstgemachtes Buchprojekt mit meinen Kindern

Das war ein Abenteuer!
Wir schreiben ein Buch inkl. allem.
Um den Kindern zu zeigen, wie man von einer Idee bis zur Printausgabe kommt, haben wir uns gegen einen großen Verlag entschieden, der unsere kleines Projekt gewiss bis zur Unkenntlichkeit "verstümmel" hätte. Ganz klar hätte der Verlag das Büchlein schöner, besser, stylischer und sonstwas machen können, aber darum ging es nicht. Es war ein Buch, das meine Kinder mitgestaltet haben und beim Druck sollte es genauso rauskommen, wie sie es sich vorgestellt haben. So sind wir bei BoD hängen geblieben. Ein ökologischer Vorteil: Wir wollten nicht, dass 1.000 Stück gedruckt werden und dann irgendwann auf der Müllverbrennung landen. Gedruckt wird nur auf Nachfrage, was die Lieferzeiten von 1-2 Wochen bedingt. BoD ist eine deutsche Plattform, anders als Amazon Space. Auch das war mir wichtig, damit die Kinder mitlesen können.


Von der Idee bis zum PDF - Jeder kann mit Freeware ein Buch schreiben

Das unser "Opfer" der Weihnachtsbaum sein würde, war schon lange klar. So war es ziemlich aufregend, all die Ideen zusammen zu tragen, auszuprobieren und aufzuschreiben. Nur mit welcher Software? Freeware war das Mittel zur Wahl, denn wir können leider nicht so viel vorfinanzieren.  Außerdem: Ja! Jeder kann ein Buch schreiben. Doch es gibt aber Hürden zu meistern. Immer weiter lesen! Am meisten haben wir mit Formatierungen (das Büchlein entstand mit der Freeware Open Office) und unseren eigenen Tippfehlern gekämpft. Nach dem 50sten Mal durchlesen immer noch einen Fehler zu finden, ist hochgradig frustierend, aber es hat sich gelohnt. Das Cover hat uns die Freeware Gimp ermöglicht, die meinen kleinen Laptop dann aber doch ganz schön an den Rand seiner Leistung gebracht hat. Man hätte das Cover besser machen können...man hätte alles besser machen können. Aber dann hätten es die Kinder nicht mehr wiedererkannt.

Ein Buch braucht Mut zu Entscheidungen und jede Menge Nerven

Lektorat, Satz, Grafik... da hätte man Personal  beauftragen können. Dafür war der Lerneffekt maximal und abgesehen davon auch das Geld nicht da. So saßen wir zusammen und haben über Schriften, Schriftgrößen und Schrifttypen diskutiert, über die Größe von Bildern und welche Gestaltung der Text haben sollte, über Auflösungen beim Einscannen. Blocksatz oder Flattersatz? Zwei Begriffe, die meine Jungs jetzt schon mal gehört haben. Wir mussten darauf achten, dass Überschriften nicht unglücklich verrutschten oder das das ganzes Format zerschossen wurde,  wenn man mal eben die Schrift von 11 auf 12 setzt, weil die Kinder entschieden, dass sich das etwas größer viel besser liest. Dann hüpften die Bilder lustig herum und die ganze Formatierungsarbeit begann wieder von vorn. Ich war froh das es nur 56 Seiten waren und habe dennoch auf jede einzelne geschimpft. Freeware-Lösungen haben so ihre Tücken.  Das war schon echt nervenaufreibend.

Kinder und Bücher

So einen Weihnachtsbaum zu zerstückeln
braucht jede Menge Handarbeit und Zeit.

Dieses Buchprojekt war schon etwas Besonderes und jeder Deutschlehrer der meine Kinder kennt weiß das: Meine beiden Jungs haben bisher so ihre Probleme mit der lieben Rechtschreibung  und der Zugang zu Büchern war eher "zäh". Mit diesem Projekt haben sie aber live erleben dürfen, wie aus dem, was sie wirklich  können (zeichen, basten, werken, kreativ sein), ein Buch wird und wie das, was sie tun, für alle Ewigkeiten festgehalten wird. Seither ist der Gang in eine Buchhandlung immer auch mit ein wenig freudiger Aufregung verbunden: "Mama, kann es sein, dass da jemand unser Buch bestellt?" "Na klar! :)"
Übrigens: Die Hälfte der bescheidenen 14% die pro Buch als Marge an den Autor gehen, fließen ins Taschengeld meiner Kinder. Dafür haben sie zum Jahresbeginn viele Stunden gewerkelt und mit mir all die Dinge  ausprobiert, die im Büchlein zu finden sind. Welche Kinder warten ein Jahr auf ihren Lohn?


Mit weniger Perfektionismus zur perfekten Weihnachtskarte

Ich hab viel gelernt, auch über unsere Gesellschaft. Selbstvermarktung ist ein echtes Abenteuer, aber dass wir mit so einen kleinen Buch "reich" werden, haben wir auch nicht wirklich erwartet. Was wir gewonnen haben: Respekt vor Bäumen und Büchern, Freude am eigenen Können und wir schmunzeln seither, wenn wir Tannenbäume sehen.
Ein riesiger Dank geht an meine Mutter, die über viele Wochen hinweg Tannenbaumhändler angerufen hat. Leider nicht immer mit dem gewünschten Erfolg, denn viele waren im ersten Moment begeistert von der Idee, im zweiten Moment hat das Buch aber wohl doch nicht ihrem Geschmack entsprochen: Keine Farbbilder, selbstgemalte Zeichnungen...ja, es ist kein "Hochglanz-Buch", das von einem  Verlagen aufgestyled wurde und dann für teuer Geld auf den Markt kommt. Dafür steckt der Geist der Weihnacht  höchstpersönlich in diesem Büchlein und es lässt sich prima statt einer Weihnachtskarte verschenken, die mit 2 Euro viel weniger "Inhalt" bieten. Hier gibt es für 4 Euro auf 56 Seiten Ideen und Wissen zum Weihnachtsbaum, der doch ohnehin weggeworfen wird. Das Büchlein ist, wie es ist: ehrlich, einfach, schlicht und nicht perfekt, aber bietet viel Spaß.

Ein Projekt mit Zukunft

Es sah nicht immer lecker aus, was da so brodelte. Die
Tannennadeln bieten wirklich keinen schönen Anblick nach
dem Auskochen. Unbedingt einen alten Topf verwenden!
Das Harz am Topfrand lässt sich mit Öl recht gut beseitigen.
Wir hatten viel Freude mit unserem Büchlein und freuen uns aufs nächste Jahr, denn gewiss werden wir an unserem Projekt weiter feilen. Oder wie kommentierte es mein Großer? "Mama, diese Jahr brauchen wir zwei Weihnachtsbäume. Einen zum Essen und einen zum Dekorieren." Na jedenfalls werden wir beim diesjährigen Tannenbaum nicht nur nach der Schönheit gucken, sondern auch nach dem Geschmack. Einige  neue Ideen haben wir schon. Vielleicht wählen wir dann auch den Weg über einen "richtigen Verlag", doch dann wird das Buch sicher 19,90 Euro kosten und viele Farbbilder haben und doppelt so dick sein. Mehr Papier, mehr unökologische Farbe, teurer, und vom Inhalt ähnlich.  Zersägt ihr euren Weihnachtsbaum denn lieber, wenn ihr auch noch das 4fache für ein Buch ausgegeben hättet, das nach Weihnachten nur die Regale füllt? Wichtig ist nicht das Buch, sondern der Weihnachtsbaum! Wichtig ist eigentlich noch nicht mal der Baum, sondern die Zeit, mit denen die man liebt.

Freude an den einfachen Dingen

Eine Tasse Tee vom Weihnachtsbaum? Wieso nicht!
Weihnachten, das Fest der Liebe. In der heutigen Zeit zeigt man Liebe leider häufig durch Konsum. Größer, teurer, perfekter. Und was schenkt man morgen?
Ich erinnere mich an ein Faun-Konzert in dem Oliver Pade sagte: "Schenkt euren Liebe doch Zeit, denn die ist das kostbarste überhaupt. Geht mit ihnen eine Stunde im Wald spazieren und erfreut euch  am Lachen und den Erzählungen eurer Verwandten und Freunde." Wie wahr. Natürlich hat er danach gesagt, "und wenn ihr doch was schenken wollt, so kauft unsere Luna-CD*". Aber das hat er sehr sympathisch gemacht, das ich hier ein wenig Werbung machen muss. Kann ich mich da anschließen? Der Satz hätte von mir sein können:  Schenkt euren Lieben eine Stunde Zeit. Bringt euren biologischen Weihnachtsbaum mit und bastelt gemeinsam Knöpfe, kocht Sirup aus dem Baum oder macht Tannensalz. Macht gemeinsam etwas Verrücktes und lacht zusammen. Das wird allen ein Leben lang in Erinnerung bleiben. Das ist das, was mit Zeit schenken gemeint ist. Schenkt ihnen unvergessliche, einzigartige Augenblicke - dafür braucht es so wenig. Manchmal nur einen ausgedienten Tannenbaum. Anleitungen gesucht? Ich kenn da so ein Büchlein... :)

Wertschätzung und Respekt

Natürlich stehe ich nach Weihnachten jedes Jahr vor meinen Tannenbaum und bin traurig, dass so eine Baum zehn Jahre gewachsen ist und dann  für zwei Wochen gefällt wird. Wertschätzung und Respekt vor der Natur war es, das mich antrieb den Baum nicht achtlos aus dem Fenster zu werfen, wie es ein schwedischer Möbelhersteller in seiner Werbung immer zeigt. Albert Schweizer würde sich im Grabe umdrehen, dann das hat nichts mit  "Ehrfurcht vor dem Leben"  zu tun. Es ist bzw. war Weihnachten. Zeit der Wertschätzung. Wie oft sitzt jeder vor uns andächtig am Heilig Abend vor dem Baum, weil es der Kalender vorgibt. Und am 7.1. gibt der Kalender vor diese Achtsamkeit wieder abzulegen? Dann haben wir es nicht verstanden! Sich all die Jahre bedächtig durch und mit der Natur zu  bewegen, schärft die Sinne für Achtsamkeit und weniger Konsum. Ein Tannenbaum ist ein Stück Natur. 20 Millionen Tannenbäume werden jedes Jahr allein in Deutschland verkauft. Wo wachsen die? Welche Fläche natürlich bunten Mischwald vernichten wir, nur wegen dieser zwei Wochen?  Was gelangt an Spritzmitteln ins Grundwasser nur wegen dieser zwei Wochen Weihnachtszeit?
Wenn schon ein Weihnachtsbaum, dann biologisch, wenn schon ein ganzer Baum, dann diesen wertschätzen und nicht blind konsumieren. Was ich mir zu Weihnachten wünsche: Einen biologischen Tannenbaum und Zeit mit meinen Lieben. Es braucht so wenig um glücklich zu sein.

Wir freuen uns auf unsere nächste Bio-
Tanne und die Zeit nach Weihnachten.
Wer das Büchlein "Schatz, ich hab den Weihnachtsbaum gegessen"Schatz, ich hab den Weihnachtsbaum aufgegessen"*" nun verschenken möchte, kann es bei der Autorenwelt bestellen. Hier erhalten die Autoren noch mal ein paar Cent mehr pro Verkauf. Auch damit werden wir nicht reich, aber wer weird das schon mit Buchverkauf? Wusstest Du, dass es nur rund 100 deutsch Autoren gibt, die vom Buchverkauf leben können? Das nur 5% aller Autoren hauptberuflich vom Schreiben leben?  Und Unkraut-Blogger, werden vom Gierschsamenverkauf leider auch keine Millionäre...noch nicht mal Zehneuronäre :).

Euch allen eine frohe und besinnliche Vor-Weihnachtszeit!

In diesem Sinne danke ich allen Bestellern, die abseits den Mainstreams einen kleinen Projekt eine große Chance geben. Ganz besonders bedake ich mich bei meinen Großbestellern:




Dienstag, 10. November 2015

Tee mit Brennnesseln, Minze und Orange

Jetzt tue ich es doch: Teetrinken. Als Kaffeetante und Gelegenheits-Schwarztee-Trinkerin müssen Kräutertees schon wirklich locker daher kommen, damit ich freiwillig zur Teekanne greife. Klar habe auch ich meine Büschel und Döschen angefüllt mit Kräutern aller Art für diverse "Zipperlein" im Schrank, aber einen richtigen Zugang zu Tee hatte ich bisher nur über meinen Schwarztee aus Brombeerblättern und Co., der mir als Basis für alle möglichen Variationen diente.

Brennnessel entwässert, Minze macht einen klaren Kopf und Orangenöl wirkt belebend.
Diese Teemischung ist eindeutig ein Morgens- und Mittags-Tee!

Ein Rezept lag bei mir deswegen viel zu lange in der Schublade. Ich hatte es vor Urzeiten mal aus Schweden mitgebacht. Doch nun war es fällig! Keine Ausreden mehr, denn alle Zutaten waren vorrätig: die ersten Bio-Orangen, meine Minze aus dem Garten und - nun ja - Brennnesseln zu finden bereitet nun wirklich keine Schwierigkeiten. Alles da für einen Versuch, der sich wirklich gelohnt hat!

Haustee  mit Brennnessel, Minze und Orangenschale

Das 200 ml Glas war in ein paar Tagen leer.
  • 1 Teil getrockente Brennnesselblätter
  • 1 Teil getrocknete (Pfeffer-)Minzblätter
  • 1 Teil getrocknete, zestrierte (abgehobelte) Bio-Orangenschale

Alles gut mischen. Ziehzeit 5 min.

Der Geschmackstest

Da müssen meine Männer herhalten. Meine Jungs schlürfen den  Tee mit einen TL Zucker pro Tasse. Kommentar: "Mama, schmeckt wie Honigtee". Freiwillig nachgefüllt: 3 Mal. Ich denke der Geschmackstest gilt eindeutig als bestanden. Hiermit wird die Teemischung offiziell in den Stand eines Unkrautgourmet-Tees erhoben.

Tipps zur Orangenschale

Nur Bio-Orange verwenden! Vor dem Abschälen solltet ihr die Orangen mit heißem Wasser übergießen, um den Wachsfilm anschließend leicht abreiben zu können. So habt ihr das volle Aroma!
Bio-Orangen sind fantastisch für die bevorstehende Weihnachtsbäckerei und die Schale viel zu schade zum Wegwerfen. Ich schäle die Schale fein mit einen Gemüseschäler runter, bevor ich die Orangen essen. Ohne die weiße Faserschicht nutze ich die dann getrocknete Schale für Tee wie diesen oder zu Pulver gemahlen als  Orangenaroma.  Dünn geschälte Schale trocknet meist von selbst an der Luft oder eben in der Restwärme des Ofens. Doch man kann auch ganz einfach Orangeat selbst herstellen und das schmeckt 100 Mal orangiger besser als das gekaufte! Wie? Zeig ich euch. Mal nichts mit Unkraut, eher mit "Abfall". :)

Wie man Orangeat und Zitronat leicht selbst herstellt

Noch ein Mitbringsel oder gleich für die Weihnachtsbäckerrei zubereiten:
selbst gemachtes Orangeat

Mit einen gröberen Gemüseschäler oder dem Messer, wird die Orangenschale heruntergeschnitten und die weiße Faserschicht weitestgehend entfernt. Bei mir darf die für Orangeat noch etwa 2 mm dick dranbleiben.  Dann wird die Schale in so kleine Stücke geschnitten, wie ihr das Orangeat später haben wollt. Anschließend werden die Orangenschalen-Stückchen 2-3 Mal kurz in jeweils neuem Wasser aufgekocht, um die Bitterstoffe aus der Faserschicht zu ziehen. Nun werden die Stückchen gewogen und mit der selben Menge Zucker in 100-150 ml Wasser bei kleiner Hitze eingekocht. Immer wieder umrühren, damit nichts anbrennt. Wenn man kleine Stückchen hatte und das Wasser vollständig verkocht ist, ist das Orangeat nach dem Auskühlen bereits hart und trocken. Wenn nicht, noch etwas in der Restwärme des Ofens nachtrocknen lassen. Selbes kann man mit Zitronenschale machen. Das wars. Sehr einfach, oder nicht?
In Zuckerwasser eingekocht wird aus dem Abfallprodukt "Orangenschale" eine
weihnachtliche Backzutat: Orangeat.

Die weiße Faserschicht bei Zitrusfrüchten - kleiner Ausflug in die Botanik und die Pflanzenheilkunde

Wer schon mal an der weißen Schicht einer Zitronen- oder Grapefruiteschale gerieben hat, der wird wissen, dass die sich sehr glatt, ja seifig oder fast schon schmierig anfühlt. Und ihr habt recht. Das seifige Gefühl wird durch die in dieser Schicht enthaltenen Saponine verursacht....Ahhh! Aufmerksame Blogleser werden nun sagen: "He! Saponine sind doch auch im Seifenkraut und in Roßkastanien enthalten." Gut aufgepasst! Und diese Saponine sorgen auch dafür, dass weder Seifenkraut noch Roßkastanie (ohne Vorbehandlung) wirklich lecker schmecken und eher zum Waschen taugen, denn als Zutat für die Unkrautgourmetküche. Unter anderem machen auch die Saponine die weiße Faserschicht von Zitusfrüchte so gruselig bitter.  Wirklich überraschen tut das den Botaniker nicht: Orangen und Co. gehören in die Ordnung der Seifenbaumartigen (lat. Sapindales) - gleicher Ordnung gehört im Übrigen auch die Waschnuss an! Und da weder die ätherischen Öle enthalten orange-farbene Außenschicht, noch der saftige Inhalt der Orange seifig stecken, müssen die Saponine doch irgendwo drin stecken! Eben dort: In der weißen Faserschicht.  Seifenbaumartige - der Name ist Programm.
( Memo an mich: Versuch aus der weißen Schicht eine Seifenlauge zu gewinnen und blogge darüber:)...ja so kommen einen die Ideen. )
Je  mehr ihr also von der weißen Faserschicht  abschneidet, desto mehr kommt der eigentliche Orangen- oder Zitronengeschmack durch und desto weniger "seifig" und bitter wird das Endergebnis. Gerade Tee profitiert im Geschmack, wenn ihr die weiße Schicht möglichst gründlich entfernt. Im Smoothie hingegen sollte ein wenig der weißen Faserschicht immer mit im Mixer landen, wenn ihr schon Zitrusfrüchte verwendet. Auch beim pur Essen darf davon etwas dran bleiben (meine Kinder hassen es - was aber darauf hindeutet, das sie deren Wirkung nicht benötigen!): die Saponine wirken entzündungshemmend, harntreibend, hormonstimulierend und schleimlösend und binden sogar Cholesterin. Klingt also nach einer Zutat wie für Erwachsene gemacht, weshalb Kinder die weiße Schicht abknubbeln dürfen sollten, wenn sie sie nicht mögen. Beobachtet das mal: Sitzt der Husten fest, schälen Kinder ihre Orangen meist viel großzügiger und mehr weiße Fetzten werden bereitwilliger mitgegessen! Man könnte nun sagen erkältete Kinder sind schlapp und müde und pellen die Orange deswegen nicht so pingelig wie sonst, aber da sieht man wieder, wie die Natur das alles selbst reguliert. Ein wenig mehr schleimlösendes Saponin mit dem abwehrkräftigendem Vitamin C und schwupps ist das Kind wieder gesund. Absolut spannendes Thema!
Wie überall: Alles in Maßen, denn die Dosis macht das Gift. In Roßkastanie und Seifenkraut sind einfach schon zu viel Saponine enthalten, so dass wir eine natürliche Abneigung dagegen haben, freiwillig in eine rohe Roßkastanie zu beißen.
Hübsches Mitbringsel für Teeliebebhaber:
in ein Schraubglas gefüllt wird diese selbst hergestellte Teemischung sicher nicht alt.

War heute mal weniger Unkraut-Wissen, ich hoffe es hat euch dennoch ein wenig gefallen.

Montag, 9. November 2015

"Food Porn" mit Eichelwurst

Ein Beitrag mit permanentem Augenzwinkern, denn manche Themen fordern es gradezu heraus. Kennt Ihr "Food Porn"? Vor ein paar Tagen hörte ich einen Radiobeitrag mit einen Psychologen über das Thema. Es geht um das Phänomen, dass immer mehr Menschen ihr Essen fotografieren und es über Social Media Kanäle und Blogs  veröffentlich. Interessant! Ich zähle mich auch dazu - irgendwie. Ich musste dennoch sehr staunen, als der Psychologe als Quintessenz zusammenfasste, dass es sich bei "Food Porn" um Exibitionismus sinnlicher Erlebnisse (Essen) und der eigenen Egozentrik  (seht her was ich kann) handelt. So, so... so gesehen ist dieser Blog ein zur Schau stellen meiner experimentellen Sinnlichkeit gepaar mit meiner Egozentrik? Das lässt ja tief blicken. Und dann muss ich auch gleich lachen, kommen einem doch bei bestimmte Begriffen ganz bestimmte Assoziationen in den Kopf. Und der "Food Porn" ließ mich unweigerlich an meine Eichelwurst denken. Wieso nur? :)

Trotz gewagtem Namen (da kann die Eichel ja nun nichts dafür) ein vegetarischer Aufstrich! Wer
statt Milch Sojamilch verwendet macht das Ganze dann auch noch vegan.

 

Eichelwurst mit Kartoffeln

Zutaten für ein echtes Food Porn-Rezept: Eichelwurst.
 Zutaten:
  • 400 ml Milch 
  • 100 g Eichelmehl
  • 1 kleine Zwiebel
  • 1 rohe Kartoffel
  • 1-2 TL 
  • 1 TL frisch gemahlener Pfeffer 
  • 1-2 TL Majoran
  • 1/2  TL Rosmarin
  • 200 g Weißbrot




Zubereitung:
Die Milch mit dem Eichelmehl 10 min einkochen. Die Kartoffel hineinreiben und die Eichelmilch abbinden (alternativ kann auch Kartoffelstärke verwendent werden). Mit den Gewürzen gut abschmecken. Das Brot in Würfel schneiden und unter die Masse heben, in  ein Schreibglas füllen und erkalten lassen.


Was man besser oder anders machen kann?

Der Aufstrich härtet nach! Deswegen kann die
Kartoffel-/Stärkemehlmenge etwas reduziert werden.
  • Sapallot, da ist sie wieder, die Krux mit dem Eichelmehl. Dieses Mal blieb das Eichelmehl hell. Ich hätte es gern dunkler gehabt, damit die Brotstückchen in der "Wurst" besser zu sehen sind. Das nächste mal wird das Mehl vorher kurz (!) geröstet.
  • Ich hatte 2 Kartoffel verwendet. Dadurch wird die ganze Masse sehr fest. Eine Kartoffel reicht völlig, wenn nicht sogar eine halbe, je nach Göße. Wer mit Kartoffelstärke arbeitet, sollte erst mal 1 TL verwenden, evtl dann einen zweiten nachschieben.
  • Variieren lässt sich der Aufstrich wunderbar, da er ohne Gewürzte und nur mit Salz und Pfeffer recht neutral schmeckt.  Da ich ein Rosmarin-Fan bin (oh ja, ich liebe Kräuter, auch die "normalen" Küchenkräuter :)), hab ich die angegebenen Menge auf 1 TL erhöht. Ich könnte mir auch Thymian oder diverse andere Kräuter vorstellen und auch mit kleingeschnittenen Nüssen oder Steinpilzen ist der Aufstrich gewiss ein Genuss. Evtl. noch etwas Nachsalzen!
  • Das Brot kann man auch weglassen. Es macht den Aufstrich allerdings ein wenige "luftiger" und nicht so schwer.
  • Statt Milch kann man auch nur Wasser verwenden, allerdings wirkt der ganze Austrich dann weniger appetitlich und ihm fehlt die Cremigkeit.

* Alles Food Porn, oder was?

Immer diese Begrifflichkeiten. Unter "Food Porn" würde eigentlich jedes Kochbuch fallen. Allerdings bin ich bei meiner Recherche auf ein wenig Inkonsistenz gestoßen, was diesen Begriff betrifft. So definieren die einen Food Porn ganz allgemein als das Fotografieren und Veröffentlichen von Essen (und dann fällt da wirklich auch ein normales Kochbuch drunter),  andere definieren "Food Porn" ausschließlich als das Fotografieren und Veröffentlichen von Essen, das man vor dem Foto noch nicht probiert hat, also der Super-Burger im Fastfood-Restaurant und der 5-Sterne-Dessert in einem Nobelrestaurant, das man mit dem Handy mal eben ablichtet und dann aller Welt in Facebook unter die Nase reibt, nach dem Motto: Schaut her, ich kann es mir leisten.
Ob experimentielles Food Bloggen auch unter diesen Begriff fallen würde (immerhin blogge ich auch über diverse Niederlagen : Schaut her was ich nicht geschafft habe :)), weiß ich nicht. Ist mir auch ehrlich eichel-wurscht :). Ich denke es gibt wichtigere Probleme in unserer Gesellschaft, als die freudschen Theorien hinter dem Foodbloggen zu beleuchten. Meine Ambition hier ist, Euch zu zeigen, dass die heutige Natur nach wie vor Zutaten für unser täglich Brot bietet.
Was haben Food Porn und Eichelwurst gemeinsam?
Eines ist allerdings echt wichtig: Vorsicht bei Fotografieren von fremden Tellern! Auch das Anrichten der Speisen unterliegt dem Urheberschutz! Wer also nicht sein eigenes Essen fotografiert, sondern im Restaurant drauf los knippst und das Essen dann bei Facebook und Co. online stellt (oder in seinen Blog), der riskiert eine saftige Geldstrafe, denn eigentlich hätte er oder sie sich  vom Koch dafür die Erlaubnis geben lassen müssen - und das am besten schriftlich.
Wer mal eines meiner bescheidenen  Bilder  veröffentlichen möchte, kann mich gerne anschrieben.

Donnerstag, 5. November 2015

Gelbe Beete-Aufstrich mit Gundermann

Ein erdiger-veganer Detox-Aufstrich mit toller Knolle und Bodendecker

Eines der hartnäckigsten Wildkräuter und deshalb auch bis in den Winter hinein zu finden: der Gundermann. Stellenweise färbt er die Wiesen grüner, als Gras. Gundermann oder Gundelrebe ist nicht nur ein toller Bodendecker, sondern auch ein wirklich dankbares Küchenkraut.
Gelbe Beete und Gundermann sind ein erstklassiges Duo, wie hier in einen leckeren Brotaufstrich.
Das Aroma der grünen Pracht ist nicht jedermanns Geschmack, weshalb es erst mal sparsam verwendet werden sollte. Doch wer rote Beete mag, der mag auch Gundermann. Beide schmecken recht erdig, bisweilen harzig und passen deswegen geschmacklich auch zusammenpassen.  Das Rezept lässt sich auch farblich interessant mit roter Beete zubereiten, aber damit kann ich meine Mini-Männer jagen: "Pink? Das ist was für Mädchen?! Bäh!". Ok, wie wäre es mit "coolem Gelb"?  Auf dem Wochenmarkt findet man sie hin und wieder: die gelbe Beete. Das schöne ist, das man sie auch ohne Handschuhe schälen kann und sie färbt nicht so penetrant wie ihre rote Schwester.

Von Detox-Pflanzen, Hexen und Malern

Und der Gundermann? Früher haben ihn Maler prophylaktisch gegessen, weil Gundermann diesem Berufsstand half, mit dem Blei, das aus den Farben in den Körper gelangt ist, besser zurecht zu kommen. Gundermann ist neudeutsch eine "Detox-Pflanzen". Klingt total hip. Doch neu ist das Wissen nicht. Viele Hexen sind wegen ihres Wissen um die entgiftenden Wirkung des Gundermanns schon verbrannt worden.  Die Pflanze leitet also Schadstoffe aus dem Körper.  Warum bis zu Frühling warten, um sich was Gutes zu tun?   Und weil auch das irgendwie grade Trend ist: ja, das ist ein veganes Rezept. Völlig unbeabsichtigt vegan - vorausgesetzt ich habe alle Käfer gefunden ;)


Zutaten für den Gelbe-Beete-Gundermann-Aufstrich

Gelbe Beete? Das Rezept funktioniert auch mit roter Beete, die Farbe ist dann viel spektakulärer,
aber unter Umständen hat das den gegenteiligen Effekt bei den liebe Kleinen: "Pink? Ess ich nicht."
Gelb geht aber immer.
  • 3 gelbe Beete Knollen, frisch
  • 1 Zwiebel
  • 60 g Sonnenblumenöl
  • 80 g Sonnenblumenkerne, geschält
  • 1 TL Salz
  • 20 Blätter Gundermann

Aufstrich einfach zubereitet

Die Beete und die Zwiebel schälen und nicht zerteilen. Die gelbe Beete im Ofen backen (siehe Tipp unten) bis sie sich mit einer Gabel einstechen lässt. Das dauert 45-60 min. Nach 30 min Backzeit die Zwiebel zufügen und die letzte viertel Stunde mitbacken. Wer möchte kann in den letzten 5 min auch die Sonnenblumenkerne mitrösten, aber des geht auch ohne.
Die Gundermannblätter waschen und sehr fein schneiden. Dann das Gemüse grob zerteilen und in einen hohen Becher mit den übrigen Zutaten füllen, mit Ausnahme des Gundermanns! Mit dem Pürierstab alles fein pürieren. Ist die Konsistenz zu dick, noch etwas Öl nachgießen. Jetzt den Gundermann hinzu geben und noch einmal kurz anpürieren.
Lecker Häppchen: Gelbe Beete-Aufstrich mit Gundermann veredelt.

Tipp für den Aufstrich

Macht den Aufstrich zu einer Zeit, wo ihr ohnehin den Ofen an habt. Er muss irgendwo zwischen 175 und 200°C liegen, dann passt das schon.  Wegen drei Knollen den Ofen anzuwerfen ist unsinnig, die passen auch auf die unterste Schiene oder an den Rand des Bleches und färben, anders als rote Beere, auch nichts ein.
Im Kühlschrank hält sich der Aufstrich etwa 2 Wochen. Vielleicht auch länger...
ich kann das kaum beurteilen, denn bei uns ist er ohnehin viel schneller aufgegessen.

Bevor die Reste schlecht werden: áuch zum Dippen

Manchmal treiben sich die letzten Reste etwas zu lange  im Kühlschrank herum. Was dann? Wenn er nach einer Woche noch immer nicht afgegessen ist, hilft Öl und Chilipulver. Fügt dem Aufstrich einfach noch ein  wenig Sonnenblumenöl hinzu, grade soviel, dass sich eine cremige Konsistenz ergibt. (Ich selbst werde das beim Nächsten mal mit Frischkäse oder Creme fraiche ausprobieren), denn noch etwas Chilipulver oder scharfes Rosenpaprika-Pulver, je nach Geschmack, und beim nächsten Filmabend noch ein paar Kräcker oder Gemüsestifte dazu reichen. Und schwupps ist der letzte Rest Gelbe-Beete-Aufstrich verschwunden.

Dienstag, 3. November 2015

Eichel-Biscotti und die Krux mit wilden Zutaten

Von den Problemen Biscotti heimisch zu machen

Kennt Ihr das auch? Bei all den hochgestylten Food-Blogs, die jeden Tag mit Top-Beiträgen und super schönen Bildern aufwarten, habe ich oft das Gefühl, dass entweder ganze Hundertscharen dort kochen, nur Profiköche und 1A-Fotografen am Werk sind und vor allem: das niemals etwas schief geht.  Also bei mir geht häufig eine ganze Menge schief. ARGH!  Experimentalküche ist ein risikobehaftetes Hobby, aber immer wieder spannend.

Italienisches Gebäck eingedeutscht: Biscotti mit Eichelmehl.
Da ich weder Profikoch noch Top-Fotograf bin, aber eben Botaniker, laden bei mir Sachen im Topf, die von anderen verschmäht werden. Schöne Bilder gelingen zufällig, Top-Rezepte leider auch, dafür essen bei mir die härtesten Kritiker mit, die es gibt: Kinder. Und gleich zwei davon :).
Um all die Unkraut-Köche ein wenig zum Schmunzeln zu bringen und Euch zu inspirieren selbst einmal drauf los zu kochen (ich wollte schon "ins Gras beißen" schreiben),  heute eine Geschichte aus der Rubrik: "Ach du Schande! Das sieht nicht gut aus"...und schmeckt trotzdem.

Biscotti mit Eichelmehl

Mein Herz schlägt für die italienische Küche. Klar versuche ich mich daran das eine oder andere Rezept "einzudeutschen", aktuell mit Eichelmehl. Dieses Jahr hatte ich 2 kg Eichelmehl zur Verfügung, die Hälfte fließt in  "Altbewährtes" (so durfte ich neben Eichelkaffee und Co. noch 2 Bleche Oakenshilds nachbacken - meine Jungs haben sie regelrecht eingeatmet). Die anderen Hälfte bliebt für neue Rezepte übrig. Ein Freund vom "Horten und Hamstern" bin ich nicht. Jede Zeit hat ihre Früchte und wenn die vorbei ist, ist sie eben vorbei. Also hieß es einteilen und ich wagte mich vorsichtig mit  einer kleinen Menge Eichelmehl an Biscotti heran.

Zutaten für Eichel-Biscotti

  • 60 g Eichelmehl
  • 60 g gemahlenen Nüsse (Haselnüsse, Mandeln...)
  • 4 EL Honig
  • Mark einer Vanilleschote 
  • 60 g ganze Mandeln
  • 1 TL Backpulver
  • 1 EL gemahlener Leinsamen
  • 2 EL Rosinen (optional, meine Kinder bestehen drauf)

Mit Eichelmehl schnell gemacht

Alles gut miteinander vermischen, am besten die trockenen, feinen Zutaten zuerst, dann den Honig zufügen und zum Schluss die ganzen Mandel und Rosinen unterkneten. Die Masse sollte fest und nicht mehr all zu klebrig sein. Bei Bedarf noch etwas Honig oder Nussmehl untermischen, das hängt von den Eigenschaften des Honigs ab. Daraus zwei kleine Rollen formen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen.
Mein Versuch erfolgte dann bei den gängigen "Biscotti"-Ofeneinstellungen: 160°C im Umluftherd für 15 min, dann in fingerdicke Scheiben schneiden und die Scheiben noch einmal  10 min bei backen. Doch das passt für Eichelmehl nicht! Ich hätte es längst wissen müssen.

Die Eichel-Biscotti werden durch das Eichelmehl sehr schnell dunkel,
deswegen beim Backen die Temperatur nicht zu hoch schalten.

Das Eichelmehl und seine Eigenarten

Die Tücke an diesem Rezept war genau jene Experimentalzutat, bei der man nie weiß, wie sie das Rezept beeinflusst - eben das Eichelmehl. Es wird beim Backen sehr schnell dunkel, wie man auch an den Oakenshilds gesehen hat. Auch war die Konsistenz nach dem ersten Backen nicht die, die ich erwartet hatte: Die Teigstränge waren innen noch zu feucht, während sie außen schon hart und sehr dunkel waren. Parallel hatte ich eine Ladung "Normal"-Biscotti mitgebacken als Vergleich und die waren perfekt. Es muss also am Eichelmehl gelegen haben, denn ansonsten waren die Zutaten nahezu identisch. Nächstes Mal werde ich die Eichel-Biscotti bei 140° Grad backen und 20-30 min im Ofen lassen und auch der zweite Backgang wird bei niedriger Temperatur und lieber etwas länger erfolgen. Es wird also eher ein Trocknen, dann ein Backen, in der Hoffnung, dass das Eichelmehl nicht wieder schwarz wird. Die Biscotti sehen leider schnell aus wie verbrannt, schmecken aber köstlich, weshalb ich Euch dieses Rezept nicht vorenthalten wollte. Es ist aber ein schönes und typische Beispiel dafür, mit welchen Problemen so ein Wildpflanzen-Blogger im Vergleich zu "gewöhnlichen" Food-Bloggern zu kämpfen hat: Da hat man was, das schmeckt, aber sehr bescheiden aussieht. Man könnte nun mit viel Firlefanz und Nachbearbeitung dennoch ein super stylisches Foto daraus machen und ein Siegel mit "besonders wertvoll" drauf drücken, aber das finde ich dann doch wenig authentisch. Meine Biscotti sind genau so geworden, wie sie auf den Foto aussehen - schmecken aber besser.

Themen-Kaffee "Eiche"

Wie auch immer. Ein Tipp an alle Wildkräuterfans: Wer zu den Eichel-Biscotti oder Oakenshilds einen Eichelkaffee serviert, hat einen tollen thematischen Nachmittagskaffeekranz zum Thema Quercus. Ich kann dazu ganze Bände erzählen und ergieße mich regelrecht in Faszination und Leidenschaft für diese Baumgattung. Eichen sind fantastisch und gehören zu den majestätischsten Organismen, die in unseren deutschen Wälder wachsen. Jede 100-jährige Eiche bieten Lebensraum für weit über 1000 Lebewesen. Das kann so schnell kein anderer Baum behaupten.  
Falls das Rezept also jemand einmal nachbacken will, regelt bitte die Temperaturen etwas runter und teilt mir mit, wie sie geworden sind, denn mein Eichelmehl neigt sich dem Ende und den nächsten Versuch werde ich erst wieder 2016 starten können.


Sonntag, 1. November 2015

Ebereschen-Chutney

Von natürlichen Konservierungsmittel und einem kräftigen Pentant zur Preiselbeere: die Eberesche

Heute ein Rezept aus der Kategorie "Was? Das kann man auch essen?". Protagonisten sind die Beeren der Ebereschen, die der eine oder andere als Vogelbeeren kennt. Ja! Man kann sie essen, allerdings bedürfen auch sie, wie die Eicheln einer Vorbereitung. Bei Ebereschenbeeren heißt das: erhitzen oder einfrieren.

Die Beeren der Eberesche, auch Vogelbeeren genannt, sind essbar - allerdings erst nach dem Kochen.
Dann entwickeln sie ein streng herb-süßes Aroma, ähnlich der Preiselbeere,
und eignen sich vorzüglich für Chutneys.

Konservierungsmittel direkt aus der Natur

Vorneweg: Ebereschen sind reich an Vitamin C und Provitamin A. Sie enthalten außerdem Sorbose, einem Zucker, aus dem Früher Sorbit (daher der lateinische Gattungsname der Eberesche: Sorbus) gewonnen wurde, ein für Diabetiker geeigneter Zuckerersatz. Eberschen sind also nicht nur "Vogelfutter", auch wenn sie vom Federvieh liebend gern verspeißt werden.
Vogelbeeren lassen sich auch trocknen und als Tee verwenden.
Angeblich soll dieser den Magen beruhigen.
Einzig die Parasorbinsäure macht die Ebereschenbeeren schwerverdaulich. Parasorbinsäure ist eine Vorstufe zur Sorbinsäure (E200), die im übrigen in der Lebensmittelindustrie gern als Konservierungsmittel eingesetzte wird.  Zu viel Parasorbinsäure aus rohen Ebereschenbeeren führt zu Magenproblemen. Lustiger Weise wird die Parasorbinsäure beim Kochen oder Einfrieren zu genau jenem Konservierungsmittel umgebaut, das die Lebensmittelindustrie nutzt: Sorbinsäure.  Die Eberesche bringt ihr eigenes Konservierungsmittel mit. Auf die Weise halten die Beeren lange als Winterfutter für Vögel. Die Natur ist wunderbar.

Eine Augenweise im Herbst: Das  goldenen Laub und die knallorange-roten Beeren der Eberesche.
Klar lieben die Vögel die Beeren. So sieht dann leider auch jedes darunter geparkte Auto aus.


Zutaten für das Ebereschen-Chutney

Alle "festen" Zutaten für das Chutney. Die Vogelbeeren hatte
ich zuvor eingefroren gelagert.


  • 300 g Ebereschenbeeren
  • 2 Zwiebeln
  • 1-2 Tomaten (je nach Größe) 
  • 1 Paprika (rot oder gelb)
  • 200 g Essig (Rotweinessig oder Balsamico)
  • 1 EL Rosinen
  • 3/4  TL Salz
  • 1/2 TL frisch gemahlener Pfeffer 
  • 1/4 TL Zimt
  • 1 Chilischote
  • 250 g Gelierzucker 1:1
  • Evtl etwas Apfelsaft

 

Zubereitung des Chutneys mit Vogelbeeren

Kleine rote Kunstwerke: Ebereschenbeeren.
Die Beeren von den Rispen pflücken, waschen und für 24 h einfrieren.  Dadurch verlieren sie etwas an ihre Bitterkeit (das passiert auch durchs Kochen, somit ist das Einfrieren also nicht unbedingt notwendig). Gemüse möglichst klein schneiden, ebenso die Chilischote. Alle Zutaten bis auf den Gelierzucker in einen Topf geben und für 40-60  min  einkochen. Verdampft zu viel Essig, kann man etwas Apfelsaft zufügen. Anschließend  den Gelierzucker zugeben und noch einmal  4 min kochen, heiß in Gläser füllen und kopfüber einige Minuten zuziehen lassen.
Bei mir ergab das Rezept ein Glas a 200 und ein Glas a 250 g.  Reicht für den Winter! Vorratshaltung ist zwar schön und gut, aber oft überschätzt man sich mit dem Verbrauch. Lieber den Tieren noch etwas lassen.

Wie schmeckt Ebereschen-Chutney?

Sehr herb! Es ist mit Sicherheit nichts, das Ihr einfach so aus dem Topf löffeln werdet. Dennoch liebe ich es: Es ist die perfekte Beigabe zu Wild oder Grillfleisch oder zu den Gerichten zu denen man gerne Preiselbeeren serviert, man aber gelegentlich denkt: Hier fehlt irgendwie der richtige Pepp. Da ist der, im Ebereschen-Chutney! Ebereschen sind tatsächlich ein geschmacklich kräftiger Ersatz für Preiselbeeren, die leider nicht bei mir vor der Haustüre wachsen. Statt dessen steht jener gewaltige Ebereschen-Baum vor unserem Haus - warum also nicht das nutzen, was da ohnehin wächst, bevor die ganzen Beeren auf dem Bürgersteig landen und zertrampelt werden?
9 Meter hoch ist der Ebereschenbaum. Da bleibt genug für alle: Mensch und Tier.
Viel zu viele Beeren landen ohnehin auf dem Bürgersteig und werden zertreten.

Variationen des Chutneys - herb, herber, Eberesche

Ebereschenbeern sind sehr herb. "Schrumpfkopf-Aroma", heißt das bei mir, weil es die Backen ganz schön zusammmen zieht. Die Herbe bekommen die Beeren durch die Parasorbinsäure - für uns ist das ein "Fraßschutz" und sollte eigentlich so viel heißen wie "Finger weg von den Beeren". Allerdings wird Parasorbinsäure, wie oben schon beschrieben, zu essbarer Sorbinsäure umgewandelt, und zwar sowohl durch Frost als auch durchs Kochen. Ob die Herbe wirklich halbiert wird, wenn man die Beeren frostet und anschließend kocht, konnte ich bisher nicht wirklich objektiv beurteilen. Mein Eindruck war bisher eher ein Nein. Andere legen die Beeren zuzüglich zum Einfrieren noch mal 24h in Essig ein, wodurch sich das herbe Aroma weiter verlieren soll. Meine Beeren hatte ich zuvor eingefroren, da unsere Ebereschenbaum dieses Jahr dermaßen voll war, dass ich gar nicht alle geernteten Beeren sofort verarbeiten konnte. Der hängt immer noch zu 3/4 voll, aber da dürfen sich nun die Vögel dran laben.
Dem Chutney  lässt sich noch etwas zusätzlicher Zucker zufügen und die Chili kann man durch milde Arten ersetzen oder auch ganz weglassen, wem die zusätzliche Schärfe nicht behagt.  Sehr fein wird das ganze auch mit einer Fingerspitze klein geschnittenem Ingwer. Auch ein klein geschnittener Apfel oder eine Quitte machen sich sehr gut im Chutney und  mildern den herben Geschmack etwas ab. Ganz klar: auch die Menge der Vogelbeeren lässt sich reduzieren und z.B. durch mehr Tomaten, Zwiebeln oder einer zusätzlichen Quitte ersetzten. Gerade wenn Kinder mitessen, ist weniger mehr.