Freitag, 25. Juli 2014

Welches Unkraut ist das und kann man das essen? Der Ackergauchheil

Oft werde ich gefragt: Sag mal, weiß Du was das für eine Pflanze ist und kann ich die essen?  So auch hier: Zugeschickt wurde mir das Bild von einer Blogleserin, die mich fragte, was denn da so hübsch rötlich bei ihr übermäßig im Garten blüht  und ob sie das irgendwie als Gemüse zubereiten kann. Hier die Antwort:
Das was da im Garten wächst ist Ackergauchheil (Anagallis arvensis). Zum Essen ist er leider wegen einiger giftiger Saponine nicht geeignet. Aber es gibt einiges über ihn zu erzählen....

Ackergauchheil (Anagallis arvensis)

Die hübsche, zarten orange-roten Blüten des Ackergauchheils

Eine Räucherpflanze gegen böse Geister 

Früher und teilweise auch heute noch, wird er in sehr speziellen Räuchermischungen verwendet. In alten Tagen haben die Menschen daran geglaubt, dass Gespenster den Gauchheil meiden, weshalb man damit die Häuser regelmäßig ausräucherte. Auch heute noch verwenden Geisterjäger und Schamanen den Gauchheil in ihren Räuchermischungen, um Tatorte zu reinigen in denen z.B. ein Mord begangen wurde oder an denen "böse Schwingungen"  herrschen. Der Rauch der heil macht, der Rauch-Heil wurde als Wort zu Gauchheil verschleppt.
Alternativ zum Räuchern gibt es den Aberglauben ein Säckchen voll getrocknetem Gauchheil in die Winkel des Hauses zu hängen und so einen Schutz vor dem Bösen zu bekommen. Das Säckchen lässt sich wohl auch um den Hals hängen, dann soll es vor häufigem Nasenbluten schützen. Ob das stimmt? Wer Spaß dran hat kann das mal selbst ausprobieren. Bei  häufigem Nasenbluten ist aber in jedem Fall zusätzlich ein Arztbesuch anzuraten.

Eines der ältesten Psychopharmaka

Der Gauchheil gehört zu einem der ältesten, natürlichen Psychopharma: Man setzte ihn bereits vor über 2000 Jahren gegen Schwermut oder Tobsuchtsanfälle ein. Das kleine Pflänzchen ist also wirksam gegen extreme Gefühlsneigungen in beide Richtungen. In die Schulmedizin ist der Ackergauchheil aber nie vorgedrungen. Einzig bis in die Homöopathie hat er es geschafft, wo einen D3-Potenzierung gegen juckende Hautausschläge, Geschwüre und Psoriasis, aber auch bei  Nerven-, Leber- und Gallenerkrankungen eingesetzt wird.

Die Selbstmedikation mit Ackergauchheil ist nicht empfehlenswert

Tee aus Ackergauchheil hat dank der psychoaktiven Substanzen eine schmerzlindernde Wirkung und wurde  z.B. bei Zahnschmerzen angewendet. Auch bei Asthma, Husten und Atemnot wurde ein Tee aus Gauchheil verabreicht. Eine sehr vorsichtige Dosierung kann die Entgiftung der Leber anregen und Schadstoffe aus dem Körper ausleiten. Dennoch empfiehlt es sich nicht, den Ackergauchheil in Selbstmedikation anzuwenden ohne das Hinzuziehen eines naturheilkundigen Arztes, denn eine Überdosierung kann im Gegenzug schnell zu Nierenschäden führen.

Ein überall verfügbares, schwaches Pfeilgift für die Jagd

Die Gattung Anagallis existiert auch in Amerika mit einigen Arten. Das die Gattung giftig ist, wussten auch die Indianer, die ihre Pfeilspitzen einst mit Pflanzensaft aus Gauchheil bestrichen und es als schwaches Pfeilgift nutzten. Da die Pflanze rechte häufig anzutreffen ist, war das ein sehr praktischen Mittel, da es sich nahezu überall finden ließ. Vielleicht wächst der Gauchheil ja auch in Eurem Garten. Dann wisst Ihr nun ein wenig mehr über das unscheinbare, kleine Pflänzchen mit der großen Wirkung auf böse Geister.





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