Das klingt schon gefährlich: "Schmuckdroge". Meist zucken die Leute zusammen, wenn man ihnen was von Drogen erzählt. Tatsächlich wird als Droge erst einmal jede irgendwie auf Körper und Geist wirksame Substanz bezeichnet: Von Aspirin bis hin zum Zucker. Schmuckdrogen hingegen haben in der Tat "nur" einen Effekt auf die Optik und dienen meist als Füllstoffe für Teemischungen. Wenn, dann haben sie nur eine ganz geringe physiologische Wirkung. Psychologisch jedoch wirken sie! Wer z.B. einen Blütentee mit Kornblumen oder eine Blütenbutter vor sich hat, der freut sich, noch bevor er beides überhaupt in sich aufgenommen hat. Blumen im Essen - eine der schönsten Psychopharmaka, wenn man so will - natürlich immer vorausgesetzt, dass man keine Giftpflanzen gesammelt hat.
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Kornblumen werden gerne als Schmuckdrogen verwendet, als optischer Füllstoff ohne Wirkung. |
Welche Pflanzen und Pflanzenteile dienen als Schmuckdroge?
Blütenblätter stehen natürlich ganz weit oben in der Liste der Schmuckdrogen. Geeignet sind nahezu alle essbaren Blüten, die sich schnell genug trocknen lassen. Saftige Blüten, wie die der Taglilie bedürfen eines Dörrgerätes, damit sie während der Trocknung ihre Farbe behalten und nicht ins matschige Braun fallen. Einfacher ist das Trocknen von Blütenblättern der Sonnenblumen (geld), Kornblumen (blau) und Ringelblumen (orange), aber auch Mohn (rot), Malve (lila) und alle Rosen eignet sich als Schmuckdrogen, da die filigranen Blütenblütter recht rasch trocken sind. Mit diesen Blumen hat man schon eine recht bunte Mischung z.B. für Blütensalz, Blütenzucker, Blütenbutter, Beigaben zu einen Teemix, "essbares Konfetti" für Kuchen und Desserts oder um ein Potpourrie optisch aufzuwerten. Das Auge freut sich, die Seele lacht.
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Ringelbumenblütenblätter bringen leuchtends Gold
in die Mischung. |
Blattmaterial ist meist keine Schmuckdroge
Doch auch bunte, panaschierte Blätter eignen sich theoretisch als optische Beigabe. Allerdings ist der Wirkstoffgehalt im Blattgrün meist schon wieder so hoch, dass man nicht mehr von Schmuckdroge sprechen kann, sondern tatsächlich von einer Droge sprechen muss. Buntnesselblätter sind ebenso wie wie panaschierte (weiß gespenkelte) Blätter von Gundermann schon keine Schmuckdroge mehr. Sie entfalten ihre entschlackende und entgiftende Wirkung bereits in recht kleinen Mengen im Körper. Deswegen sollten Blätter nicht bedenkenlos eingesetzt werden.
Goldgelbes Stroh als Schmuckdroge
Sogar das goldgelbe Stroh unserer Getreidearten lässt sich als Schmuckdroge verwenden und damit sind wir bei Halmen bzw. Pflanzenstielen angekommen. Stroh sollte man aber nur sparsam einsetzten, denn gerade im Tee kommt der Heugeschmack all zu schnell zum Vorschein und wer - so wie ich - kein großer Teetrinker ist, weil Kräutertees häufig zu "grün" schmecken, sollte lieber auf Stroh als Schmuckdroge verzichten.
Birkenrinde nur in geringem Umfang als Schmuckdroge verwenden
Theoretisch ließe sich auch Birkenrinde als Schmuckdroge verwenden. Die weiße Farbe ist die einzige, "echte" weiße Farbe, die es im Pflanzenreich gibt und geht auf das in ihr enthaltene weiße Betulin zurück. Deswegen bleibt trockene Birkenrinde auch beim Trocknen reinweiß. Alle anderen "weißen" Pflanzenteile, sein es nur die Blütenblätter der Gänseblümchen oder die ausgebleichten weißen Chiccore-Blätter, haben ihre "Farbe" durch nicht vorhandene Farbstoffe und die physikalischen Eigenschaften der Lichtbrechung. Bei ihnen sieht man deshalb oft, dass sie beim Trocknen gelblich oder bräunlich werden, weil man sozusagen die Zerfalls- bzw Oxidationsprodukte im Inneren der Zellen betrachten kann. Doch die Birke färbt sich tatsächlich mit weißer Farbe ein und diese bleibt beim Trocknen erhalten. Doch auch bei Birkenrinde sollte nur sehr wenig für die Optik eingesetzt werden. Ähnlich der Blätter beinhaltet Birkenrinde neben dem Betulin auch Triterpene. Diese Stoffgruppe wird in der Naturheilkunde zur Wundheilung eingesetzt. Also ist auch Birkenrinde keine Schmuckdroge, sondern eine echte Droge. Dementsprechend sparsam sollte man sie verwenden.
Achtung, Malve kann abfärben!
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Ist die Malve am verblühen kann man die Blütenblätter abzupfen und trocknen. So hatten auch
die Bienen noch etwas von den Blüten gehabt. |
Bei der Malve gibt es eine Besonderheit zu beachten: Lila Malvenblüten in warmen Flüssigkeiten färben diese auch Lila - das kann manchmal gewollt sein, wie in vielen Früchtetees, aber manchmal passiert dies auch ungewollt, z.B. wenn der Laie Malvenblüten in Butter mixt und dann plötzlich lila Schmierspuren in dieser findet. Das ist nicht weiter schlimm, sieht halt nicht immer nett aus.
Schmuckdrogen effizient sammeln kurz vor dem Verblühen
Das Sammeln von Blütenblättern Bedarf manchmal schon einer echten Überwindung: Wirklich? Diese schöne Blütenpracht zerrupfen? Wer Kornblumen, Ringelbumen und Co. im Topf zieht, der hat die Blumen täglich im Auge. Die Blütenblätter lassen sich dann ernten, wenn die Blumen gerade anfangen zu verblühen. Auf diese Weise konnten Bienen die Blüten noch bestäuben, man konnte sich am Anblick der Blütenpracht ergötzen und wird nun die verblühende Blütenhülle auch noch genutzt. Das ist doch mal nachhaltig.
Gute Laune aus der Natur für triste Tage
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"Ein Kessel Buntes" - Schmuckdrogen-Blütenmix für die dunklen Zeiten im Jahr. |
Den ganzen Sommer über sammele ich mir so meine Schmuckdrogen zusammen und hab so immer eine Schale voll Sommer, wenn der Winter kommt. Es lohnt sich verblühte, essbare (!) Blüten zu sammeln und zu Trocknen.
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Buntes Blütensalz fürs Frühstücksei ist natürlich auch im Sommer einsetzbar :-), einfach einige Blüten
zerkleinern und mit Salz vermischen. Auf gleiche Weise lässt sich auch Blütenzucker herstellen, der anders
als mit frischen Blütenblättern zermörsert eben weiß bleibt mit bunten Blütenstückchen. |
Kornblumen-Special
Kornblumen sind mir ein echtes Anliegen. Während man Malven recht häufig findet und auch Ringelblumensamen in nahezu jeder Gärtnerei anzutreffen sind, ist das bei Kornblumen schwieriger. Sie findet man meist nur in Wiesenblumenmischungen. Leider gehören die wunderschönen blauen Blumen zu den Wildpflanzen, die durch den massiven Einsatz von Herbiziden stark zurückgegangen sind (das
Piggeldy-Video hatten wir ja schon mal). Das konnte ich die letzten Jahre bei uns in der Region "live" mitverfolgen und das tut mir in der Seele weh. Auf den Getreidefeldern sieht man sie nur noch extrem selten bis gar nicht, und wenn, dann ist das meist ein Bioland- oder Demeter-Feld oder Brachland.
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Da wächst nur Korn, aber keine Kornblume mehr.
Unkrautvernichter "sei dank". Und wir? Wir essen das! |
Meine ersten
Kornblumen hab ich im Blumentopf angezogen und die gewonnen Samen dann auf meine Wiese gestreut.Seither samen sie sich von allein recht gut aus. Dankbare, wunderschöne Blumen.
Wer nun Kornblumen einmal selbst anpflanzen
möchte und keine in seiner Umgebung wachsen hat, dem empfehle ich
die Samen hier zu bestellen:
Kornblumensamen von vivara*. Die kauft ihr einmal und könnt von da ab jedes Jahr euren eigenen Samen gewinnen. Kornblumen sind wirklich pflegeleicht.
*Ein Teil der Einnahmen geht an den Naturschutzbund, ein ganz kleiner Prozentsatz unterstützt mich als vivara-Affiliate. Ich bin dankbar, endlich einen Anbieter gefunden zu haben, der Naturschutzprodukte mit Mehrwert verkauft, der zum Unkrautgourmet passt und der meine Seite nicht ablehnt, weil sie nicht "verkaufsfördernd" ist. Stimmt, ich mag euch eigentlich nicht zu noch mehr Konsum anstiften - wir haben doch längst von allem genug. Nur der Natur, der fehlen ein paar helfende Hände und einige Millionen Wildkräuterblumentöpfe :-). Aber vielleicht ist das hier ja ein guter Anfang. Am Unkraut verdienen sonst nur Firmen, die Unkrautvernichter verkaufen das große Geld. Bei Unkrautvernichter für 12,95 Euro greift man bedenkenlos zu und akzeptiert den Preis - der kostet halt so viel, wird ja chemisch hergestellt - aber bei Naturschutz, tut es plötzlich überall im Geldbeutel zwicken. Verrückt, wenn man länger drüber nachdenkt.
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